Beste Medienprojekte von Kindern und Jugendlichen wurden beim MLA (Media Literacy Award) ausgezeichnet. Neben technischer Perfektion zeichnen sich viele durch Witz aus.
Tobender Applaus des vollbesetzten großen Saals im Kinder- und Jugendtheaterhaus Dschungel Wien im MuseumsQuartier als fünf Schüler_innen einen ihrer „Herder“-Hits (benannt nach der Johann-Gottfried-Herder- Körperbehindertenschule in Oberösterreich) live performten.
Live Performance des Schimpansi-Style bei der preisverleihung im Dschungel Wien
Im Hintergrund lief das Video, das sie zu Schimpansi-Style gedreht hatten. Ein Song, der nicht nur rhythmisch mitriss, sondern Lachstürme auslöste.
WTF ist schon der
Gangnam Style? „Den haben wir blöd gefunden und haben ihn … parodiert“, erklären Darko („my name is Hansi“), Fabian, Sophie, Patrick und Paul, wie sie auf diesen Song und Tanz gekommen sind. Neben der Veroa… des südkoreanischen Hits zeichnet sich der Schimpansi-Style aber zusätzlich dadurch aus, dass hier auch neben Knie, Beine sogar Nase oder beispielsweise Ohren shaken.Zum Schimpansi-Style-Video
Live Performance des Schimpansi-Style bei der preisverleihung im Dschungel Wien
Damit gewannen die 13- und 14-Jährigen (dazu gehörte auch noch Tobias, der jetzt eine andere Schule besucht) eine der gläsernen Statuen beim diesjährigen MLA (Media Literacy Award), dem Preis des Bildungsministeriums für
Medienprojekte – in der Kategorie Inclusion. Weitere Kategorien sind Video, Radio, Multimedia und Medienbildung.
Mehr als 450 Projekte aus österreichischen Schulen aber auch aus Spanien, Italien, den Niederlanden, Tschechien, der Slowakei, Griechenland und Kroatien waren eingereicht worden – keine leichte Aufgabe für die vierköpfige Jury. 20 wurden von der Jury mit Preisen bedacht, zusätzlich vergab das Publikum einen Preis an ein Video.
Und zwar an eines, das auch mit viel Humor gewürzt ist. Der „Trick“ der elf bunt zusammengewürfelten jungen Filmemacher_innen aus der
Steiermark: Sie transportierten ein in den vergangenen Jahren üblich gewordenes Verhalten in ein ganz anderes Umfeld. Plötzlich kleben Fotos an Wänden, in manche Bilder werden Leute eingekreist und markiert, Leute auf dem Weg angestupst, wildfremden Menschen eigene Lebensgeschichten erzählt… Sozusagen
Facebook goes Reality. Entstanden ist der Film an einem Wochenende bei einem Workshop. Vier der Teilnehmer_innen waren auch nach
Wien zum MLA-Festival, bei dem die besten (nicht nur die siegreichen) Projekte vorgestellt wurden, gekommen.
Julia Kolland, Cornelia Mayerdorfer, Elena Felderer und Bernhard Wohlfahrter – von Knittelfeld bis Haus im Ennstal – „wollten eigentlich zuerst ganz sicher keinen Film über Facebook machen“, wie Julia Kolland zu erzählen beginnt. „Aber wir haben dann so viel über Facebook geredet, diskutiert und es bewegt einfach so viele Jugendliche, aber es sollt was Witziges sein.“ Und plötzlich beim vielen Reden war dann die Idee da, ein im Netzwerk übliches Verhalten ins wirkliche Leben zu bringen und da durchzuspielen ;)
„Socializer“ räumte aber nicht nur den Publikumspreis ab, sondern wurde auch noch von einem der internationalen Gäste mit einer Einladung belohnt, der zum Festival der besten von besten Videos in Carate Brianza (Norditalien).
Ein zweiter Film wurde dorthin eingeladen: „Bewegte Literatur – Faust Trailer“.
Alissa Kovarik,
Amalia Kohl,
Katharina Seper und
Max Koch aus dem Billroth-Gymnasium (
Wien-Döbling) ließen sich durch umfangreiche Beschäftigung mit dem Klassiker im Deutschunterricht dazu inspirieren, „die wichtigsten Themen, Szenen und Zitate rauszusuchen. Dann haben wir uns überlegt, was das mit unserem Leben heute zu tun hat.“ Diese Szenen drehten die vier und zeigten damit ein Musterbeispiel, wie modern so mancher klassische Stoff ist – oder sein kann.Zum Faust-Trailer
Einige der Mitwirkenden von "Mein Land, dein Land"
Ausgezeichnete – vor allem Trickfilme – kamen auch schon aus sehr junge Händen und Köpfen. In der Ganztagsvolksschule Am Schöpfwerk machten die Kinder in einer vierten Klasse mit Hilfe der Vielfalt ihrer Herkunftsländer aus der grauen Landkarte Europas bunte Bilder in"Mein Land, dein Land".
Gruselig geht’s in"Marie kann nicht schlafen"zu – ein Legetrickfilm mit vielen kunterbunten Zeichnungen entstand in einer der Mehrstufenklassen der Offenen Volksschule Zennerstraße (
Wien).
Boeing 747
Besonderes Aufsehen erregten zwei Produktionen aus den Niederlanden. The Trip zeichnete sich durch eine superperfekte-professionelle Computeranimation eines einzelnen Schülers aus, der allerdings nicht in Wien sein konnte. Vom Cals College Nieuwegein hingegen kamen zwei Jugendliche, die mit The Revelation“ auch einen der fünf Video-Preise abbekamen. Angeregt vom übermäßigen Daily-Soap-Konsum seiner Mutter fantasierte sich einer der Filmer mit seinem Kollegen in eine Kernszene samt Cut und warten auf die Fortsetzung: Ein ungewöhnliches Geständnis des einen, die enttäuschte Reaktion des anderen. Knapp eineinhalb Minuten. Dramatik pur plus Cliffhanger. Und das Geständnis? „Ich bin ein Flugzeug, eine Boeing 747!“: The revelation
Auch eine Reihe von sozialen und politischen Anliegen wurden von Jugendlichen spannend, manchmal auch humorvoll vor allem filmisch inszeniert. Angehende Kindergartenpädagog_innen aus dem niederösterreichischen
Amstetten nahmen sich der Kinderrechte und da vor allem des Themas Gewalt an. Gängige Sprüche wie „A Packl Hausdetsch’n“ oder „du kriegst nix auf die Reihe“ übersetzten sie in filmische Blder, mitunter sehr überraschende:Schloga
„Change History now“ nannten
Clemens Joham,
Dunja Ulrich,
Melissa Erhardt und
Lukas Lang ihren beeindruckenden Kurzfilm gegen Diskriminierung. „Bis 1971 hätte ich in der
Schweiz keine Stimme gehabt“, sagt eine Frau, „Bis Ende der 50er Jahre hätte ich in den
USA im Bus einen Extraplatz gehabt“, ein dunkelhäutiger Mann … Beispiele aus der Vergangenheit, die heute fast schon unvorstellbar erscheinen. Und so wünschen sich zwei schwule Jungs am Ende: „irgendwann wird auch unsere Diskriminierung der Geschichte angehören!“:Change History now
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