Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Die großen Abenteuer der kleinen Sara Crewe"
Acht spannende Stücke in der kommenden Saison des Theaters der Jugend (Wien).

Widerstand üben! – so könnte man das Motto unseres nächsten Spielplanes überschreiben“, meinte der Direktor des Theaters der Jugend (TdJ) in Wien, Thomas Birkmeir, am Donnerstagmittag bei der Bilanz über die abgelaufene und dem Ausblick auf die kommende Spielsaison. Zwei Tage zuvor hatte Corinne Eckenstein, künstlerische Leiterin des Dschungel Wien (Theaterhaus für ein junges Publikum im MuseumsQuartier) dessen Saison unter das Motto „Wer rettet die Welt“ ebenfalls sehr gesellschaftspolitisch positioniert.

Die Welt sei viel düsterer geworden, autoritäre Regimes und Bewegungen verzeichnen Zulauf, „dennoch fühlen wir uns hier am Theater der Jugend nicht dazu aufgerufen, die nächsten Generationen zu bornierter und engstirniger Sichtweise zu indoktrinieren“, so der künstlerische TdJ-Chef. Vielmehr sehen wir es als unsere Aufgabe zur Vielfalt der Gedanken und Meinungen zu ermutigen und beizutragen, so dass mündige BürgerInnen heranwachsen – und nicht etwa immer dieselbe Melodie blökendes Stimmvieh ... versteht sich das Theater der Jugend durchaus auch als ein Bollwerk gegen die Engstirnigkeit, Arroganz und gegen jegliche Art von Diskriminierung

Zu den Stücken

In „Der fantastische Mr. Fox“ wehrt sich eine bedrohte Tier-Fabel-Welt gegen tyrannisch, profitgeile Bauern. Letztere haben eine Art von Tierfabrik errichtet, die es ja auch im „wahren Leben“ zuhauf gibt – und gehen nun daran den letzten Rest von „störender“ Natur auszumerzen - Mr. Fox und seine Nachbarn.

„Cinderella pass was nicht!“ ist ein humorvolles, satirisches Musical, das Klischees von „Schön“-sein müssen aufs Korn nimmt. Die eine will als junge Frau selbstbestimmt ihren Weg gehen, der andere ist schlichtweg schwul – und hat völlig andere Dinge im Kopf als „heiraten“.

„Das Kleine Meermädchen“ von Hans Christian Andersen widmet sich der Frage, was unbedingte Liebe ist. Und wie es sich anfühlt, gleichsam aus dem Meer einen neuen Kontinent zu besteigen, dessen Kultur man nicht kennt – und wo man zutiefst abgelehnt wird.

„Die großen Abenteuer der kleinen Sara Crewespielt in einer tyrannischen Erziehungsanstalt, einer „Diktatur des Alltags“. Ob allein die oft beschworene „Kraft der Phantasie“ ausreicht – oder ob es ein Handeln jenseits der träumenden Flucht aus dem Alltag gibt, untersucht dieses Stück.

Mitläufertum bis zur Selbstaufgabe ist das Thema von „Der Fluch des David Ballinger von Louis Sachar. Und das sogenannte „Gewissen“, das Gefühl für „gut“ oder „böse“ steht in dieser witzigen Geschichte im Mittelpunkt. Vermutlich gibt es für jeden Menschen eine Weggabelung im Leben, wo er sich für die Zivilcourage einerseits entscheidet – oder für das unreflektierte Angepasst-sein.

Captain Nemo, der in seiner kleinen U-Boot-Welt seine Männer gefangen hält und zum eigenen Vorteil Schiffe versenkt – das sit Jules Vernes technikkritischer Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“.

Dass etwas „faul ist im Staate“ erkennt der junge Prinz Hamlet sofort, als er heimkehrt. Und diese gefährliche Mischung aus Lüge, Korruption und Mord will er entwirren. Dass er dabei selbst „unter die Räder“ kommt ist Shaekespeares Stück. Was geschieht, wenn ein Mensch sich einem System entgegenstellt? Wie lange darf man mit dem Widerstand zögern? Hamlets Zögern, Nicht-Eingreifen, Unfähigkeit zum Widerstand sind die Fragestellungen der TdJ-Inszenierung.

Widerstand – von der Theaterbühne aus
"Die weiße Rose" von Petra Wullenweber, die auch Regie führt; 9. Jännrt 2018 bis 16. März 2018; Theater im Zentrum
Zurück zum Anfang: Widerstand üben! Ab Mitte Jänner steht„Die weiße Rose“auf dem Spielplan des kleineren Hauses, des Theaters im Zentrum. Das Stück über die Widerstandsgruppe gegen die Nazis erzählt Sophie Scholls ursprüngliche Faszination für die Nazis, die den wahren Kern dieser Bewegung erkennt und die mit ihrem Bruder und anderen jungen Leuten schließlich Widerstand leisten – bis hin zum Einsatz ihres Lebens.

Details – Regie, Spielzeit usw. in der Bilderstrecke unten.

Zahlen

Das Theater der Jugend erreichte mit insgesamt einer Viertelmillion Besucher_innen in der vergangenen Saison – 40.000 Abos - eine Auslastung bei den Eigenproduktionen von fast 95 Prozent, bei den angekauften Vorstellungen in anderen Wiener Theaterhäusern sogar 99,72%. Finanziell deckt das TdJ aus den Einnahmen fast die Hälfte der Kosten (47% eigendeckungsgrad).

Blicke hinter die Kulissen

Das Theater der Jugend öffnet am 16. September wieder einmal die Tore des Renaissancetheaters und bietet interessierten Kindern, Jugendlichen und ihren Begleitpersonen Blicke hinter die Kulissen und Stationen, wo sich die jungen Besucher_innen selber in Kostüme werfen können bzw. theatrale Dinge basteln können. Bühnentechnik, Requisite, Kostüm, Maske, Licht und Ton zeigen, was sie alles zum Gelingen einer Aufführung beitragen.

Wegen des großen Andrangs empfiehlt sich die Anmeldung für kostenlose Zählkarten für einen der drei – jeweils zweistündigen Durchgänge (10.30; 13.00 bzw. 15.30 Uhr): www.tdj.at/anmeldung_tdot.php

www.tdj.at

Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Der fantastische Mr. Fox" von Roald Dahl in einer Fassung von David Wood; Deutsch von Clemens Pötsch; Regie: Stefan Behrendt; 6. Oktober 2017 bis 19. November 2017; Renaissancetheater
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Der Fluch des David Ballinger von Louis Sachar; Übersetzung und Buhnenfassung: Thomas Birkmeir; Regie: Gerald Maria Bauer; 12. Oktober 2017 bis 17. Dezember 2017; Theater im Zentrum
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Cinderella past was nicht"; Musik: Thomas Zaufke; Text: Peter Lund; Regie: Werner Sobotka; 12. Dezember 2017 bis 28. Jänner 2018; Renaissancetheater
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Die weiße Rose" von Petra Wullenweber, die auch Regie führt; 9. Jänner 2018 bis 16. März 2018; Theater im Zentrum
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Das kleine Meermädchen" nach Hans Christian Andersen; von Gerald Maria Bauer, der auch Regie führt; 17. Februar 2018 bis 18. März 2018; Renaissancetheater
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"20.000 Meilen unter dem Meer" nach Jules Verne von Michael Schachermaier, der auch Regie führt; 14. April 2018 bis 24. Juni 2018; Theater im Zentrum
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Hamlet" von William Shakespeare; Übersetzung, Buhnenfassung und Regie: Thomas Birkmeir; 7. April 2018 bis 4. Mai 2018; Renaissancetheater
Widerstand – von der Theaterbühne aus

"Die großen Abenteuer der kleinen Sara Crewe" nach Frances Hodgson Burnett von Jethro Compton; Deutsch von Anna Klein; Regie: Jethro Compton; 24. Mai 2018 bis 24. Juni 2018; Renaissancetheater

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