Hamlet oder wer war's?

Eine Gruppe von Jugendlichen in schwarzen Kostümen steht auf einer Bühne vor einer Graffiti-Wand.
Jugendliche der beiden Spielklubs des Theaters der Jugend (Wien) zeigen "Hamlet und ich" bzw. "und keiner hat's gesehen" im Theater im Zentrum.

Besonders sein oder nicht sein – von wem ist das noch mal?“ mitten im Stück des jüngeren der beiden Spielklubs des Theaters der Jugend (Wien) fällt dieser Satz. Und sorgt natürlich für viele Lacher im Publikum. Heißt doch das Stück „Hamlet und ich“.

Gleich zu Beginn erzählen einige der Darsteller quasi im Telegrammstil die Grundgeschichte dieses Stücks von William Shakespeare. Einer aus der Crew versucht die Story zu rappen. Und aus einem weggeklappten Kanaldeckel drängen drei Schauspielerinnen um Ergänzungen hinzuzufügen. Jede zwei Buchstaben auf dem T-Shirt. ET, ML, HA.

Zwei Schauspieler stehen auf der Bühne, einer mit einem „Hamlet“-T-Shirt, und halten Händchen.
Szene aus "Hamlet und ich", des jüngeren der Spielklubs des Theaters der Jugend in Wien
Verrat, Intrige, Machtspiele, Freundschaft, Familie, Liebe – Grundelemente des klassischen Dramas werden von den Jugendlichen aber nicht nur nacherzählt, sondern in ihre heutige Lebenssituationen geholt. Aus der Arbeit daran (die Spielklubs erstrecken sich über fast ein ganzes Schuljahr) wurde nicht nur das Eingangszitat geboren, sondern auch solche wie „wenn wir nicht sind, wieso existieren wir dann überhaupt“ oder „Geschwister sind doch alle blöd!“ – „Ja, genau! Aber Eltern sind noch viel schlimmer.“

Gegen Ende bringt die Einspielung von „Is this the real life?!“ aus „Bohemian Rhapsody von den Queen dieses Pendeln zwischen klassischem Stoff und Herunterbrechen auf die eigene Lebensrealität auf den Punkt. Und die pantomimische Darstellung des Gesangs dazu bricht das nochmals.

Wer war’s?

Eine lächelnde junge Frau in einem grünen Oberteil steht auf einer Bühne vor anderen Darstellern.
Szene aus "... und keiner hat was gesehen", des "älteren" der Spielklubs des Theaters der Jugend in Wien
Ein Mädchen der Schule ist gestorben. Offenbar aus dem Fenster gefallen, gesprungen – oder gestoßen worden. Wer war’s? Hat wer was gesehen? „Natürlich“ keine und keiner. Gesehen hat auch niemand etwas. Dafür schwirren Gerüchte. Die einen spielen Trauer vor, um gleich im nächsten Moment zu fragen, ob ihnen die Jacke steht. Andere meinen, die Tote wäre eh nur ein „Psychokind“ gewesen, um das es nicht schade wäre. Unterschiedliche Archetypen – von Mobbern, Gemobbten, Machos, Intriganten werden von den Jugendlichen bravourös gespielt. Dazu gesellt sich gegen Ende ein Junge, der die Diagnose Krebs erhält – was so ziemlich alle anderen genau gar nicht berührt. Die meisten Lacher erntet Can Alsan als Karikatur des Ober-Macho.

Hamlet und ich
Spielklub II
Darsteller_innen: Johanna Bednar-Brandt, Leonie Berchtold, Emma Hirt, Valerie Karner, Tina Knezević, Pino Pertl, Nikolaus Pfleger, Amina Reifenauer, Roberto Schmidt, Sebastian Seidl, Marie Theissing, Polina Yakimenko

Konzept / Regie: Frederike Stolzenburg
Hospitanz: Kim Hasselbacher, Nadine Niederhausen

... und keiner hat was gesehen
Spielklub III
Darsteller_innen: Lena Aschauer (Marie-Sophie), Can Aslan (Mo), Colin Blöchl (Timo), Franziska Edlinger (Melissa), Simeon Gazivoda (Oliver), Samira Kluger (Chantal), Katja Kočisek (Clementine), Niklas Müller (Alex), Clara Nowak (Rebecca), Marlene Schenk-Mair (Charly), Selina Schwelch (Tamara), Ines Wodaczek (Emily)

Konzept / Regie: Barbara Rottensteiner Comploi
Hospitanz: Kim Hasselbacher, Laura Loacker, Annika Rotter

Wann & wo?
Bis 21. Mai
19.30 – 20.15
Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Karten (6 Euro)
Infos: theaterklubs@tdj.at
www.tdj.at

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