Das große Finale naht...

Anna Gasteiger berichtet für KURIER live aus Baku.
Blog aus Baku, Tag 8: Die Song-Contest-Geisterbahn lässt sich auch im Selbstversuch ganz leicht nachstellen.

Das große Finale naht... zum Glück. Denn langsam wird gruselig in der Song-Contest-Geisterbahn. Unerschrockene können sie im Selbstversuch ganz leicht nachstellen: Man setze sich an einen Schreibtisch, schalte eine Klimaanlage auf Höchststufe, lasse eine schlechte CD im Repeatmodus laufen und verharre acht bis zehn Stunden in dieser Position. Na gut, immerhin ist der (Seiten-)Blick aufs Kaspische Meer attraktiver als der auf den Innenhof eines durchschnittlichen Wiener Zinshauses. Und es gibt auch nur hier einen Kühlschrank, der stets mit Gülüstan-Limonade nachgefüllt wird. Erhältlich in den Geschmacksrichtungen giftgrün, knallrot und trübgelb.

Die ständige Beschallung mit Song-Contest-Liedern löst einen interessanten Prozess aus. In der ersten Stufe hört sich alles gleich an. In der zweiten hält man jeden Song für einen potenziellen Welthit und summt die ganze Zeit irgendeine Melodie. Alle zwei Minuten eine andere. Sie schlingen sich im Kopf ineinander und bilden eine endlose Kette... in etwa so: Comeonanddancecomeonanddanceuphoooooriaphrodisiac. Und in der dritten Stufe kann man das alles miteinander NICHT mehr hören.

Wie die vierte Stufe aussehen kann, ist noch Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Diskussionen. Langsame Entwöhnung durch kontrollierte Dosen, zwei Songs in der Früh, zwei zu Mittag, zwei am Abend? Oder Teufelsaustreibung durch Kontrastprogramm, eine Woche lang jeden Abend zu einem Rockkonzert? Oder eiskalter Entzug? Im Hintergrund dudelt gerade der "Beautiful Song" von Anmary aus Lettland. "Beautiful song is on the radio, is in the TV shows and so on and on and on and on and on..." - ohja, wir befinden uns eindeutig noch mitten in Stufe drei.

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