Von Jingle Bells bis Pata Pata
Selten so viel Spielfreude und -witz bei einem Streichorchester auf der Bühne gesehen, nein erlebt. Von Klassikern wie Offenbach, Verdi, Mahler und Beethoven bis zu afrikanischen Welthits wie Pata Pata – den rund zwei Dutzend jugendlichen Musikerinnen und Musikern waren Lust und Spaß am virtuosen Spiel nicht nur in ihren meist lächelnden bis lachenden Gesichtern anzusehen, der Funke sprang auch rasch aufs Publikum über. Wenngleich europäische Besucher_innen klassischer Konzerte kaum ihre Sitzposition überwinden ;)
Von Nabucco bis Jingle Bells
Das Bochabela String Orchestra aus dem südafrikanischen Bloemfontein machte – im ersten Teil verstärkt um den ((superar))-Chor aus Wien (mit Liedern vom Gefangenechor aus Nabucco bis Jingle Bells) – das Konzert im Wiener MuTh (Musiktheater) am Augartenspitz zu einem mehr als freudvollen vorweihnachtlichen Erlebnis. Die 18-jährige Siyolise Nyondo und ihr zwei Jahre jüngerer Kollege Linda Ngoma an den beiden Kontrabässen etwa sandten besonders viel Humor von der Bühne in die Zuschauer_innen-Reihen des Konzertsaals.
Stimmgewaltig
Kamo Magau, die ihre Geige fallweise gegen ein Gesangsmikro tauschte, überzeugte aber genau so, wenn sie ihre kraftvolle Stimme fast ansatzlos ganz ohne technische Verstärkung in den Saal schmetterte. Bonolo Kgaile ist mit erst 18 Jahren Konzertmeisterin der Bochabelas, des Spitzenorchesters des Mangaung String Programms, das Kindern und Jugendlichen vor allem aus benachteiligten Vierteln und Familien den Zugang zu (Spitzen-)Musik ermöglicht. Die erste Geige spielt sie übrigens, wie sie nach dem Konzert dem KiKu erzählt, „schon seit zwei Jahren“.
Tanzendes Orchester
Bei einigen Nummern des Konzerts, das sie fast nur im Stehen spielten, bewegten sich die Geigerinnen und Geiger in tänzerischen Choreografien, wechselten während des Spiels ihre Positionen, tänzelten und tanzten quer über die Bühne, um sich zu neuen Gruppen zusammen zu finden...
Mit jeweils erst 15 Jahren sind Ashlin Grobelaaer und Victoria Seekoi die beiden jüngsten Mitglieder des Orchesters, sie Geigerin, er Cellist. „Aber ich hab natürlich auch mit Geige begonnen“, erzählt der Bursch dem KiKu. „Da war ich zehn Jahre. In unserer Schule wurde das Projekt des Orchesters vorgestellt. Bis dahin hatte ich noch nie eine Geige in echt gesehen. Das war das allererste Mal. Ja, und es hat mich interessiert, ich wollte dieses Instrument spielen lernen. Naja, am Anfang war das gar nicht leicht. Außerdem haben wir in den ersten Monaten nur so Babysongs gespielt. Aber ich wollte unbedingt dabei bleiben.“ Ein Jahr später, so setzt Ashlin Grobelaaer fort, „habe ich dann auf Cello gewechselt, der Sound hat mir einfach noch besser gefallen“. Trotzdem soll das Musizieren „für mich immer nur Hobby bleiben“. Bei der Frage in die ganze Runde schätzen die rund zwei Dutzend Musiker_innen, „dass so ungefähr die Hälfte bis etwas mehr vielleicht später die Musik zu ihrem Job machen wollen“.
Victoria Seekoi hat „mit acht Jahren angefangen, Geige zu spielen. Ich hab das Instrument gesehen und wollte es gleich lernen. Der Anfang war allerdings schon sehr hart. Es dauert lange, bis du wirklich was spielen kannst. Manchmal“, so gibt sie zu, „hab ich schon ans Aufgeben gedacht.“ Auf die Frage, was sie dann bewogen habe, weiter zu machen: „Meine Mutter hat mich dann im ersten Jahr immer wieder motiviert und unterstützt, nicht aufzugeben!“ Nach dem ersten Jahr „war das mit dem on/off vorbei.“ Heute ist eine Karriere als Berufsmusikerin „eine Option, eine andere ist es, Buchhaltung zu studieren“.
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