Auch mitten in der Wüste können Blumen blühen. Sozusagen. Auch wenn die vielleicht ganz anders wachsen als gemeinhin angenommen. Auch so kann „Beautiful Thing“, das jüngste Stück im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend verstanden werden. Die rund eineinhalbstündige Inszenierung des Stücks von
Jonathan Harvey, Regie
Werner Sobotka, in der die beiden Burschen Jamie und Ste Gefühle füreinander entdecken, umfasst deutlich mehr: Viel Witz, Mut, auch in trister Umgebung, Mut zu haben und Spaß zu finden. Und nicht zuletzt: Auch bei – möglichem Gegenwind – zu sich und seinen Gefühlen zu stehen.
Szenenfoto aus "Beautiful thing" des Theaters der Jugend
Da ist Jamie, den die Schule nicht sehr freut. Weniger des Unterrichts wegen, Andeutungen vermitteln das Bild heftigen Mobbings, dem er ausgesetzt ist. Das Verhältnis zu Sandra, seiner Mutter, ist nicht gerade easy. Pseudo-kumpelhaft geriert sich deren fast comic-haft angelegter aktueller Freund. Leah, Tochter in der benachbarten Wohnung, hat’s auch nicht licht, lässt sich aber wenig gefallen und scheint vielen sozusagen mit dem A... ins Gesicht zu fahren. Sie findet Zuflucht, Halt und Stärke in Musik, vor allem von Mama Cass (Mitte bis Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts). Einer ihrer größten Hits. „Make your own kind of music...!“. Mach deine eigene Art von Musik – das ist Leahs (Über-)Lebensmotto, auch wenn sie damit nicht selten an-eckt.
Szenenfoto aus "Beautiful thing" des Theaters der Jugend
Und dann ist da noch Ste, der coole Skateboarder, der obendrein auch noch die Schule regelmäßig besucht, hier in dieser Siedlung am Rande der Stadt offenkundig eher eine Seltenheit. Er hat allerdings einen saufenden, prügelnden Vater – der im Stück nie wirklich vorkommt – es reicht sein Gebrüll aus dem Off. Wieder einmal geprügelt, sucht er Zuflucht bei den Nachbarn, Jamie und seiner Mutter. Das kommt immer öfter vor. Zwischen beiden Burschen beginnt sich ein zaghaftes Pflänzchen von mehr als nur Zuneigung zu entwickeln. Und gleichzeitig Angst vor diesen Gefühlen bzw. davor, zu ihnen zu stehen. Das „schöne Ding“ des Titels ist aber eben mehr – vor allem die Lebensfreude auch in einem Umfeld, das dies nicht gerade leicht macht.
Szenenfoto aus "Beautiful thing" des Theaters der Jugend
Für Regisseur
Werner Sobotka, der fürs Theater der Jugend schon zwei Musicals inszeniert hatte, ist es die erste Sprechtheater-Regie. „Da muss weniger auf die Ausstattung, auf singen und tanzen, sondern eben mehr auf die Sprache fokussiert werden. Hier muss mehr auf die Präzision der Worte Wert gelegt werden“, meint er gegenüber dem KiKu am Rande einer der letzten Proben für das Stück. Und freut sich vor allem, „mit diesem kleinen, aber sehr feinen Team arbeiten zu dürfen. Das ist wirklich ein Vergnügen!“
Szenenfoto aus "Beautiful thing" des Theaters der Jugend
Beautiful Thing von
Jonathan Harvey Deutsch von
Peter Torberg ab 13 Jahren; eineinhalb Stunden
Jamie: Florian Kroop Ste: Jakob Elsenwenger Sandra, Jamies Mutter: Simone Kabst Leah: Yodit Riemersma Tony, Sandras Freund: Markus Schöttl
Regie und Bühne: Werner Sobotka Kostüme: Elisabeth Gressel Licht: Christian Holemy Bühnenbildassistenz: Veronika Lassenberger Dramaturgie: Wolfgang Türks Assistenz / Inspizienz: Felix Metzner Regiehospitanz: Diana Zimmermann
Aufführungsrechte: Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin
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