"In der Kunst heimisch fühlen"

"In der Kunst heimisch fühlen"
Barbara Neundlinger, Leiterin vom Verein KulturKontakt Austria, im KURIER-Interview über Jugendliche, Kontakt mit Kultur und kreative Fächer.

Kunst trifft Schule, und die Schnittstelle ist der Verein KulturKontakt. Seine Aufgaben sind so vielfältig wie die Kunst selbst. Er berät Künstler sowie Lehrer und unterstützt Projekte zum Thema kulturelle Bildung. In der Praxis heißt das etwa, dass Künstler mit Schülern jeden Alters Workshops machen. KulturKontakt arbeitet im Auftrag des Bildungsministeriums. Leiterin Barbara Neundlinger im KURIER-Interview:

KURIER: Was haben Schüler davon, wenn sie mit Künstlern in Kontakt kommen?

Barbara Neundlinger: Es findet ein Austausch auf Augenhöhe zwischen Künstlern und Schülern statt, bei dem beide profitieren. Schüler lernen Neues kennen, stärken eigene kreative Fähigkeiten, können Schwellenängste abbauen und finden einen eigenen Zugang zu Kunst und Kultur. Lehrer berichten, dass sich das positiv auf das Klassenklima auswirkt.

Wie passiert das?

Schüler lernen spielerisch Teamarbeit und den wertschätzenden Umgang mit Vielfalt im Klassenverband und in der Gesellschaft. Interessant: Auch Lehrer lernen neue Fähigkeiten ihrer Schüler kennen. Umgekehrt: Durch die enge kreative Zusammenarbeit sehen Schüler ihre Lehrer und Mitschüler mit neuen Augen.

Was bleibt den Jugendlichen?

Meist entsteht eine besondere Beziehung zu einer Kultureinrichtung. Schüler kennen sich in der für sie vertrauten Umgebung gut aus, fühlen sich heimisch. Das gilt besonders für Schüler, die die Angebote der Kultureinrichtungen normalerweise wenig nutzen. Manchmal werden unverbindliche Übungen wie Theater oder Tanz ins Leben gerufen. Oder es entsteht eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Schauspielern, etc.

Ändert der Kontakt mit Kultur den Zugang zur Gesellschaft?

Ja. Indem ein Bewusstsein entsteht, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Zudem wird die Ausdrucksfähigkeit verbessert. Wer sich besser kreativ, körperlich, sprachlich ausdrücken kann, wird besser wahrgenommen. Das erhöht den Selbstwert. Viele beginnen sich für zeitgenössische Kunst zu interessieren.

Müssten kreative Fächer also stärker gefördert werden?

Die Beschäftigung mit Kunst kann viel zum Schulerfolg beitragen. Wer Theater spielt, muss nicht automatisch besser in Mathe werden. Aber Schüler lernen dabei vieles, was sie in PISA-Fächern gut brauchen können: Spracherwerb, Konzentration, Durchhaltevermögen.

Link: www.kulturkontakt.or.at

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