Ausflugstipp Südmähren: Pracht-Schlösser Lednice und Mikulov im Vergleich

Ausflugstipp Südmähren: Pracht-Schlösser Lednice und Mikulov im Vergleich
In Südmähren, an der Grenze zum Weinviertel, liegt eine sehenswerte Schlösserregion. Wir haben zwei herausgepickt: Das neugotische Lednice mit elegantem Park und das barocke Mikulov auf einem Felshügel.

Zusammenfassung

  • Lednice beeindruckt mit neugotischer Architektur, einem weitläufigen Park und dem einst größten Palmenhaus der Welt.
  • Mikulov punktet mit einem barocken Schloss und einem riesigen Weinfass.
  • Beide Orte bieten historische Einblicke und kulinarische Erlebnisse, ideal für Tagesausflüge von Wien.

In Südmähren, nur eine gute Fahrstunde von Wien entfernt, liegt ein sehenswertes Schlösserdreieck: Mikulov, Lednice und Valtice. DIe KURIER Reise hat sich die ersten beiden Schlösser genauer angeschaut und verglichen.

Ausflugstipp Südmähren: Pracht-Schlösser Lednice und Mikulov im Vergleich

Teil 1: Lednice

Lednice heißt auf Deutsch Eisgrub. Dieser Name klingt zu hart, will gar nicht zur zuckerlsüßen Fassade des Schlosses passen. Das neugotische Äußere des repräsentativen Baus wird von einem Palmenhaus flankiert, dahinter dehnt sich weitläufig ein Park aus, in dem Besucherinnen und Besucher sogar mit Booten auf Kanälen (am rechten Ufer der Thaya) dahintuckern können.

Wahrlich, man denkt eher an Kaiserin Sisi, Lustwandeln und an eine englische Gartenschau, nicht an eine Eisgrube.

Ausflugstipp Südmähren: Pracht-Schlösser Lednice und Mikulov im Vergleich
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Wie passend: An diesem Tag wuseln vor dem Eingang zum Schloss eine Handvoll Frauen in bunten, historischen Kleidern herum. Es wird gelacht und posiert.

Das menschenleere Bild rechts täuscht: Lednice war 2024 das meistbesuchte Schloss Tschechiens. Das soll potenzielle Besucher nicht abschrecken, die Anlage ist weitläufig (zweihundert Hektar Park). Lednice bietet grundsätzlich Stoff für einen Tagesausflug.

Wo im 14. Jahrhundert ein Gutshof stand, bauten die Fürsten von Liechtenstein im Laufe der Jahrhunderte um und aus.

Das Palmenhaus direkt neben dem Schloss sollte man unbedingt besichtigen: Um 1844 erbaut – damit vierzig Jahre früher als das Pendant in Schönbrunn! – war es zum Zeitpunkt der Fertigstellung das größte Glashaus der Welt.

Gärtnern war ein Hobby der Fürstenfamilie, um 1900 hatte Lednice die größte Orchideensammlung Europas. Die tropischen Pflanzen im Palmenhaus sind nicht das einzig Exotische: Es gibt im Park mit nordamerikanischem Gehölz einen chinesischen Pavillon und ein Minarett. Hier lautet die Mär, dass dies Fürst Alois nach einem Streit mit dem Pfarrer aus Trotz und Provokation bauen ließ.

Im Schloss selbst sollte man sich bei einer Führung von den repräsentativen Räumen zu den einst privaten Fürstenappartements der Liechtensteins vorarbeiten.

Wunderwerk Wendeltreppe

Ein Highlight steht in der Bibliothek. Da windet sich im Eck eine fein ziselierte Holztreppe empor. Die Rarität mit fünfunddreißig Stufen stammt aus der Werkstatt des k.u.k.-Möbelfabrikanten Carl Leistler aus Wien. Was ein Laie nicht erkennt: Sie ist aus einer Eiche (aber nicht aus einem Stück) geschnitzt und wurde ohne Nägel gefertigt.

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Wer nach dem lustvollen Herumwandeln allmählich hungrig wird: Gleich ums Eck lässt man sich im „Pivovar Lednice“ nieder, einem Lokal mit Mikrobrauerei und Gastgarten. Mutige greifen zu Olmützer Quargel, der als intensive Vorspeise gereicht wird. Das hauseigene Bier eignet sich, um die Spezialität hinunterzuspülen.

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Quargel-Vorspeise im Pivovar Lednice.

KURIER-Fazit

Vor allem bei Schönwetter und ab Anfang April (dann starten die Führungen), sind Schloss und Park sehenswert. Mit dem Fahrrad entdeckt man die Bauten in der Region, etwa die Reistenkolonnade. Von der kolossalen Galerie (ähnlich der Gloriette in Schönbrunn) auf einer Anhöhe blickt man auf die liebliche Weinlandschaft.

Teil 2: Mikulov

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Beim Kennenlernen zählt der erste Eindruck. Das gilt  für Beziehungen, und das ist  auch bei Städten so. Nun kann man natürlich eine Stadtrundfahrt machen. Noch besser: Man hockt sich in ein Lokal und isst und trinkt sich durch die örtliche Küche.

Schmackhaftes Kennenlernen

In Mikulov ist  das „Tanzberg“ eine geeignete Adresse dafür. Efeu hat die Fassade grün bepinselt, nur die Fenster, der Eingang und der Schriftzug „Hotel Tanzberg“  sind ausgespart.  Drinnen, im Restaurant mit Bierstube, isst man böhmisch-mährisch, aber auch jüdische Gerichte stehen auf der Karte. Etwa Tscholent, der  Eintopf aus der aschkenasischen Küche, wird hier als Vorspeise serviert, garniert mit Essiggurkerl. Vom Nebentisch wabern mährischer Dialekt und der heiße Dampf  einer „Goldenen Joich“ herüber –   hier wird die  kräftige jüdische Hühnersuppe mit hausgemachten Nudeln serviert. Das lohnt sich.

Ein wenig Geschichte zwischendurch

Wer sich nach dem ersten kulinarischen Eindruck fragt, woher der jüdische Einfluss stammt, findet  gegenüber in der Alten Synagoge Antworten.  Im einst sakralen Bau ist  das Regionalmuseum beheimatet. Für Österreicher kaum überraschend, hat das  viel mit den Habsburgern zu tun. Herzog Albrecht hat um 1420 die Juden aus Wien und Niederösterreich verbannt, diese flüchteten nach Mikulov, ein jüdisches Viertel wuchs. Wie (schwierig) sich das Zusammenleben  über die Jahrhunderte gestaltete, erfährt man zwischen Bima und Thoraschrein in der einzig erhaltenen Synagoge der Stadt. 

Geschichtlich gerüstet, spaziert man  nachdenklich die gewundene Straße hinauf zum Schloss, ein Blickfang im flachen Land. Ein Knall reißt  heraus, holt ins Jetzt zurück. Die Stadtführerin, die nun begleitet, klärt auf: „Das sind Winzer, die jetzt (im Herbst) mit dem Schießen die Stare vertreiben.“ Die südmährische Stadt ist übrigens nur fünf Fahrminuten vom Weinviertel entfernt,  rüberwinken geht fast. 

Vom Schlosshügel blickt man  auf die roten Dächer der Stadt  und stolpert  auch gleich wieder wo hinunter, in den Weinkeller.

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Das riesige Weinfass im Keller des Schlosses Mikulov

Ein Riesenfass zum Staunen

Der hat es in sich. Eines der größten Fässer Europas, einst mit über 100.000 Litern Wein befüllt.  In den 1640ern haben die Einheimischen das Megafass gebaut. Auch aus  hygienischen Gründen, sagt die Führerin: „Wasser trinken war damals zu gefährlich“, Alkohol unbedenklicher. Benutzt hat man es lediglich fünfzig Jahre, dann wurde es undicht. Eine wasserdichte Legende bleibt: Einst sollen bei Festen Musikanten im und aus dem Fass gefiedelt haben. Wer zu füllig war und nicht durch das Loch passte, musste  hinterm Fass aufspielen ... Ein Glas mährischen Weins trinkt man dann, nach der Schlossführung, auf dem Hauptplatz (schön mit  Sgraffitohaus und Brunnen) mit  einem Schmunzeln.

KURIER-Fazit

Die Stadt schmiegt sich  an das Barockschloss mit rekonstruiertem Garten; tolle Weitsicht; das Weinfass lädt zum Verkosten regionaler Weine ein; belebter, netter Hauptplatz mit Lokalen.

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