Selten so über Unglück gelacht
Der Kern – eine wahre, echt arge Geschichte. Und doch musst du über weite Strecken lachen. Sehr viel und herzhaft sogar. Das ist das neueste Stück der „schallundrauch agency“ mit dem kurios anmutenden Titel „Gabi, der Unfall, das Glück und die Milbe“.
Die Gabi heißt auch wirklich so. Gabriele Wappel ist Mitgründerin der Tanz-, Theater- und Performancegruppe. Und wie in einigen anderen Stücken der Gruppe erzählt sie hier authentisch eine erlebte Geschichte. Auf Schulskikurs in Tirol stürzte sie so unglücklich, dass sie mit dem Bauch auf einen der Stöcke aufprallte, ins Krankenhaus musste und dort sofort operiert werden musste. Milz-Riss. Zum allerersten Mal in diesem Krankenhaus wurde eine ziemlich neue Methode – „kleben“, statt entfernen – angewandt. Knapp dem Tod entronnen.
Glück im Unglück
Die – vielleicht im einen oder anderen Detail überdrehte – Schilderung realer skurriler Momente im Krankenhaus provoziert beinahe automatisch Schmunzeln bis Lachen. Aufgrund des notwendigen chirurgischen Eingriffs kann die junge Patientin natürlich nicht normal essen, sondern muss künstlich intravenös ernährt werden. „Frühstück!“ wirkt da dennoch ziemlich schräg. Oder, dass alle Verwandten zum Besuch Schokolade mitbringen, wo sie doch nichts Echtes essen kann.
Oder real nicht selten vorkommende „humorige“, für Patient_innen aber zynisch wirkende, Sprüche medizinischen Personals knapp vor der OP. Die Angst durch die Narkose gar nicht schmerzfrei zu werden, weil du noch genau zählen kannst, wie viele Lampen die Deckenleuchte im Operationssaal hat.
Oder dass der Lehrer einen Brief schreibt, in dem er Gabi wünscht, dass sie doch hoffentlich schon bei der nächsten Schularbeit schon wieder in der Schule sein kann.
Schwarze Löcher
Gabriele Wappel hat in der Erzählung ihrer Geschichte mit Sebastian „ Sebi“ Radon einen kongenialen Partner für dieses Stück gefunden, der ansatzlos einmal Spitalsbett-Nachbarin, sämtliche Lehrerinnen und Lehrer, alle Verwandten und nicht zuletzt Schafe gibt. Wie Gabi selbst auch – weil sie ja Schäfchen zählen muss um beim Schnarchen der Bettnachbarin vielleicht doch einschlafen zu können.
„ Sebi“ sorgt auch live auf der Bühne für coole Soundeffekte und Lieder – mit ziemlich schrägen Texten, beispielsweise gegen Ende: „wir alle haben Milben, nur manche reiten auf einem Pferd...“.
Die Pölster„hemden“, die aus den beiden Schafe machen, sind in einer anderen Szene auch verschneite Tiroler Bergspitzen!
schallundrauch agency
Tanz, Theater und Performance mit Livemusik; 50 Minuten, ab 8 Jahren
Regie: Gabriele Wappel
Performance, Stückentwicklung: Gabriele Wappel, Sebastian Radon
Regieassistenz: Mona Wahba
Dramaturgische Beratung: Frans Poelstra
Künstlerische Beratung: Janina Sollmann
Textberatung: Nicole Kanter
Raum, Licht, technische Leitung: Silvia Auer
Kostüm: Devi Saha
Wann & wo?
Bis 28. Juni 2015
Dschungel
Wien
1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01)52100-2714
www.dschungelwien.at
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