Ein Loblied auf Fantasie und Spinner

Szenenfoto aus "Der Nussknacker" nach E.T.A. Hoffmann im Renaissancetheater (Theater der Jugend Wien)
E.T.A Hoffmanns „Der Nussknacker“ in einer Version des Wiener Theaters der Jugend.

Ein Kind, das nichts als Hirngespinste hat, den Kopf verliert... – so jammern Vater und vor allem die Mutter von Marie. Natürlich muss sich am Ende Die Fantasie des Mädchens offensichtlich auch für die anderen lohnen und sie ihre Vorhalte zurücknehmen. Rund um diese Grundthese baut die „Nussknacker“-Version des Theaters der Jugend in Wien das rund zweistündige Stück auf.

Ein Loblied auf Fantasie und Spinner
Szenenfoto aus "Der Nussknacker" nach E.T.A. Hoffmann im Renaissancetheater (Theater der Jugend Wien)
Als Prolog und fallweise zwischendurch tritt im Wiener Renaissancetheater (dem größeren Haus des Theaters der Jugend) der Dichter Ernst Theodor Amadeus (ursprünglich Wilhelm) Hoffmann selbst sozusagen in Erscheinung. Folgerichtig mit demselben Schauspieler und in der nämlichen Gestalt besetzt wie die Figur von Maries Patenonkel Johann Elias Drosselmeier.

Spielzeug wird lebendig

Dieser schenkt seiner Patennichte zu Weihnachten einen hölzernen Nussknacker in Form eines Soldaten. Ihr Bruder demoliert ihn gleich, sie beginnt ihn zu pflegen und in der Nacht als die Eltern weg sind, weil Mutter bei einer Gala singen darf, werden Nussknacker, Maries Puppe und noch ein paar andere Spielsachen lebendig. Vor allem zwischen Nussknacker und Mausekönig samt seiner herrschsüchtigen Mutter entwickelt sich ein fürchterlicher Kampf, bei dem Marie gebissen wird – was ihr später Mäuseohren einbringt.

Eine Zwischengeschichte – wie es zur erbitterten Feindschaft zwischen Menschen und Mäusen gekommen ist – wird hier in Form eines riesigen „Papiertheaters“ mit Königin, König, arroganter Prinzessin Pirlipat, Köchin und – recht witzig erzählt.

Bissige Kritik an Verlogenheit

Ein Loblied auf Fantasie und Spinner
Szenenfoto aus "Der Nussknacker" nach E.T.A. Hoffmann im Renaissancetheater (Theater der Jugend Wien)
Gewürzt ist die Inszenierung, in der Marie und Drosselmeier/ E.T.A Hoffmann ihrer Fantasie – allen Widerständen zum Trotz – treu bleiben, vor allem in wenigen kleinen, aber sehr klaren Szenen mit fundamentaler – unausgesprochener – Kritik an so manch verlogener „Familien“fest-Situation rund um Weihnachten. Von Familienfest wird gefaselt, aber der Großonkel des Hauses verwiesen, weil Maries Eltern ihm die Schuld für die Spinnereien ihrer Tochter geben. Und der Mausekönig fürchtet darum, dass sich seine Mutter in Luft auflösen könnte, „weil dann müsste ich dich auch noch einatmen“...
Ein Loblied auf Fantasie und Spinner
Szenenfoto aus "Der Nussknacker" nach E.T.A. Hoffmann im Renaissancetheater (Theater der Jugend Wien)
Der Nussknacker
nach E.T.A. Hoffmann
von Gerald Maria Bauer, Theater der Jugend
Ab 6 Jahren, 2 Stunden

Marie Tanja Raunig

Fritz, ihr älterer Bruder /
Der Mausekönig Stefan Rosenthal

Luise, ihre ältere Schwester /
Mamsell Trutchen /
Prinzessin Pirlipat Janina Stopper

Medizinalrat Stahlbaum,
deren Vater / Der König Florian Stohr

Frau Stahlbaum, die Mutter /
Mauserinks Pia Baresch

Gerda, Stubenmädchen
und Köchin / Die Königin Barbara Spitz

Der Nussknacker /
Christian Elias Drosselmeier Luka Dimić

E.T.A. Hoffmann /
Johann Elias Drosselmeier,
Maries Patenonkel Matthias Mamedof

Regie / Bühne Gerald Maria Bauer
Bühne Magdalena Wiesauer
Kostüme Stephan Dietrich
Figurendesign / Figurenbau Rebekah Wild
Dramaturgie Yvonne Zahn
Licht Christian Holemy
Assistenz und Inspizienz Anna Klein
Hospitanz Florina Petkova

Aufführungsrechte Theater der Jugend, Wien

Ein Loblied auf Fantasie und Spinner
Szenenfoto aus "Der Nussknacker" nach E.T.A. Hoffmann im Renaissancetheater (Theater der Jugend Wien)
Wann & wo?
Bis 29. Jänner 2017
Renaissancetheater, 1070, Neubaugasse 36
Telefon: (01) 521 10-0
www.tdj.at

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