Eine fast leere Bühne, drei Stoffbahnen hängen von der Decke bis zum Boden. Herein kommt ein junges Mädchen, sehr jung. Sie schreitet vor der ersten Publikumsreihe entlang der ganzen Bühne und zählt. Am Ende beschreitet sie eine exakte Rechtskurve und geht weiter zählend bis zum hinteren Ende der Bühne um schließlich nach vor zu laufen, ins Publikum auf einzelne Zuschauerinnen und Zuschauer zu deuten und geschätzte Altersangaben zu rufen: „8, 8, 8, 8, 9, 43, 81/2, 10…“
Danach beginnt es am Rande der Bühne bunte Papierstreifchen zu „regnen“. Dorthin läuft die 7-jährige Schauspielerin (
Zahra Jasmin Haller) und versinkt für fast den Rest des nicht ganz einstündigen Stücks „
Wunderjahre“ in das Spiel damit, sich glück-strahlend be-regnen zu lassen, sie in die Höhe zu schupfen, einzelne rauszusuchen und zu einem langen Streifen zusammen zu kleben. Und obwohl sie in ihr Spiel versunken ist, wie es wirklich fast nur Kinder können, ist sie dennoch permanent am „Rest“ des Geschehens auf der Bühne, das sich nun auftut, beteiligt.
Eine professionelle Tänzerin und Schauspielerin (
Marieke Breyne ) taucht auf, kramt aus einer Schachtel einen alten Badeanzug hervor, zieht ihn über ihr Kostüm, vollführt einen Kopfstand, macht Brücken und andere Turnübungen. Auf den senkrechten
Stoffbahnen tauchen projizierte Bilder eines Mädchens in ähnlichen Posen auf. Die junge Frau beginnt zu sprechen und erinnert sich, als Kind am Strand gespielt und geturnt zu haben. Bei der Schilderung einer Art grün glitzernden Palme, wie sie in
Getränke gesteckt werden, strahlt sie.
Nun taucht ein weitere Kind (
Laura Biz ) auf. Mit verschlossenen Augen kommt sie vom hinteren Ende der Bühne und tastet sich in Manier eines „Blinde-Kuh“-Spiels nach vor bis zum Publikum. Sie wird sozusagen das „alter ego“ der Frau, die weiter in ihre Erinnerungen eintaucht. Wie Spiegelbilder bewegen sich die beiden – erst vor und hinter einer der
Stoffbahnen, dann ohne diese Trennwand.
Das Wechselspiel zwischen Kind und Erwachsener wird jäh unterbrochen.
Zahra Jasmin Haller erhebt sich, „wacht“ sozusagen aus ihrer Welt, ihrem Spiel auf und nennt verschiedene Lieblingsalter: „, weil man da schon alles weiß; 25, weil man da schon allein leben kann; 6, weil man da in die Schule kommt; 0, weil man da noch im Bauch der Mama ist und nix tun muss; 100, weil das fast ein Wunder ist und man dann mit Foto in die Zeitung kommt…“ Die Liste dieser Sätze geht noch weiter. Immer wieder wird die eine oder andere Altersangabe mit ihrer Begründung von Lachen aus dem Publikum quittiert. Sicher bei jeder Vorstellung andere.
Danach nennt das Mädchen aus dem bunten Papierstreifen-Haufen, was Kinder und was Erwachsene (vermeintlich) besser können. Das Du in der Bühnenmitte versucht die genannten Situationen zu spielen. „Kinder können besser weinen, Erwachsene können besser eine Oma spielen, …
Das Ende des Stücks sei hier nicht verraten, weil es praktisch ein einstimmiges „oooohh“ auslöst.
Nach der Vorstellung sprach der Kinder-KURIER mit den beiden jungen Darstellerinnen. Die erste Frage lautete: „Hast du selbst ein Lieblingsalter? Und wenn ja, welches?“
Zarah Jasmin Haller (7): „Zehn, weil da weiß ich auch schon viel mehr und außerdem streiten meine Freundinnen und ich dann in den Pausen nicht mehr so viel wie heute.“ Laura Biz (8): „36 und 41, weil ich finde, diese Zahlen sind so schön zu schreiben. Und 36 ist außerdem sechs mal sechs, das ist meine Lieblingsrechnung“.
Beide erzählen danach, wie sie dazu kamen, bei „
Wunderjahre“ mit-, ja sogar die tragenden Rollen, zu spielen.
Zarah Jasmin Haller: „Ich hab in den Sommerferien einen Workshop von Impuls Tanz im Dschungel gemacht, da hatten wir am Ende auch eine kleine Aufführung. Das war schön und die Regisseurin für dieses Stück hat mich dann im Herbst gefragt, ob ich da mitspielen will.“ Laura Biz: „Ich bin erst später dazu gekommen, aber auch nach einem Theaterkurs hier.“
Nervosität sei ihnen fast fremd. Zarah Jasmin Haller meint selbstbewusst: „Eigentlich hätt ich vorher gar keinen Durchlauf gebraucht, weil ich eh schon alles gewusst habe, was ich wann machen muss.“ Laura Biz gesteht, „vor fremden Leuten zu spielen macht mich schon ein bisschen nervöser als vor Verwandten und Bekannten“ und sie verrät, „wenn ich da am Anfang Blinde-Kuh-spielend reinkomm, dann schummel ich schon ein bisschen und blinzle“.
Wann & wo? Bis 19. Jänner Nach der Vorstellung am 17. Jän. (16.30 Uhr) findet ein öffentliches Publikumsgespräch statt. Die Abendvorstellung am Sa. 17. Jän. ist Teil einer Abenteuernacht. 10. bis 12. Mai Dschungel
Wien 1070,
MuseumsQuartier Telefon: (01) 522 07 20-20 www.dschungelwien.at
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