Mit dem Fahrrad von Kapstadt nach Wien: Wenn der Elefant vor einem steht

Roaming Pedals
Zusammenfassung
- Tanja Willers und Johanna Hochedlinger radelten in 445 Tagen 24.100 km von Kapstadt nach Wien durch 21 Länder.
- Die Route musste mehrfach angepasst werden, z.B. wegen Hochwasser in Afrika und Krieg im Sudan.
- Besonders beeindruckt waren sie von der Gastfreundschaft im Iran und einem magischen Moment mit einem Elefanten in Botswana.
Die Geschichten und Bilder fahren noch heute in ihren Köpfen Karussell. Die zwei Österreicherinnen Tanja Willers und Johanna Hochedlinger sind von Kapstadt heim nach Wien geradelt: Durch 21 Länder. 24.100 Kilometer. In 445 Tagen. Im Interview erzählt das Duo über die waghalsige Reise.

Johanna Hochedlinger und Tanja Willers im KURIER TV Studio
KURIER: Welche Frage wurde Ihnen unterwegs am öftesten gestellt?
Willers: Where are you from? Und: Where are you going?
Hochedlinger: Und Österreich hat oft keinem was gesagt. Dann haben wir „nach Europa“ gesagt. Oder nur die nächste Stadt genannt.
Willers: Oft wurde uns da der Vogel gezeigt, „Ihr könnt doch nicht in diese Stadt fahren, das ist ja weit!“ Oft haben wir nur „nach Hause“ gesagt.
War das Heimkommen schwierig?
Willers: Nein. Beim Fahrradfahren hat man das Glück, dass man nicht von heut’ auf morgen ankommt, wie am Flughafen, sondern langsam, über eine gewisse Zeit. Ab Kroatien war es schon bekanntes Territorium.
Was hat sich verändert?
Hochedlinger: Alles und nichts. Es passiert ganz viel im Kopf. Ab einem gewissen Zeitpunkt bist du Passagier, weil sich die Eindrücke einfach überschlagen. Dann kommst du im Dezember in Wien an, die Punschstände stehen, es ist alles wie immer.
Start war in Südafrika, dann ging es über Namibia nach Botswana ...
Willers: Dann haben wir uns nach Osten gedreht. Simbabwe, Viktoria-Fälle, Sambia, Malawi, Tansania, Kenia. In Afrika mussten wir streckenweise die Route anpassen, weil Regenzeit war oder es ein Hochwasser gab. Wir haben es rauf geschafft bis nach Äthiopien. Leider ist der Krieg im Sudan ausgebrochen.
Dann hieß es wieder Route ändern.
Willers: Wir waren in der Sackgasse, mussten komplett entgegen unseres Plans fliegen – nach Saudi-Arabien. Wir sind über die arabische Halbinsel mäandert, haben einen Hitzeschlag abkassiert und sind in den Iran übergesetzt, per Boot. Da war Thema: Können wir einreisen? Das war eine persönliche Frage. Wir haben Infos von Einheimischen eingeholt, Kontakte aufgebaut. Wovor sie uns am meisten gewarnt haben, war der Verkehr – da haben wir gedacht: Afrika haben wir auch überlebt (lacht). Wir sind dann über die Türkei, Griechenland und den Balkan. In Europa sind die Länder klein. Durch Montenegro sind wir zwei Tage geradelt.

Roaming Pedals in Kappadokien
Wie viele Stunden sitzt man täglich durchschnittlich im Sattel?
Willers: Wir haben Buch geführt. Zirka sechs bis sieben Stunden. Das klingt nach nicht viel. Du fährst nach dem Frühstück los, die Sonne treibt dich aus dem Zelt, weil es heiß wird. Du machst Pausen, musst Essen und Wasser besorgen. Dann kommst du an und richtest dich mit dem Zelt für die Nacht ein.
Wie viele Patschen gab es?
Willers: Ungefähr vierzig ... Wir sind unglaublich schnell. Das kostet uns nicht mal mehr ein Wimpernzucken.
Gab es insgesamt ein Zeitkorsett?
Willers: Das Coole bei Radreisen: Du bist dein eigener Maßstab. Wie viele Stunden will ich fahren? Wie weit will ich kommen? Du kannst alles selbst entscheiden.
Welches Land hat überrascht?
Hochedlinger: Der Iran hat mich vom Hocker gehauen. Klimatisch und landschaftlich – Strand, Berge, Wälder. Und weil wir Gastfreundschaft so noch nie erlebt haben – und wir haben viel Gastfreundschaft erlebt.

Roaming Pedals im Iran
Was bedeutet Freiheit?
Willers: Das ist uns im Iran klar geworden: Freiheit ist auch, ein Land verlassen und über Grenzen reisen zu können. Das haben wir permanent gemacht, das ist ein Privileg.
Was war besonders berührend?
Hochedlinger: Es war in Botswana, auf einer Straße. Keine Autos, keine Menschen. Wir sind stehen geblieben, weil ein Elefant aus dem Busch gekommen ist, zwanzig Meter vor uns. Der ist einfach über die Straße marschiert. Ganz, ganz langsam. Das war magisch.
Ist ein weiteres Abenteuer geplant?
Willers: Es kommt was. Aber wir verraten noch nichts.
Gewinnspiel
Die beiden treten in Wien im Orpheum (16. 2.) und in der Kulisse (23. 2.) auf, in Linz am 8. 3. Der KURIER verlost drei signierte Exemplare von „2 Frauen, 2 Räder, 1 Zelt“, eMail an reise@kurier.at (Betreff: Kapstadt). Infos auf www.roamingpedals.com
Kommentare