Wachs, Salz, Zucker und Feuer

Zwei Kinder mit Schutzbrillen beobachten ein Experiment mit Öl und Tinte in einem Glas.
Wenn schon Volksschul-Zweitklässler_innen experimentieren. Ein "Koffer" für neugierige Kinder - und Lehrpersonen

Fasziniert schauen Edina und Yuscht was da mit dem Tropfen Tinte passiert, den sie in ihr Glas plumpsen lassen. Erst bleibt nur ein kleiner Punkt an der Oberfläche, langsam rinnt ein bisschen durch di erste Schicht und in der unteren Hälfte breitet sich die Tinte in sehr bizarrer Form aus. Das erinnert ein bisschen an jene zarten Verästelungen, wie du sie erleben kannst, wenn du Tinte oder Farbe auf ein Blatt Papier tropfen lässt das du vorher sehr feucht gemacht hast – hier nur gleich dreidimensional.

Wasser, Öl und Tinte

Eine Gruppe von Kindern führt ein Experiment mit Flüssigkeiten im Klassenzimmer durch.
Edina und Yuscht haben erst Wasser und dann Öl ins Glas gegossen. Danach träufeln sie einen Tropfen Tinte in das Gefäß mit seinen Flüssigkeiten und beobachten interessiert, was passiert bzw. zeigen und erklären sie's anderen
Was ist das Geheimnis des fast zauberhaften Wegs – erst fast kerzengerade durch, dann die wunderschöne Verteilung? „Zuerst haben wir Wasser ins Glas geleert“, beginnt Yuscht „und nachher Öl ins Glas gegeben“ ergänzt Edine. Öl schwimmt auf Wasser – das kannst du bei Fettaugen auf einer Suppe erleben. „Die Tinte ist so ähnlich wie Wasser, und ihre kleinsten Teile schauen so aus wie Wasser, kleine Tropfen. Beim Öl sind die kleinen Teile größer und schauen ein bisschen so aus wie kleine Würstl“, erklärt Edina dem Journalisten. „Und ähnliche Flüssigkeiten vermischen sich mehr als andere, also Tinte mit Wasser, nicht aber mit Öl.“

Wachs, Salz und Staubzucker

Zwei Kinder mit Schutzbrillen basteln an einem Tisch mit Werkzeugen und Materialien.
Tatjana und Marko wollen herausfinden, ob es Unterschiede gibt, wenn Wachs, Salz oder Staubzucker erhitzt wird. Und führen auch ein Protokoll ihrer wissenschaftlichen Versuche, die beim Staubzucker mit Gestank enden
Die beiden besuchen die 2b der Volksschule Rothenburgstraße ( Wien-Meidling). „Eine Stunde in der Woche machen wir Versuche“, freuen sich Tatjana und Marko, die – natürlich, wie auch ihre Kolleg_innen, mit Schutzbrille experimentieren. Sie haben sich kleine Alufolienstücken vorbereitet in die sie Verschiedenes einfüllen und über einer Flamme erhitzen. „Wachs schmilzt, bei Salz passiert gar nichts“ erzählt Marko, der die Beobachtungen in ein kurz gefasstes wissenschaftliches Protokoll einträgt. Jetzt füllt er ein bisschen Staubzucker in die zu einer Art Löffel geformte Alufolie, die Tatjana mit einer Kluppe aus Holz hält – um sich die Finger nicht zu verbrennen. Die beiden wissen schon, was passiert, führen’s aber für die Fotos nochmals vor. Der Zucker färbt sich erst golden, dann braun, schließlich fast schwarz. „Das stiiiinkt!“ Kaum nimmt Tatjana das „Löffelchen“ von der flamme fast auch sie sich wie ihr Kollege an die Nase, um sie zuzuhalten.

Trocken tauchen

Zwei Mädchen mit Schutzbrillen führen ein Experiment mit Wasser durch.
Mira und Sandra versuchen das Gummibärli tauchen zu lassen, ohne dass es nass wird - dafür hebt sich mit diesem Trick auch die Münze vom Boden
An einem weiteren Tisch führen zwei Duos ein Experiment mit Gummibärchen, Münze und Wasser durch: Thidi und Bruno sowie Mira und Sandra. Die beiden letzteren erklären’s uns beim Vorführen: „Wir geben das Gummibärli in das leere Teelicht-Gefäß. Das „Boot“ setzen wir aufs Wasser, daneben liegt 1 Euro im Wasser. Dann nehmen wir ein leeres großes Glas und geben’s drüber. Die Luft kommt rein, das Wasser geht raus.“ So kann das Boot mit dem Gummibärli auf den Grund des Wasserschaffels sinken, ohne dass es nass wird und die Münze ist auf einmal auch im Trockenen.

Aber nicht nur diese Klasse mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt experimentiert und schnuppert damit in Chemie hinein. Auch die anderen Klassen können mit den „Chemie-Koffern“ (bisher rund 300 für Volksschulen in ganz Österreich sowie 400 in weiterführenden Schulen) arbeiten, weil alle Lehrerinnen und Lehrer dieser Schule die entsprechende Weiterbildung gemacht haben. Sie kommen allerdings nur selten zum Zug. Mitgemacht bei der Ausbildung haben auch die Erstsprachen-lehrkräfte für Arabisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.

Vielsprachiger

Zunehmend sollen bei den Versuchen auch verschiedene Erstsprachen mit eingesetzt werden, immerhin bringen mehr als die Hälfte aller Volksschulkinder in Wien eine andere Erst- oder Familiensprache mit. Das wird zunehmend als Vorteil erkannt. Der Verband der Chemielehrer_innen, hat diese Materialien entwickelt. Mit alltäglichen Gegenständen wie die erwähnten Salz, Staubzucker, Öl… werden leicht anzuordnende Versuche durchgeführt. Lehrer_innen muss vor allem die Angst vor Chemie genommen werden. Leider ist der Versuch, die jetzige freiwillige Weiterbildung gleich in die Ausbildung künftiger Volksschullehrer_innen aufzunehmen bisher im Sand verlaufen. Ein Brief an alle Rektor_innen der Pädagogischen Hochschulen in ganz Österreich wurde von keiner/keinem einzigen beantwortet“, bedauert Chemielehrer-Präsident Ralf Becker auf die Frage des Kinder-KURIER,

Nachwuchssorgen

Unterstützt werden die chemisch interessierten Lehrer_innen von der breit gefächerten chemischen Industrie (Pharma, Kunststoffverarbeitung, Chemiefasern, Anstrichmittel) - aus ganz einfachen Gründen: Jedes Jahr müssen rund 2000 (der rund 44.000) Jobs in der chemischen Industrie nachbesetzt werden. Zusätzlich gibt es derzeit mehr als 1500 Lehrlinge. Diese Branche „leidet unter Nachwuchsmangel und will keine Talente verlieren, darum fördern wir diese Aktionen“, meint die Geschäftsführerin des Fachverbandes, Sylvia Hofinger. Im übrigen seine viele dieser Jobs hoch qualifiziert und gut bezahlt.

Kommentare