Wirf deine Vorurteile in den Kübel!

Vier lächelnde junge Frauen posieren hinter einem blauen Rahmen.
Jugendliche und Künstler_innen gestalten Ausstellung rund um Migration - samt "Handlungsanweisungen"

Rechts vom Eingang Bilderrahmen mit geschwungener Computer-„Hand“schrift rund um die Konturen von Köpfen, an der Wand gegenüber der Eingangstür eine große „Handlungsanweisung N.1: Hör auf in Schubladen zu denken“. Des weiteren an den Wänden im Raum verteilt Fotos, ein Holz-Kastl mit drauf liegendem Kopfhörer, eine ständig laufende Projektion – Stadtplan, Menschen…., eine Konstruktion aus ungewöhnlichen Bilderrahmen-Teilen mit Zeitungssauschnitten und unter anderem an wieder einer anderen Wand ein Comic, einer in den du selber eingreifen – im wahrsten Sinn des Wortes – kannst. Mitten im Raum schwebt eine weiße Skultpur – wie ein überdimensionaler Kopf. Beim Näherkommen sind mehrere Gesichter und viele kleine Spiegelsplitter zu erkennen.

Besucher betrachten eine Ausstellung mit gerahmten Texten und Zeichnungen an einer Wand.
Noch bis Sonntag (9. Juni) ist diese Ausstellung – gestaltet von Jugendlichen in Zusammenarbeit mit einigen Kunstschaffenden/Lehrer_innen - live in einer kleinen Galerie beim Wiener Brunnenmarkt zu sehen. Nein mehr als zu sehen. Es gilt sie zu entdecken, am besten sich selber ein bisschen einzulassen, genau zu schauen, vielleicht auch selber Hand anzulegen. Beispielsweise beim Comic. Dessen einzelne Bilder zeichnen Klischees auf, die du aber verändern kannst. Ob Bierflaschen, Kamel, Flaggen oder einen Fernsehschirm mit dem Bild „Wir sind Kaiser“ – diese bunten Teile sind magnetisch, du kannst sie also nehmen und an andere Stellen platzieren – entsprechend gängigen Vorurteilen oder sozusagen gegen den Strich gebürstet.

Comic zum Ein-greifen

Eine gezeichnete Szene mit mehreren Ebenen, darunter eine Pizzeria namens „Pizzeria Luigi“.
Er ist das Ergebnis einer Gruppe (Jakob Andriamaro, Leonie Knez, Laura Lazar, Marianne Motlicek, Edis Muminović und Leon Wolf) die in einem der Workshops davor lange und ausführlich über Klischees und Vorurteile diskutierte, diese aufzeigen wollte, dann jedoch befürchtete, sie vielleicht selber zu verfestigen. Sicher waren sich die jungen Künstler_innen jedoch, dass ihre Arbeit jedenfalls Witz haben sollte. Hat sie. Der Comic ist nur Teil davon. Gleich davor steht ein Tischen mit Zetteln und Stiften und darunter ein Papierkorb. Hier kannst du (d)ein Vorurteil aufschreiben und gleich in den Mist befördern! ( Handlungsanweisung Nr. 7). An anderer Stelle liegen kleine Klebezettel mit weiteren „Handlungsanleitungen“, die sich die genannte Gruppe ausgedacht hat und die du auch draußen vor der Tür, in der U-Bahn oder wo auch immer ausprobieren kannst. Dazu zählen u.a. jemanden anderen deine Muttersprache beizubringen, dich vielleicht auf den Boden zu legen, um die Perspektive zu wechseln oder (Nr. 10) „in welchem Rahmen findest du dich wieder?“

Rahmen-sprengend

Eine Collage aus Zeitungsausschnitten, Holzrahmen und anderen Materialien auf einer braunen Platte.
Sarah Hörstlhofer, Karim „Zylinder“ Samour, Victoria Santibanez, Konstanze Stoiber und Florine Stuefer hatten Rahmen zerlegt und neu zusammen gebaut – aber so, dass sie kein komplett geschlossenes Viereck ergeben, dafür aber andere Teile auch aus der Ebene in die dritte Dimension ragen. „Die Lücke will zeigen, dass immer neue Menschen Teil der Gesellschaft werden.“ Neben den Rahmen dominieren viele um ein Gehirn positionierte Zeitungs-Ausschnitte das Bild, wobei diese nicht wahllos irgendwo kleben. Die Jugendlichen üben mit der Anordnung Meiden-, aber auch Konsumkritik und regen auch zum Nachdenken über die eigenen Wertigkeiten an. Die großen Themen wie Gesellschaft, Krieg und Frieden, Wanderung/Migration finden sich beinahe an den Rand des Rahmenbildes gedrängt. Nahe beim Hirn picken beispielsweise Inserate für Abverkauf und billigeres Zeugs!

Du und die anderen

Drei junge Frauen stehen vor einer weißen, gesichtsförmigen Skulptur.
Nicht weit von diesem Bild entfernt hängt der an vier Kunststoffschnüren hängende oben schon genannte Kopf – wirkt fast wie ein Gegenstück zum Hirn des Rahmenbildes. Sophie Wittmann, Valentina Stoisits und Valerie Tillinger haben, wie insbesondere die Letztgenannte dem KiKu erzählt über Identität in der Masse, die/den Einzelne/n und die Gesellschaft oder auch das Anderssein nachgedacht und dazu gearbeitet. Gleich an der ersten Wand finden sich beispielsweise von dem Trio gemalte lauter kleine schwarze Figuren wie sie aus vielen Info-Grafiken bekannt sind. Nur ein einziges regenbogenbuntes Maxerl hellt das dunkle Einerlei auf. Ja, und auf dem Kopf-Gebilde finden sich Gipsmasken der drei jungen Künstlerinnen. Von weitem schon findest du dazwischen aber auch glänzende Splitter – Stücke aus einem Spiegel. Kommst du näher, siehst du dich – oder Teile deines Gesichts darin – du wirst zum Teil der Skulptur!

Multimedial

Andere Gruppen erforschten Haltungen beispielsweise zu Rassismus in Form von Interviews mit im Freien Vorbeikommenden und gestalteten daraus ein Video. Dieses kannst du auch sehen, wenn du nicht (rechtzeitig) in den Ausstellungsraum kommst, du findest es auf der Homepage des Vereins Demokotiv, der dieses Projekt durchgeführt hat - Link unten.

Infos

I-Search Migration – ein künstlerische Forschungswerkstatt
Bis 9. Juni (4 Uhr früh)
Galerie AU, 1160, Brunnegasse 76

www.demokotiv.com

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