Zwischen Verzicht und Konsum: Ramadan erobert die Ladenregale

Am 1. März begann der muslimische Fastenmonat Ramadan. Der Lebensmittelhandel hat den Monat schon lange im Blick und erhöht das Angebot an Datteln im Sortiment ohne groß auf den Ramadan aufmerksam zu machen.
Zu groß ist die Angst vor einem möglichen Shitstorm, etwa jenem der folgte, als Halal-Fleisch in die Regale kam. Geschäfte wie Müller oder Teddy bieten Muslimen auch Ramadan-Kalender (das Pendant zum Adventskalender) oder Ramadan-Dekorationen an.
Doch seit wenigen Jahren werben Handelsunternehmen bewusst mit eigenen Kollektionen für den Fastenmonat. So hat der schwedische Möbelriese Ikea anlässlich des Ramadans die GOKVÄLLÅ-Kollektion herausgebracht:
Geschirr, Laternen, Kissenbezüge, Duftkerzen und Servietten – teils schlicht, teils mit geometrischen Mustern. "Das Feiern des Ramadans gehört für viele unserer Mitarbeiter und Kunden zum Alltag", erklärte Ikea auf Anfrage des KURIER. Das Unternehmen betonte, es sei wichtig gewesen, die spirituelle Bedeutung des Ramadans in den Produkten widerzuspiegeln.
Laut Ikea habe man die Bedürfnisse der muslimischen Kundschaft berücksichtigt und sich intensiv mit den Feierlichkeiten und Traditionen des Ramadans auseinandergesetzt. Die limitierte Kollektion sei bei den Kunden äußerst beliebt gewesen und im letzten Jahr schnell ausverkauft. Auch Modeketten wie H&M, Kosmetikläden wie Lush oder Einzelhandelsunternehmen wie Woolworth bringen limitierte Kollektionen zum Fastenmonat auf dem Markt.
Datteln und Politik
Das steigende Interesse am Fastenmonat wird aber nicht nur positiv gesehen. In sozialen Medien klagen Muslime über das "kommerzielle ausschlachten" des Ramadan. "Vor ein paar Jahren hätte ich mich noch gefreut, wenn ich einen Ramadan-Kalender im Regal gesehen hätte, aber dann habe ich gemerkt, dass das reines Marketing ist. Ramadan wird ins Sortiment aufgenommen, weil sich damit Geld verdienen lässt, nicht weil Muslime von der Gesellschaft akzeptiert werden", meint Menerva Hammad, Lehrerin an einer Wiener Mittelschule.
Supermärkte bieten während des muslimischen Fastenmonats vermehrt Datteln in der Obst- und Gemüseabteilung an. Doch das politische Klima und Wahlergebnisse würden oft eine andere Sprache sprechen.
Akzeptanz durch Konsum?
Ähnlich sieht es die oberösterreichische Food-Bloggerin Elma Pandžić. Sie begrüßt die zunehmende Aufmerksamkeit, die Geschäfte dem Ramadan widmen. "Ich möchte aber nicht, dass der Ramadan auf einen kommerziellen Trend reduziert wird. Ich wünsche mir, dass seine Präsenz im Handel langfristig mit mehr Verständnis für seine eigentliche Bedeutung einhergeht", sagt sie.
Eine Art Akzeptanz durch Konsum. Erste positive Entwicklungen seien laut Menerva Hammad zu beobachten. "Meine österreichischen Freunde weisen mich darauf hin, wenn sie etwas zum Thema Ramadan beim Einkaufen entdecken. Diesen Respekt, den man mir dadurch entgegenbringt, finde ich schön", sagt Hammad.
Auch wenn Hammad dem Interesse des Handels am Ramadan sehr skeptisch gegenüber steht, möchte sie trotzdem nicht ihre Sicht auf das Thema an ihre Kinder weitergeben. Jedes Jahr schmückt sie ihre Wohnung mit Kerzen, bunten Lichtern und Fensterstickern. "Es ist dann wie Weihnachten bei uns zu Hause", erzählt sie.
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