"Gefangen" im Fußballspiel
Vor dem ZOOM Kindermuseum im Wiener MuseumsQuartier steht neuerdings ein Fußballfeld. Für ein echtes Fußballfeld ein bisschen klein, für einen Wuzzler (Tischfußball) recht groß geraten, handelt es sich genau um ein Mittelding. Die Mitspielerinnen und –spieler schlüpfen in gürtelartige Halterungen und kicken wie lebendig gewordene Figuren eines Wuzzlers. Nur an den Seiten muss niemand an den Stangen drehen, können sich die Kicker_innen doch selber bewegen.
Weiter Weg
Weit ist auch der Weg von Kelly Regina Cruz Araujo. Die Zwölfjährige weilt derzeit mit Jessica Adriane Santos Ferreira sowie ihrer beiden Betreuerin, Natalia Bittar, in Wien. Hier waren die Brasilianerinnen für den „Anpfiff für Kinderrechte“. Der Riesenwuzzler ist Teil des Programms „Nosso Jogo“ (unser Spiel), einer Initiative für globales Fair Play. Gerade die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft wirft viele Fragen dazu auf. Etliche stellten Kinder der 2a des Gymnasiums Sachsenbrunn. Sie wollten ein bisschen mehr über das Leben im Gastgeberland der WM wissen. Die beiden Mädchen aus Rio nannten ihre Lieblingsfächer – Geschichte bzw. Mathematik und beschrieben, dass die Bevölkerung nur Nachteile von dem Großereignis zu erwarten hat. Menschen, die normalerweise Wasser und andere kleine Dingen rund um Stadien verkaufen, werden vertreiben. Der Verkehr wird noch mühsamer. Busse sind überfüllt, auf Züge wartet man lange. So wundert sich Jessica in Österreich darüber, „dass die Leute schon fluchen, wenn sie drei Minuten warten müssen“. Darüber würden sich Menschen in Brasilien sehr freuen, lässt sie anklingen.
Vier Busse, vier Stunden
Kelly steht „jeden Tag um 3 Uhr Früh auf, ich muss vier Stunden bis in jenes Viertel in der Stadt fahren, wo meine Schule liegt – mit vier verschiedenen Bussen“, beantwortet sie eine der Schülerfragen über ihren Tagesablauf. Ob es da nicht den einen oder anderen Tag gäbe, wo sie nicht aus dem Bett will und ob nicht näher zu ihrem Heimatort außerhalb von Rio die eine oder andere Schule läge, will der Kinder-KURIER wissen. „Schon, aber die sind nicht so gut. Und ich weiß, dass es einfach gut für mich und meine Zukunft ist, eine gute Ausbildung zu bekommen. Dann wird’s mir später einmal besser gehen. Drum hab ich mich ganz gut daran gewöhnt, täglich so früh aufzustehen.“
Zirkus und Kinderrechte
Beide Mädchen besuchen neben ihren Schulen täglich auch noch das Projekt SER (Se essa rua fosse minha – wenn diese Straße meine wäre). „Da haben wir Zirkus und ein Programm das „Schau genau“ heißt. Da lernen wir über Kinderrechte. „Es war für mich ganz neu, dass Kinder auch Rechte haben“, gesteht Jessica. Neu war dies übrigens auch für manche der Schülerinnen und Schüler des niederösterreichischen Gymnasiums als sie sich im Religionsunterricht sowohl mit Brasilen als auch mit Kinderrechten beschäftigten.
Jessica möchte Anwältin, Kelly Feuerwehrfrau werden, beantworten die beiden eine weitere Frage der Kinderreporter_innen, die nach den beruflichen Perspektiven. Für Kellys Berufswunsch gibt es übrigens einen tragischen Anlass. Das Haus ihrer Familie brannte vor rund zwei Jahren ab, dabei kam ihr Vater ums Leben.
Spielen – das ist eines der in der Kinderrechtskonvention verankerten Rechte. Darum drehen sich die Workshops im und vor dem ZOOM Kindermuseum, die bis 11. Juli laufen.
Dienstag bis Freitag werden jeden Tag andere thematische Workshops für Schulen und Horte angeboten, am Wochenende andere für alle anderen; im Juni: Di-Fr, 9.30 und 11 Uhr, Juli: Di-Fr, 13.30 und 15.30 Uhr
Dienstags vermitteln Videos und erzählte Geschichten brasilianischer Kinder Einblicke in ihr Leben.
Mittwochs dreht es sich um die – auch durch die Fußball-WM – begrenzter gewordenen Spiel(platz)möglichkeiten von Kindern.
Donnerstags „reist“ du mit Renato und Dilma gedanklich in den Alltag brasilianischer Kinder und
Freitags geht’s um Kinderrechte – in Brasilien, Österreich und überhaupt auf der Welt.
An den Wochenenden drehen sich die Workshops um Samba- und Capoeira-Tanzworkshops (mit Fausto Tenório und Gloria Tazza Tenório).
Bestandteil aller Workshops ist Kicken im Riesenwuzzler.
www.kindermuseum.atwww.nossojogo.at/workshops
Brasilienfest Von 6. bis 8. Juni veranstaltet „Nosso Jogo“ bei freiem Eintritt auf dem Wiener Karlsplatz ein Brasilien-Fest mit Musik- und Tanzworkshops sowie jeder Menge brasilianischer Bands. Auf dem „Mercado Central“ gibt es brasilianische Speisen und Getränke. Zudem können Produkte aus Brasilien gekauft werden.
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