Unter dem Eis: Tauchen ohne Sauerstoff in den französischen Alpen

Les Menuires ist unter den Ferienorten, die direkte Anbindung an das weltgrößte Skigebiet Les Trois Vallées bieten, ein besonderer. Zwar sind Courchevel und Méribel, die Austragungsorte der am Sonntag eröffneten alpinen Ski-Weltmeisterschaft, ohne Frage die mondäneren Ziele.
Doch auch das größtenteils auf Touristen mit kleineren Brieftaschen ausgerichtete Les Menuires hat so einiges zu bieten.
So werden etwa Architekturfans in dem in den 1960er-Jahren hochgezogenen Ferienort auf ihre Kosten kommen. Denn neben der direkten Anbindung an die rund 600 Pistenkilometer der Trois Vallées bietet der Ort ein einzigartiges Panorama bestehend aus einer Reihe von im schönsten Brutalismus erbauten Hochhäusern und Appartementblocks - und das mitten in den Bergen.
Bad Gastein, aber anders
Wenn man so will, kann man das auf 1.850 Metern gelegene Skiresort als Banlieue-Version des durch seine ikonischen, mehrstöckigen Hotelbauten als "Hochhausdorf" bezeichnete Bad Gastein sehen.
Das ist die eine Besonderheit.
Die andere ist eine Erfahrung, die man - als Anfänger - nirgendwo anders auf der Welt machen kann: Tauchen ohne Sauerstoff unter dem Eis. Was sich intuitiv nach einer wahnsinnig dummen Idee anhört, entpuppt sich in der Folge als auf unspektakuläre Art und Weise spektakuläre Angelegenheit.
Tauchen unter dem Eis des Lac du Lou
Schon die Anreise bringt einen in die richtige Stimmung, ist der auf rund 2.000 Meter Seehöhe oberhalb von Les Menuires liegende Lac du Lou doch nur per Schneeschuh oder Tourenski zu erreichen.
Einmal oben angekommen, begrüßt einen Chef-Taucher Dan Arbogast in der Hütte, die ihm als Stützpunkt, Büro und Materiallager dient und es geht ans Umziehen. Eine Ganzkörper-Schutzausrüstung aus zehn Millimeter dickem Neopren soll den Körper im ein Grad kalten Wasser vor dem Auskühlen bewahren - und, so viel sei vorab verraten, tut es auch.

Danach geht es im Gänsemarsch durch den Tiefschnee zum See und es heißt erst einmal: sägen. Schließlich bilden sich die Löcher im Eis, durch die man ins Wasser gelangt, nicht von selbst.
Hinein ins Glück
Ist die Eisdecke erst einmal durchbrochen, wird es endgültig ernst und man lässt sich erstmals ins Wasser sinken. Nach einem letzten, tiefen Atemzug geht es dann mit Dan ganz unters Eis, sechs Meter am Seil bis zum nächsten Loch.
Was für eine Erfahrung: Die Stille unter der Eisdecke ist beeindruckend, die Strukturen und Lufteinschlüsse im von unten glasklaren Eis sind es ebenso. Man produziert selbst ein paar Luftblasen, blickt ihnen nach, bis sie an die gefrorene Decke stoßen und ist schneller am Ende der Leine angelangt, als man gedacht und seiner Lungenkapazität zugetraut hätte.

Die Euphorie ist so groß wie der Stolz, den inneren Schweinehund überwunden und das gewagt zu haben, was einem als Kind seit jeher eingebläut wurde, nicht zu tun: sich unter das Eis zu begeben.
Die Zehn-Meter-Distanz ist dann die Kür. Man hält sich nicht mehr krampfhaft am Seil fest, sondern lässt auch einmal los. Stößt sich nach unten ab, lässt sich langsam wieder nach oben treiben. Und ist am Ende wieder überrascht, dass die Luft noch für deutlich mehr gereicht hätte - und, dass man nach einer Stunde im Eiswasser noch immer nicht komplett durchgefroren ist.
Klimafreundliche Anreise
Mit dem (Nacht-)Zug nach Zürich, weiter nach Genf und von dort mit dem Altibus in den Unterkunftsort. oebb.at
Bewegen vor Ort
Die Talstationen der Lifte liegen mitten in den Orten. Zwischen den Orten im Vallée des Belleville verkehren kostenlose Shuttlebusse, ein Auto vermisst man nicht.
Übernachten
Mit direktem Pistenzugang:
– In Saint-Martin etwa im neu eröffneten Hotel M Lodge, mlodge.fr
– Ebenfalls neu: Hotel Higalik in Les Menuires, higalik-hotel.com
Tauchen unter dem Eis
Apnoe-Tauchen im Lac du Lou mit Dan Arbogast, 50shadesofblue.fr
Allgemeine Auskunft
– Französische Tourismus-Info: france.fr/de
– Tourismusamt Saint-Martin: st-martin-belleville.com/de
– Tourismusamt Les Menuires: lesmenuires.com/de
Mitbringsel
Neben savoyischen Spezialitäten bietet sich ein Jausenmesser von Opinel an. Die berühmten, ikonischen Klappmesser werden seit 1890 im nicht weit entfernten Chambéry produziert. opinel.com/de
Kommentare