Am Ende wollen die jungen und jüngsten Forscherinnnen und Forscher gar nimmer aufhören. Einen grünen
Schleimwurm nach dem anderen fabrizieren Elena, Elif, Fatima, Gül, Jovan, Leyla und Umut in ihren kleinen viereckigen Kunststoff-Schüsserln. Regelmäßig kommt Arta, eine angehende AHS-Lehrerin für Biologie, Psychologie und Philosophie, hierher in den Kindergarten Arndtstraße in Wien-Meidling. Seit November des Vorjahres führt sie dann (natur-) wissenschaftliche Experimente mit den Kindern – in Kleingruppen hintereinander – durch. Vom ersten Moment an dürfen die Kinder Hand anlegen.
Am Tag, als der Kinder-KURIER zuschauen durfte, standen die sogenannten Schleimwürmer auf dem Programm – Fotos aller einzelnen Schritte findest du in der Bilderstrecke.
Als erstes kommt ein weißes Pulver - Alginat - aufs Wasser.
* Los geht’s mit warmem Wasser in einem Kunststoff-Krug. Fatima ist die erste die ihre Hand in die Höhe reckt als
Arta fragt, wer beim Aufteilen des Wasser helfen möchte. Zwei weitere Krüge sollen einen Teil der nassen Menge kriegen. In zwei Zweier- und einer Dreier-Gruppe geht’s dann weiter.* Jede Gruppe kriegt einen Wasserkrug, in den wird ein Kunststofflöffel voller Natrium-Alginat (einem Gelier-Mittel aus Algen) gestreut.* Nun zeigt Arta eine Flasche mit dunkelgrüner Lebensmittelfarbe, die aufs erste für fast alle schwarz ausschaut, her. Ein paar Tropfen davon werden nun auf die an der Wasseroberfläche schwimmenden weißen Alginat-Brösel getropft. Jetzt schaut’s auch wirklich grün aus. Bei Umut und Jovan tropft ein bissl was an den Innenrand des Kruges, rinnt nach unten, gleich ins Wasser und beginnt sich wunderschön aufzulösen, eine herrliche grüne Unterwasserblume.
Auf geht's, der Reihe nach wird die Masse in allen drei Krügen elektrisch gemixt
* Die drei Dinge – Wasser, Alginat und Farbe - müssen nun vermischt werden. Dazu holt Arta einen Stabmixer, zeigt ihn her und erklärt, wie er funktioniert. Ein Verlängerungskabel holt den länglichen Mixer direkt an die Forscher_innenTische heran. Reihum rührt die Wissenschafterin immer unterstützt von einem der Kinder aus den Kleingruppen das Gemisch – bis eine Gel-artige grüne Masse daraus wird.* Nun kriegen alle sieben Kinder jeweils ein kleines viereckiges durchsichtiges Kunststoffschüsserl und einen weißen Plastik-Esslöffel.* Ins
Schüsserl kommt zuerst ein Löffel voll Calcium-Chlorid. Ein bissl verrühren, damit sich diese Salzart auflöst. Und nun geht der Spaß erst so richtig los.
* Arta hat das Gel in dicke Kunststoff-spritzen eingefüllt. Elena, Elif, Fatima, Gül, Jovan, Leyla und Umut spritzen Gel in die vor ihnen stehenden Schüsserln mit „Salz“wasser – hin und her. Das Gel wird in dieser Flüssigkeit halbwegs fest, ein bissl schleimig halt und schon können die Jungforscher_innen ihren ersten grünen Schleimwurm aus der Flüssigkeit ziehen. Wer die Spritze mit dem Gel nicht hin und her bewegt, sondern nur an ein und derselben Stelle spritzt, bekommt klumpenartige Teile – Broschen statt ketten sozusagen. Kaum sind die ersten Teile fertig, pressen die Kids weiter. Noch eins und noch eins und ... Schaaaaade, bedauern sie. Aber nun ist Zeit, dass die nächste Gruppe mit Arta ihre Forschungseinheit erleben darf.
Seit mehr als sechs Jahren betreiben die Wiener Kinderfreunde in einer Reihe ihrer Kindergärten und Horte die
Wissensakademie. Lustvoll, spielerisch und vor allem (inter-)aktiv werden (Natur-)Wissenschaften vermittelt.
Nächster "Streich": ein bisschen grüne Lebensmittelfarbe wird auf das Pulver auf der Wasseroberfläche geträufelt
Zehn Einheiten im Semester – dafür muss allerdings bezahlt werden. Wessen Eltern ganz wenig Geld haben, für die/den gibt es – dank privater Sponsorfirmen – Stipendien. Die Arndtstraße ist das erste Haus in dem die Wissensakademie sozial begonnen hat. Sponsorfirmen sorgen dafür, dass in Kindergärten in sogenannten sozialen Brennpunkten, in denen praktisch alle Familien so wenig Einkommen haben, dass sie ihre Kinder kaum für Angebote anmelden, die Kostenbeiträge einheben, alle Kinder – ganz ohne finanziellen Beitrag – in den Genuss dieses Zusatzangebotes kommen können. Unternehmen haben großes Interesse daran, alle Begabungsreserven zu fördern. Hier kommen die Mitarbeiter_innen von Sciencepool nur einmal im Monat her, dafür läuft das Programm über zwei Jahre hinweg und die Pädagog_innen erhalten eine Zusatz-Weiterbildung, um zwischendurch einschlägig weiter arbeiten zu können. Der Bogen der Experimente spannt sich von Regenbogenbrillen über Spiegelbücher, Kunstschnee (aus Einwegwindeln) bis zu Buttern und Käsen.
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