Aserbaidschan: It's a man's world

Die Pressekonferenz der Initiative "Sing for Democracy" (mehr dazu im Mittwoch-KURIER) war in vielerlei Hinsicht interessant. Es wurde zum Beispiel viel gebrüllt. Und der Übersetzer, der die aserbaidschanischen Beitäge auf Englisch übesetzte, gönnte sich die eine oder andere Bemerkung in eigener Sache: "Das Mikrophon ist eine super-Erfindung, wenn man gehört werden will."
Was auch auffiel: It`s a man`s world. Die schnauzbärtigen, korrekt gekleideten aserbaidschanischen Journalisten, die gekommen waren, um die Regierungskritiker aufzumischen; die inhaftierten oder ermordeten Oppositionellen, deren Fotos auf eine Leinwand projiziert wurden. Lauter Männer. Das Schicksal einer einzigen Frau wurde thematisiert - und prompt war von "unmoralischem Lebenswandel" die Rede. Sie sei mit einem dubiosen Mann erwischt worden. Also, salopp übersetzt, eine Schlampe, die man nicht ernst nehmen muss.
Im politischen und kulturellen Leben spielen Frauen offensichtlich keine große Rolle. Was aber nicht heißt, dass man als Touristin schlecht behandelt wird. Die unangenehme Mischung aus Verachtung und Gier, mit der einem Männer in patriarchalen Ländern oft begegnen, spürt man hier nicht. Die Frauen auf der Straße sind normal angezogen und bewegen sich selbstbewusst. Kopftuchträgerinnen sieht man selten. (Aber Achtung, all diese Beobachtung wurden im für den Song Contest zurechtgeputzten Stadtzentrum von Baku gemacht.)
Kontaktfreudige Bakuwiner
Nur wenn man als Frau allein unterwegs ist, kann es passieren, dass der eine oder andere Blick eine Spur zu lang hängen bleibt, oder dass man von einem kontaktfreudigen Bakuwiner angeredet wird.
"Bist du verheiratet?""Ja." (Wer diese Frage nicht mit Ja beantwortet, ist selber schuld.)"Ist dein Mann mit in Baku?""Nein.""Kann ich deine Telefonnummer haben?"
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