© Devi Saha

TanzTheater

Wenn in jedem Pech ein Gück versteckt ist

Wunderbares Bilderbuch wird in Tanztheaterstück - mit Kindern - lebendig

von Heinz Wagner

03/28/2013, 09:41 PM

Es gibt jene, die immer raunzen und jammern. So schön kann’s gar nicht sein, dass sie nichts zu meckern haben. Und dann gibt’s denn Herrn Jemineh. Erfunden von Heinz Janisch vor fast zehn Jahren. Wurscht welches Missgeschick ihm auch passiert, immer fällt ihm ein und auf, welches Glück ihm in diesem und jenem Unglück widerfährt. Und sei’s „nur“ dabei einen lieben Menschen kennen zu lernen.

Ein wenig wirkt er tollpatschig, ja clownesk. Irgendwie blumig schaut sein ganzes Leben aus. Dafür sorgen nicht nur der Tonfall der kurz und knapp erzählten Szenen, sondern mindestens ebenso die auf Holz gemalten Bilder von Selda Marlin Soganci.

Nun wurde/wird das Bilderbuch lebendig. Tanz*Hotel hat aus der Geschichte zwischen Buchdeckeln ein rund einstündiges Tanztheaterstück mit Live-Musik entwickelt. Gemeinsam mit den beiden Profis Ákos Hargitay und Nora Pider tanzen auch Mary Ann Bayrleitner, Tara Biegler, Max Gstettner, Myron Olev und Herbert Wallner (fünf Kinder). Letztere sind anfangs in großen Blumentöpfen versteckt, aus denen sie heraus wachsen. Zu Katharina Ernsts und Matija Schellanders Live-Percussion- und Kontrabass- Klängen tanzen die sieben in unterschiedlichsten Stilen – nicht zuletzt Breakdance.

Lange Zeit fällt überhaupt kein Wort. Selbst zu erwartende Geräusche – beim Teigkneten etwa – werden vom Musikduo nachgeahmt.

Einfach wunderbar.

Solltest du mal schlecht drauf sein, so kann dir dieses Buch – und natürlich noch viel mehr die Aufführung helfen, aus deinem Tief heraus zu kommen. Lass dich von der Stimmung Herrn Jeminehs, seiner Geschichte und dem mitreißenden Tanztheater-Team anstecken!

HERR*JEMINEH HAT GLÜCK
Ein Tanztheater mit Live-Musik für Kinder ab 5 Jahren von Tanz*Hotel, Wien.
Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Heinz Janisch / Selda Marlin Soganci
in einer weiterbearbeiteten Tanztheaterfassung und Choreografie von Bert Gstettner.
JEMINEH*TEAM
Performance/Co-Choreografie: Ákos Hargitay, Nora Pider sowie das Kinderteam: Mary Ann Bayrleitner, Tara Biegler, Max Gstettner, Myron Olev, Herbert Wallner
Choreografie/Inszenierung/Dramaturgie: Bert Gstettner
Komposition/Live-Musik: Katharina Ernst, Matija Schellander
Kostüm: Devi Saha
Bühnenbild: Monika Biegler
Licht: Klaus Greif
Grafik- und Webdesign: Kornelius Tarmann, Judith Rataitz
Regieassistenz: Julia Muralter
Bühnenbildassistenz: Beate Bauer
Kostümassistenz: Salomé Ritterband
Kostümhospitanz: Anna Steiner
Produktion: Tanz*Hotel/Art*Act Kunstverein
Koordination: Claudia Bürger
Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag für Residenzverlag | Tanztheaterfassung bei Bert Gstettner/Tanz*Hotel
FÖRDERUNG: WienKultur und SKE

Wann & wo?


9.-12. April
Dschungel Wien, MuseumsQuartier, 1070 Wien

www.tanzhotel.at

www.dschungelwien.at

HERR*JEMINEH HAT GLÜCK – Choreografie/Szenenfolge

Herr Jemineh ist ein Glückskind. Beim Mittagessen erzählt er Frau Jemineh die Geschichte seiner abenteuerlichen Reise durch den Alltag und in ihre Arme. Obwohl ihm ständig etwas Unvorhergesehenes passiert, hat er viel Glück dabei. So reiht sich eine wundersame Episode an die andere...

1. Jeminehtisch: Teig – Knödelklatschen – Tanzduett – Tellertanz – Knödelparade – Tisch*Rap – Mahlzeit – Salzstreuer*Rap

2. Stolpertanz: Schlüssel – Tellerklappern*Rap
3. Dampfer: Parade – Unfall – Einladung – Kapitän – Freie Fahrt – Sesselrücken*Rap
4. Brücke: Töpfe in Bewegung – Geländer – schwarze Sachen weg – heller Anzug – Vogelfütterung – Parcourtanz der Vögel – Teller*Rap
5. Meer: Ertrinken – Glücksfrage – Erste Hilfe – Fisch und Seepferdchen – Jemineh*Lied I – Gabel*Rap
6. Strandzirkus: Elefant – Zirkus*Jemineh – Artisten, Tiere, Attraktionen – Elefantentanz – Abteilung V/2 – Messer*Rap
7. Burghunde: Bauwerk – Hunde – Ruine – Tischbeine – Füße*Rap
8. Strasse: Rückkehr – Balkon – Topf Kopf – Jemineh*Lied II
9. Aufblühen: Lippen*Rap – Kuss Duett – Schluss*Rap

(Stücktext nach Heinz Janisch aus dem Buch “Herr Jemineh hat Glück“. Weitere Texte von Bert Gstettner in Zusammenarbeit mit Nora Pider, Julia Muralter und dem Kinderensemble.

Musik komponiert von Katharina Ernst und Matija Schellander nach der Choreografie.)

JEMINEH*RAP

Ein Salzstreuer, drei Teller,
Ein Salzstreuer, drei Teller, fünf Knödel,
Ein Salzstreuer, drei Teller, fünf Knödel und sieben Geschichten,
Ein Salzstreuer, drei Teller, fünf Knödel und sieben Geschichten,
Sieben Geschichten, sieben Geschichten, Geschi-i-chten!

Ein Messer, zwei Hälften,
Ein Messer, zwei Hälften, kein Knödel mehr,
Ein Messer, zwei Hälften, kein Knödel mehr,
Kein Knödel, kein Knödel, kein Knö-ö-del!

Vier Lippen, zwei Münder,
Vier Lippen, zwei Münder, ein Kuss,
Vier Lippen, zwei Münder, ein Kuss,
Ein Kuss, ein Kuss, Ku-u-uss!

(Rapauszug – arrangiert von Bert Gstettner nach Textauszügen von Heinz Janisch.)

Jemineh*Lied

Herr Jemineh hat Glück.
Er schaut niemals zurück, er schaut gar nicht nach vorn.
||: So wird jeder Moment für ihn wie neu geboren. :||

Glück, was ist das? Ein Spiel, das man gewinnt!
Und wenn man es verliert? Ist das dann Pech?
Wer ist glücklich? Wer sich nicht fürchten muss!

Herr Jemineh findet sein Glück. In einem Blumentopf!
Er sucht es nicht, es fliegt ihm zu. Und zwar auf seinen Kopf!
Drin blüht die Liebe zu seiner Frau. Ob das ein Glück ist? Weiß sie gar nicht so genau!

(Text: Devi Saha, Bert Gstettner | Melodie, Rhythmus: Bert Gstettner und Kinderensemble |
Musikarrangement: Matija Schellander, Katharina Ernst)

Glück?

„Das Glück is a Vogerl, gar liab, aber scheu, es lasst si schwer fangen, aber fortg'flogn is glei.“ (Alexander von Biczo)

„Glücklich ist wer sich nicht fürchten muss.“ (Janosch)

„Gott soll einen davor hüten, was alles noch ein Glück ist.“ (Friedrich Torberg)

„Das Glück ist ein Trampel, das bleibt immer draußen wo es seine Ruhe hat. Eine feige Sau ist so ein Glück.“ (Werner Schwab)

Reicht es einfach aus glücklich zu sein, oder müssen wir auch wissen, dass wir glücklich sind? Vielleicht muss man sich seines Glücks bewusst sein, um es voll und ganz auskosten und festhalten zu können. Nun ist das Glück jedoch eine schwer greifbare Sache und manchmal erkennt man es etwas spät. Vielleicht ist man bereits glücklich, wenn man nur glaubt glücklich zu sein. Gewisse Zeichen scheinen nicht zu trügen: Wenn deine Laune unveränderlich gut ist, wenn deine Sorgen verschwunden sind, die ganze Welt dir schön erscheint, wenn du über alles lachst, dann – da bist du dir tief in deinem Herzen sicher – bist du glücklich. Aber vielleicht musst du lernen, diesen Zustand auch weiterzuentwickeln, damit er sich nicht auf einen äußeren Schein von Wohlgefühl beschränkt, der sich im Handumdrehen zu verflüchtigen droht.
(Aus: Oscar Brenifier: Glück, was ist das? Köln, 2010)

Buchtipp
Heinz Janisch & Selda Marlin Soganci: Herr Jemineh hat Glück. St.Pölten: Residenz Verlag, 2004/2012.
“Es kommt darauf an, wie man die Dinge betrachtet‘ – das ist die Lehre aus dieser wunderschönen Geschichte von Heinz Janisch. Ein Buch, das nicht zuletzt durch die Farbenpracht und Einmaligkeit der Illustrationen von Selda Marlin Soganci besticht.
(St. Pölten: NP-Buchverlag, 2004)

Tanztipp
Wer Lust bekommen hat, selber zu tanzen und zu performen, hat die Möglichkeit, im Studio von Tanz*Hotel | Resort 1020 Kurse für zeitgenössischen Kindertanz zu besuchen.

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