Vielsprachiges Mitreden ist gefragt!
SAG'S MULTI!" geht in die fünfte Runde. Dieser Redebewerb will einerseits Schülerinnen und Schüler, die mehrere Sprachen beherrschen und damti aufgewachsen sind, vor den Vorhang holen und andererseits genau diese Komeptenzen fördern. Gefragt sind die Gedanken Jugendlicher, deren Erst- oder Familiensprache nicht Deutsch ist – von der 7. Schulstufe an (alle Schultypen).
Deutsch plus ...
Bedingung: Die Rede muss auf Deutsch und in einer (weiteren) Erst- oder Familiensprache(manche, die drei- oder viersprachig aufwachsen, müssen sich für eine dieser entscheiden) gehalten werden, egal ob erst in der einen, dann in der anderen Sprache oder hin- und her switchend.
Mitmachen können Schüler_innen aus ganz
Österreich, es gibt in diesem Schuljahr erstmals auch eine
Regionalausscheidung in Innsbruck.
Im Folgenden portraitieren wir vier vormalige Teilnehmer_innen, die im Gespräch mit dem KiKu schildern, was ihnen der Bewerb gebracht hat:
Die Teilnahme an „SAG’S MULTI!“ habe ihr „ganz vü bracht“, ist die erste Reaktion von Myroslava Mashkarynets, deren Deutsch im Gespräch immer wieder die vom Salzburger Dialekt gefärbt ist. Sie habe zwar auch schon vorher an einem Landes-Redebewerb in zwei Kategorien teil genommen, und schon dadurch „viel sicherer geworden“, habe „auch keine Angst mehr, Fehler zu machen“, aber der mehrsprachige Redebewerb habe nicht nur diesen Gesichtspunkt „verstärkt, sondern in dem Zusammenhang hab ich mich auch mit meiner Muttersprache mehr auseinander gesetzt. Du kannst ja das, was du sagen willst, nicht nur 1:1 übersetzen, du musst immer wieder nach anderen Wegen suchen, um das so auszudrücken, dass es echt dasselbe bedeutet.“ Bis dahin habe sie Ukrainisch halt für den Alltagsgebrauch beherrscht, „mich aber nie wirklich mit der Literatur auseinander gesetzt“.
Insofern habe sie jedenfalls schon unheimlich davon profitiert, die Reden vorzubereiten, weshalb sie anderen Jugendlichen „schon aus dem Grund empfiehlt, mit zu machen“. Dass sie dann noch zu den Sieger_innen zählte hatte den sehr angenehmen „Nebeneffekt“ mit den anderen GewinnerInnen ein paar Tage gemeinsam in Prag verbringen zu können, neue Leute kennen zu lernen, neue Freunde gewonnen zu haben.
Sprachen mag ich echt gern“, strahlt die heute 18-jährige Omnia Shama. Mit 14 Jahren zählte sie in der ersten Runde von „SAG'S MULTI!“ zu den ersten SiegerInnen. Neben der Erstsprache Arabisch und der Zweitsprache Deutsch (sie kam mit ca. 8 Jahren aus Ägypten nach Österreich) kann sie – von der Schule her – Englisch, Italienisch, Latein und Spanisch.
„Vor dem Redebewerb hatte ich in Deutsch immer schlechte Noten, danach schon ein bisschen bessere und im Jahr drauf oft Einser.“
Der Bewerb hatte ihr, erinnert sich die angehende Maturantin im Gymnasium Diefenbachgasse, viel Mut gemacht. „Ich schreib schon immer gern, vorher aber nur Tagebuch, manchmal auch Geschichten, aber bis „SAG’S MULTI!“ hab ich mich nie getraut, meine Texte irgendwem zu zeigen. Das ist jetzt ganz anders.“
Omnia Schama ist in ihren beiden Sprachen zu Hause, oft switchen wir auch in der Familie hin und her, fällt uns ein Wort in der einen Sprache nicht ein, verwenden wir das aus der anderen, so kombinieren wir Deutsch und Arabisch. In letzterer hat sie in Wien auch Kurse besucht, um die Schrift zu beherrschen.
Die größte Hürde ortet Marko Djuričič rückblickend „beim ersten Mal im Finale, die Vorrunde in der Schule war nicht so schlimm, aber in meinem ersten Finale, wo mindestens 100 Leute im Saal gesessen sind, haben mich schon nervös gemacht. Aber im zweiten Jahr war ich das dann schon gewöhnt, da hab ich auf den Erfahrungen des Vorjahres aufbauen können“, sagt der HTL-Mediendesign-Schüler aus Wien. „Auf jeden Fall hat die Teilnahme was verändert, ich bin selbstbewusster geworden, finde, dass ich mir jetzt leichter tue, frei zu sprechen und mir insgesamt mehr zutraue.“
Neben der 40-Stunden-Schulwoche und dem daheim lernen arbeitet Djuričič samstags in einer kleinen Agentur, „für die mach ich Marketing. Mit diesem Nebenverdienst bin ich einfach unabhängiger, selbstständiger.“
Geschwister, Eltern und er „switchen ständig zwischen Serbisch und Deutsch, insofern ist mir das Reden in beiden Sprachen nicht schwer gefallen. Auf jeden Fall“, so meint er zusammenfassend über „SAG“S MULTI!“, „sollte man die Gelegenehit, auch in der eigenen Muttersprache vor so vielen Leuten reden zu können, nutzen, wenn sie schon geboten wird.“
Bankmanagerin war schon lange mein Traumberuf, aber erst durch dieses Reinschnuppern kann ich mir vorstellen, was auf mich zukommen würde“, sagte für Saliha Altıparmak, Handelsakademie-Schülerin aus Wien-Favoriten und eine der „SAG’S MULTI!“-Sieger_innen des dritten Bewerbsjahres.
Danach nahm sie das „Konnex“-Programm des Vereins Wirtschaft für Integration in Anspruch und konnte sich gleich über zwei Paten freuen, die beiden Obleute Georg Kraft-Kinz (Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien) sowie Ali Rahimi (Teppichhändler). „In der Bank durfte ich bei einem Meeting mit Bankmanagern und einem Kommunikationsfachmann dabei sein. Spannend war, dass diese Manager noch dazulernen“, berichtete sie im Frühjahr für eine Sonder-Beilage des KURIER. Und Rahimi „hat mir auch Hintergrund-Geschichten über Teppiche, ihre Muster und deren Bedeutung erzählt“.
Rund um ihre Bewerbs-Teilnahme hatte Saliha Altıparmak im KURIER-Interview noch gemeint, nach der HAK-Matura werde sie nach Istanbul übersiedeln, um dort zu studieren, „weil in der Türkei Vielsprachigkeit mehr zählt als hier“. Durch die Begegnung mit Menschen aus der Wirtschaft sehe sie, dass es auch in Österreich Leute gebe, die Mehrsprachigkeit schätzen. „Jetzt muss es nicht mehr Istanbul, es kann auch Norwegen sein oder Wien – das ist sogar erste Wahl“.
Initiatoren, Sponsoren
Initiator und Träger des mehrsprachigen Redewettbewerbs ist der Verein Wirtschaft für Integration. UNIQA ist Hauptsponsor, der Stadtschulrat für Wien unterstützt das Projekt. Die organisatorische Umsetzung erfolgt durch den Verein EDUCULT. Der Hauptpreis für die 15 Gewinner_innen wird von der REWE International AG zur Verfügung gestellt: Eine Reise von ITS BILLA Reisen in eine europäische Stadt. Weitere Großsponsoren sind die LUKOIL International GmbH und die Wien Holding.
PatInnenprogramm KONNEX
Seit dem vergangenen Schuljahr gibt es auch ein weiterführendes Programm für vormalige Gewinner_innen. Im Programm „Konnex“ stellen sich Profis aus verschiedensten Berufsfeldern als Pat_innen zur Verfügung, um die Sprachtalente in diese Jobwelten hinein schnuppern zu lassen – von Banken über Verlage bis zum Parlament.
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