Von Raubrittern zu Ruinen: Neues Buch über "Lost Places" der Steiermark

Die Ruine war einst ein prächtiger Adelssitz, 1915 brannte das Schloss aus.
Die Welt ist voller verblasster Orte. Einst prunkvolle Gebäude, die vermodern, Fabriken, die stillstehen, oder versteckte Bunker, die man vergessen hat. Trotzdem ziehen sie in ihren Bann – die bröckelnden Fassaden, die eingefallenen Mauern, die dicke Staubschicht. Nicht immer suchen Reisende den Glanz des Hochpolierten. Grusel und Mystik machen die unansehnlichsten Orte zur Sehenswürdigkeit. Auch in der Steiermark. Georg Lux und Helmuth Weichselbraun (Fotograf) haben im Buch „Lost Places in der Steiermark“ solche verlorenen und fast vergessenen Orte im ganzen Bundesland (und bis über die Grenze) bildgewaltig gesammelt. Die Autoren verstehen das Buch als „Reiseführer gegen das Vergessen“. Am Rande geben sie Tipps, etwa für Ausflüge in der Region.
Drautal: Schloss Wildhaus
Das Schloss in der Nähe von Maribor im heute slowenischen Drautal war lange das Quartier von Raubrittern - die Lage an der einzigen Straßenverbindung der Gegend war perfekt, um Händlern und Reisenden aufzulauern. Die Burg verlor irgendwann an Bedeutung, weil neue Straßen gebaut wurden und ist heute zur Ruine verfallen.

Scheifling: Ruine Schrattenberg
Lange galt das barocke Schloss Schrattenberg als einer der prächtigsten Adelssitze in der Steiermark. Immer wieder wurden hier prominente Gäste empfangen: 1760 der österreichische Erzherzog Joseph (später Joseph II.) oder Napoleon, der das Schloss kurzfristig als Hauptquartier nutzte. Im ersten Weltkrieg diente das Schloss als Heim für Soldaten. 1915 brannte es aus - die Brandursache konnte bis heute nicht geklärt werden. Eine kurze Wanderung führt zur Ruine Schrattenberg (St. Lorenzen bei Scheifling). Aus Sicherheitsgründen darf man das Areal der Schlossruine aber nicht betreten.

Die Ruine war einst ein prächtiger Adelssitz, 1915 brannte das Schloss aus.
Schwimmbad Laßnitzhöhe
Dieser Ort wird dem Label "Lost Place" mehr als gerecht. In Laßnitzhöhe (Graz Umgebung) steht der in den 1970er Jahren errichtete Rohbau einer Kuranstalt, die nie fertig gestellt wurde. Das Gebäude ist "vom Becken bis unters Dach mit bunten Bildern und Sprüchen (...) verunstaltet", schreiben die Autoren des Buches. Dem Investor ging das Geld aus, das Schwimmbad wurde nie eröffnet. Betreten unter Lebensgefahr verboten.

Vorau: Enge und geheimnisvolle Erdställe
Die Erdställe (abgeleitet von Erdstollen) sind Stollen, die unter Häusern, Wiesen und Feldern in die Erde oder den Fels gehauen wurden – mit Kammern, Nischen, verschiedenen Etagen und engen Einstiegen mit nur 60 Zentimetern Durchmesser. In Vorau (Oststeiermark) gibt es besonders viele dieser Erdställe, die man nur kriechend bezwingen kann. Wozu sie einst dienten und wann die engen Stollen entstanden sind, darüber gibt es nur Spekulationen und Theorien – von praktisch (etwa als Versteck) zu mythisch (für heidnische Riten). Der Verein „Sub Terra Vorau“ schützt und erforscht die Ställe der Region und bietet Besichtigungstouren an (gutes Schuhwerk und Kleidung notwendig).

Bärnbach: Bagger in Pension
Die zwei großen Schaufelradbagger sind Überbleibsel aus einer Zeit als in Oberdorf bei Bärnbach noch Kohle abgebaut wurde – nämlich bis 2004. Nach seinem letzten Einsatz steht Bagger „Leopold“ in der Nachbargemeinde Voitsberg (genauer: im frei zugänglichen Energie-Erlebnispark Zangtal). Ein anderer Bagger steht immer noch in Bärnbach.

Infos zum Buch: Georg Lux und Helmuth Weichselbraun „Lost Places in der Steiermark“, Styria Verlag, 192 Seiten, 28 Euro.
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