Alles Bruckner! Happy Birthday Anton!
Bekanntschaft schließen mit einem weltberühmten Unbekannten“ steht auf einem Werbesujet zum Brucknerjahr 2024. Das ist treffend formuliert. Fraglos kennen viele Menschen Anton Bruckner, den Komponisten.
Dass er Oberösterreicher und Sängerknabe in Stift St. Florian war, genial Orgel gespielt und komponiert hat, mag auch noch geläufig sein. Dass er insgesamt neun Sinfonien, drei Messen, das Te Deum, etliche Motetten und ein Streichquintett zu Papier gebracht hat, wohl schon weniger. Der „weltberühmte Unbekannte“ ist tatsächlich nicht leicht fassbar. War er nie.
Wie und was er komponiert hat, empfanden schon seine Zeitgenossen als neu, groß, überwältigend, gleichzeitig galt Bruckner als schräg, schrullig, ein bisschen sonderbar. Und so ist die Frage damals wie heute
die gleiche: Wer ist dieser Anton Bruckner, der am 4. September 1824 in Ansfelden, unweit von Linz und St. Florian zur Welt gekommen ist?
Wenn mich der liebe Gott einst fragt: ,Wo hast du die Talente, die ich dir gegeben habe?’, halte ich ihm die Notenrolle mit meinem Te Deum hin.
Spurensuche
Der 200. Geburtstag von Bruckner im kommenden Jahr bietet die Gelegenheit,den Menschen, Musiker, Lehrer, Komponisten, Organisten Anton Bruckner in nie da gewesener Weise kennenzulernen.
„Oberösterreich wird mit einer breiten Palette an Ausstellungen, Konzerten und Veranstaltungen in allen Regionen des Landes die Bedeutung seines beeindruckenden Werks sichtbar machen. Das ganze Jahr 2024 ist eine Einladung, dem großartigen Musiker näherzukommen“, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer und der künstlerische Leiter des Bruckner-Jahres, Norbert Trawöger, ergänzt: „In diesem Programm wird spürbar,
dass uns Bruckner im Spannungsbogen zwischen Tradition und Innovation zu einer umfassenden Vielfalt bewegt. Wie er mit seiner Musik eine Dimension eröffnet, die weit über Tradition und Landesgrenzen hinausgewachsen ist, ohne je auf sie zu vergessen.“
Tatsächlich bewegte sich Bruckner zwischen den Zeiten und den Welten. Musikgeschichtlich wirkte er am Übergang zwischen Spätromantik zur Moderne. Noch in der Tradition verhaftet, war er dennoch Wegbereiter
der modernen Musik. Mit ihm ging etwas zu Ende und mit ihm begann etwas Neues. Gleichzeitig wandelte er auch ganz real zwischen den Welten. Auf dem Land aufgewachsen und voller
Bodenständigkeit, ging er später nach Wien, wo er seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte – ohne sich die Mühe zu machen, die erwähnte, „bodenständige Herkunft aus einfachen Verhältnissen
durch gekünstelte Umgangsformen oder extravagante Lebensführung zu verschleiern“.
Zum Jubeljahr holen die Oberösterreicher ihn nun unter dem Motto„Bruckner is coming home“ zurück ins Epizentrum seines Weltwerks und seines Lebens – nach Ansfelden, nach Linz, St. Florian und vielen weiteren Wirkungsstätten. An mehr als 35 Orten in Oberösterreich wird Bruckner spürbar, hörbar, zu sehen und zu fühlen sein. Nie zuvor haben sich so viele Menschen, Institutionen, Organisationen und Unternehmen gleichzeitig mit ihm beschäftigt, entsprechend vielstimmig ist das Programm.
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Mannigfaltiges Programm
Das startet, um korrekt zu sein, eigentlich schon in diesem Jahr. Am 2. und 3. Dezember 2023 setzen das Bruckner Orchester Linz und dessen Chefdirigent, Markus Poschner, im Redoutensaal Linz gewissermaßen
das Tremolo, indem sie Bruckners „Nullte“ und die „1. Sinfonie“, die anno 1868 in eben diesem Redoutensaal uraufgeführt wurde, präsentieren werden. Viele weitere hörens- und sehenswerte Programmpunkte folgen. Ein Höhepunkt ist etwa das Festkonzert zum 50- Jahr-Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses in Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Metha am23. März 2024. Als passendes „Geburtstagsständchen“ wird Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur gegeben, jenes sinfonische Werk, das ihm 1884 den Durchbruch zum international anerkannten Komponisten brachte.
Mit Franz Welser-Möst bringt sich ein weiterer Spitzendirigent in die „Bruckner-Festspiele“ ein. Schöne Parallele: Auch Welser-Möst wurde in Oberösterreich musikalisch sozialisiert. Am 4. September 2024 spielt das
Cleveland Orchestra unter seinem Dirigat das Geburtstagskonzert „Happy Birthday, Anton!“ in Ansfelden. Wer wissen will, wie Bruckner selbst in der Jugend geprägt wurde, findet in
der Ausstellung „Wie alles begann“ im Stift St. Florian, wo er Sängerknabe, Lehrer und Organist war,Antworten.
Ein weiterer Schauplatz: die Saline in Ebensee. Es gibt wohl keinen passenderen Ort, um auf den Geschmack der „kristallinen Grundstrukturen“ von Bruckners Musik zu kommen. In einer Produktionshalle versammeln sich am 15. Juni Chöre, das Bruckner Orchester Linz und Markus Poschner zu einem einzigartigen Bruckner-Großereignis der Sonderklasse. Zuvor laden die St. Florianer Sängerknaben
am 4. Mai in die Stiftsbasilika zur großen e-Moll-Messe Bruckners.
Der Alte Dom in Linz, Bruckners langjährige Wirkungsstätte, ist wiederum am 7. Juni Aufführungsort der musiktheatralen Weltpremiere „Der Findling“. Und auch sportlich bringt einen Bruckner weiter. Am 15. September
wird zwischen dem Alten Dom und dem Brucknerhaus Linz die Joggingstrecke „Sinfonie des Laufens“ eingeweiht. Kurzum: Bruckner auf allen Wegen oder wie Norbert Trawöger resümiert: „Die Auseinandersetzung
mit ihm, seiner Musik lässt uns in Bewegung geraten, um in unterschiedlichsten künstlerischen Formen unsere Wurzeln neu zu erfahren und über uns in die weite Welt hinauszuwachsen. Bruckner verbindet uns im Jetzt
auf eine nie da gewesene Weise.“
Wir wünschen Ihnen ein klangvolles Bruckner-Jubiläumsjahr!
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