Interview mit Dr. Janna Scharfenberg zum Welt-Yogatag
von Claudia Nichterl
Janna, was ist das Wertvolle für dich an Yoga?
Der Yoga ist für mich eine Lebenseinstellung. Wir fokussieren uns meist auf das was körperlich auf der Yogamatte passiert, aber der Yoga ist letztendlich so viel mehr. Er ist ein sehr praktikables Werkzeug, das genutzt werden kann, um mit Achtsamkeit, Zentrierung und gesund durch den Alltag zu kommen.
Was wäre denn für eine:n Anfänger:in eine gute Möglichkeit zu beginnen? Manche Asanas kommen mir sehr verbogen und fortgeschritten vor, was meinst du dazu?
Anfänger:innen rate ich immer Abstand von dem was du gerade beschrieben hast zu nehmen. Auch im Yoga-Bereich kann sich das in ziemliche Extreme begeben. Was für Anfänger:innen Sinn macht ist, sich erst zu informieren, was Yoga überhaupt ist. Neben der Praxis auf der Matte mit den Asanas zählen Pranayama -Atemübungen, Meditation, Ahimsa – Gewaltlosigkeit, Selbstfürsorge und so weiter zum Yoga. Für viele sind die Asanas, die körperliche Praxis auf der Matte, ein wunderbarer Einstieg, weil man sich körperlich sehr schnell etwas Gutes tun kann. Da empfehle ich entweder in einen Anfängerkurs zu gehen oder 1:1 mit eine:r Yogalehrer:in zu arbeiten um die eigene Praxis entwickeln zu können. Es gibt auch wunderbare digitale Ressourcen. Wenn man diesen Weg geht, dann unbedingt darauf achten dass Übungen für Anfänger:innen gemacht werden und dass immer wieder in sich hineingespürt wird - „Kann mein Körper das gerade? Will ich das? Übernehme ich mich damit nicht?“.
Man hört immer wieder, dass man Yoga in der Früh machen soll und am besten um vier Uhr morgens. Ich persönlich bin eine Spätaufsteherin – ist die Tageszeit wirklich so wichtig für Yoga?
Beim Yoga ist es wichtig, dass man es überhaupt macht - wie bei allem. Wenn ich jemandem sage, dass Yoga um vier Uhr praktiziert werden muss und es für die Person aber vom Chronotyp, von der familiären oder Arbeitssituation nicht passend ist, dann bringt das nichts. Dann würde es etwas Abstraktes und Kompliziertes bleiben. Deshalb empfehle ich Yoga dann zu machen, wenn er in den Alltag passt. Nimm Abstand von dem, dass du das gleich am Morgen machen musst, wenn es für dich nicht stimmt. Es kann natürlich eine wunderbare Sache sein – Yoga bei Morgengrauen ist energetisch eine hervorragende Zeit. Aber mache es dann, wenn es für dich stimmt und wenn für dich die Energie und Kapazität da ist.
Das ist sehr erleichternd [beide lachen]. Yoga ist Teil des Ayurveda. Wie würdest du Ayurveda beschreiben? Ist das sehr exotisch? Kann man das auch in unseren Breiten umsetzen?
Yoga und Ayurveda sind Schwestern-Philosophien. Das heißt sie haben den gleichen Ursprungsort im indischen Raum. Sie haben gleiche Grundsätze, sind aber in sich unabhängige Systeme, die sich sehr gerne die Hand reichen und gemeinsam ein holistisches Konzept ergeben. Ayurveda, die traditionell indische Medizin, ist die Weisheit des Lebens. Dabei geht es um einen universellen Lebensansatz, der egal ob in Alaska, in Indien oder in der Schweiz, umgesetzt werden kann. Ja, es kann sehr exotisch und kompliziert gemacht werden, wenn das gewünscht ist. Oder es können sehr pragmatisch einfach die Grundlagen, die im Leben gebraucht werden, angewendet werden.
Wie lange sollte man Yoga praktizieren? Was ist ein guter Anfang?
Letztendlich ist Yoga etwas der das ganze Leben in unterschiedlicher Ausprägung begleiten darf. Bei der Praxis auf der Matte macht es Sinn das am Anfang eine Regelmäßigkeit vorhanden ist - je nachdem wie es zum Alltag passt. Um diese zu etablieren, macht es Sinn, als grobe Empfehlung, jeden Tag etwas Gutes für sich zu tun. Das sind vielleicht einmal ein paar körperliche Übungen auf der Matte, das kann mal eine Atemübung sein und mal ist es vielleicht auch länger. Ich denke, es soll nicht nach einem Schema sein, sondern soll danach gehen was man will und was guttut. So kann man das Eigene entwickeln und herausfinden was man braucht. Ich glaube am Ende des Tages geht es immer darum, dass wir etwas für uns machen - wie sich das zeigt oder wie wir das umsetzten ist dann individuell.
Super, das macht jetzt richtig Lust darauf. Vielen Dank.
Sehr gerne.
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