Nickerchen gefällig? Warum wir an heißen Tagen so schläfrig sind
Während in einigen Ländern in der heißen Jahreszeit eine "Siesta" um die Mittagszeit normal ist, ist es in Österreich eher unüblich eine so lange Pause zu machen oder gar Geschäftslokale für ein paar Stunden zu schließen. Doch eine neue Studie legt nahe, dass genau das an Hitzetagen biologisch sogar notwendig wäre.
Die Temperatur beeinflusst das gesamte menschliche Verhalten, von der Nahrungsaufnahme über das Aktivitätsniveau bis hin zum Schlaf-Wach-Rhythmus. Im Sommer schlafen viele schlechter, und an kälteren Tagen kommt man nur langsam aus dem Bett. Doch die Verbindung zwischen den sensorischen Neuronen und den Neuronen, die diesen Zyklus steuern, ist noch nicht vollständig geklärt.
Auf Nickerchen programmiert
Neurobiologen der Northwestern University haben ein paar Hinweise auf die Vorgänge gefunden. Wie das Fachmagazin Current Biology berichtet, fanden die Forscher heraus, dass Fruchtfliegen darauf programmiert sind, mitten am Tag ein Nickerchen zu machen.
"Temperaturschwankungen wirken sich sowohl bei Menschen als auch bei Tieren stark auf das Verhalten aus und sind für Tiere ein Hinweis darauf, dass es Zeit ist, sich an die wechselnden Jahreszeiten anzupassen", so Marco Gallio, Professor für Neurobiologie am Weinberg College of Arts and Sciences. "Die Auswirkungen der Temperatur auf den Schlaf können ziemlich extrem sein, wobei manche Tiere beschließen, eine ganze Saison auszuschlafen - man denke nur an den Winterschlaf eines Bären -, aber die spezifischen Gehirnschaltungen, die die Interaktion zwischen Temperatur und Schlafzentren vermitteln, sind noch weitgehend unerforscht."
Gallio, der die Studie leitete, sagte, dass Fruchtfliegen ein besonders gutes Modell sind, um große Fragen wie "Warum schlafen wir?" und "Was bewirkt der Schlaf im Gehirn?" zu untersuchen, weil sie nicht versuchen, den Instinkt zu unterbrechen, wie wir Menschen es tun, wenn wir beispielsweise die Nacht durchmachen. Sie ermöglichen es den Forschern auch, den Einfluss äußerer Reize wie Licht und Temperatur auf zelluläre Abläufe zu untersuchen.
In der Arbeit werden erstmals "absolute Wärmerezeptoren" im Kopf der Fliege identifiziert, die auf Temperaturen oberhalb von etwa 25 Grad reagieren - die Lieblingstemperatur der Fliege. Wie sich herausstellt, hat die gewöhnliche Laborfruchtfliege (Drosophila) fast den gesamten Planeten kolonisiert, indem sie eine enge Verbindung mit dem Menschen eingegangen ist. Ihre Lieblingstemperatur stimmt auch mit der vieler Menschen überein.
Wie sie aufgrund der Ergebnisse ihrer früheren Arbeit über kalte Temperaturen erwartet hatten, fanden die Forscher heraus, dass die Neuronen im Gehirn, die Informationen über Wärme empfangen, Teil des umfassenderen Systems sind, das den Schlaf reguliert. Wenn der heiße Kreislauf, der parallel zum kalten Kreislauf verläuft, aktiv ist, bleiben die Zielzellen, die den Mittagsschlaf fördern, länger eingeschaltet. Dies führt zu einer Zunahme des Mittagsschlafs, der die Fliegen von der heißesten Zeit des Tages fernhält.
"Menschen entscheiden sich vielleicht dafür, an einem heißen Tag ein Nachmittagsschläfchen zu halten, und in einigen Teilen der Welt ist dies eine kulturelle Norm, aber wofür entscheiden sie sich und was ist in ihnen einprogrammiert?" sagte Gallio. "Bei Fliegen ist es natürlich keine Kultur, also könnte es tatsächlich einen sehr starken biologischen Mechanismus geben, der beim Menschen übersehen wird." Die Erkenntnisse seien der Beginn interessanter Folgestudien.
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