Schülerinnen und Schüler schreiben Texte und nahmen sie im Studio auf: Die besten wurden mit dem Story Award 2013 ausgezeichnet. Gespräche mit Preisträger_innen
Willy ist ein
Glücksschwein. Nein keines, das nun als Plüschmaskottchen rund um den Jahreswechsel verkauft wird. Ein richtig kleines Schwein. Ein lebendiges. Eines, das Glück hatte. Schon auch Glück brachte. Willy ist die Hauptfigur in der Geschichte „Schweine haben auch Gefühle“. Geschrieben von der elfjährigen Julia Bauer. Und beim diesjährigen Story-Award von Radioigel in Wien unter die zehn besten der 120 eingereichten Beiträge ausgewählt. Den Text gibt’s – wie die anderen Top-Geschichten – auf CD und im Internet zum Anhören – gelesen jeweils von den Autor_innen. Am Rande der Wiener Preisverleihung konnte der Kinder-KURIER mit fast allen Wiener Preisträger_innen kurze Interviews führen. Den Story Award gibt es auch in den Bundesländern Salzburg und Steiermark. Links zu den Beiträgen findest du am Ende des Berichts.
Willy und die anderen Schweine leben in einer der großen Tierfabriken auf engstem Raum und werden von einem Mädchen namens Clara befreit. Der Schweinefarmbesitzer greift zur Schusswaffe – da springt ihn Willy an und wirft ihn zu Boden…. Insofern hat dieses Schwein nicht nur Glück, sondern bringt auch Glück – für die anderen befreiten Artgenoss_innen. „Schweine sind meine Lieblingstiere“, vertraut die junge Autorin dem Kinder-KURIER an. Geschrieben habe sie die Geschichte „aber nur, weil ich vom Lehrer gefragt worden bin, ob ich nicht einen Text für den Bewerb schreiben könnte. Sonst bleibt wegen der Schule nicht so viel Freizeit, dass ich dazu komm, Geschichten zu schreiben. Aber vielleicht“, so meint sie auf Nachfrage, ob der Preis da was verändere, „wird ich ja jetzt öfter Geschichten schreiben“.
Florian Nosek und Gerald Luttenfeldner beim Interview mit dem Kinder-KURIER
Ob ihre Vorliebe für Schweine sie zur Vegetarier werden ließen, verneint die ausgezeichnete Jungautorin. „Aber ich ess nur das teure Biofleisch, wo ich sicher sein kann, dass es den Tieren gut gegangen ist, als sie noch gelebt haben!“
Gleich über mehr als drei Jahrzehnte erstreckt sich Julian Milovics Story. Der 13-Jährige lässt sie im Jahr 1970 beginnen. Da erzählt Toms Opa dem Enkel eine Geschichte von einem geheimen, großen Schatz, der vor 100 Jahren vergraben wurde. Im Jahr 2000 ist der Bub von damals bekannter Archäologe und entdeckt mit Kolleg_innen eine Holzschachtel, die Hinweise auf eben diesen enthält. Die Expedition führt das Team quer über den Erdball… Milovic „mag gern Geschichten, am liebsten abenteuerliche, deshalb hab ich auch so eine geschrieben“, erzählt der dem Kinder-KURIER und auf die Frage, wie er schreibe, ob da erst eine Idee sei, die sich beim Schreiben selber weiter entwickle, meint er lapidar: „Nein, ich hab die Geschichte zuerst fertig in meinem Kopf, erst dann hab ich angefangen zu schreiben.“
Düstere Geschichte
„Seit ich klein bin und lesen gelernt habe, hab ich auch schon gern selber Geschichten geschrieben“, sagt Aygül Armakan (14). „Am liebsten habe ich spannende Fantasiegeschichten.“ In ihrem „dunklen Traum“ geht’s aber nicht nur spannend und fantasievoll, sondern auch sehr düster zu. So, dass es dir beim Zuhören vielleicht sogar gruselt, noch dazu wo die Autorin es versteht, meisterhaft diese Stimmung beim Lesen zu vermitteln. Das Ende ist ziemlich überraschend – vielleicht auch ein wenig düster. „Mir ist zuerst ungefähr die Hälfte eingefallen, dann hab ich geschrieben, dann hat sich der Rest ergeben.“ Allerdings hat Armakan nicht die erste Version abgesandt. „Ich hab’s noch ein paar Mal verändert bis ich zufrieden war.“
Dieser Literaturbewerb für Schülerinnen und Schüler trägt mit „Story
Award“ nicht nur einen englischen Titel. Zwei Einzeltexte sowie die Gruppenarbeit sind auch in dieser Weltsprache verfasst. „The suffering of a Syrian girl“ (Die Leiden eines syrischen Mädchens) hat sich Juel Dahdal nicht (nur) ausgedacht. Sie selbst flüchtete vor nicht einmal einem Jahr aus dem Bürgerkriegsland, wo die heute 14-Jährige mit Arabisch und Englisch aufwuchs, nach
Österreich. In ihre ausgedachte Geschichte verpackte sie viel von dem was sie in ihrer Umgebung im Laufe der Monate davor miterleben und –erleiden musste.
Tödlich endet die Story von Jordan Greulich „The Shipwreck“ – allerdings sehr, sehr überraschend – weder beim Schiffbruch selber, noch durch den auftauchenden Hai, sondern … aber das soll echt nicht verraten werden, wäre ewig schade um die in den rund viereinhalb Minuten aufgebaute – insbesondere ab 45 Sekunden vor Schluss verdichtete Spannung ;)
Und die dritte englischsprachige Arbeit hat gleich zwei verschiedene Enden. Die Schülerinnen und Schüler der 4b der bilingualen Neuen Mittelschule in
der Krim (Wien-Döbling) schrieben jede und jeder eine eigene kurze Geschichte, die zu einer knapp mehr als neunminütigen gemeinsamen „Never forget“ (niemals vergessen) montiert wurde – mit zwei unterschiedlichen Schluss-Szenarien.
Florian Nosek und Gerald Luttenfeldner beim Interview mit dem Kinder-KURIER
Für „Friede in der Galaxie!“ dachte sich
Florian Nosek (11) vier Aliens verschiedener Planeten aus, die ziemlich in Stress geraten, weil alle anderen Bewohner der Milchstraße vieles von ihnen wollen. Wickel, Streit, Konflikt, ja beinahe krieg sind die Folge. Erst als alle draufkommen, dass die vier nicht so überfordert werden sollten, kehrt Beruhigung und Frieden ein, die den Autor zu einer Schluss-Frage an seine Zuhörer_innen veranlasst: Vielleicht lebt auch bei dir ein hilfloser Alien?
Bauernschläue
„Eigentlich“, so gesteht ein weiterer Gewinner, „wollte ich am Anfang ja gar keine Geschichte schreiben. Aber als ich dann begonnen habe, ist es irgendwie über mich gekommen, dann konnte ich gar nicht mehr aufhören zu schreiben. Und so findet sich die Geschichte vom „Bauernmädchen“, das mit viel Herzenswärme, Gefühl und Bauernschläue mehrere Hindernisse überwindet, um zur Burg zu gelangen, auch auf der CD der siegreichen Beiträge des Story Award 2013.
Schließlich setzte sich noch der 12-jährige Dominic Krieger in „Ein Traum oder Wirklichkeit?“ mit gefährlichen Wesen und Ängsten auseinander.
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