Tanz auf den Slacklines

Ein Mann hängt an einer Stange vor einem blauen Hintergrund.
Akrobatische Bewegungen auf der Bühne lösen Gedankenakrobatik im Publikum aus

Die Vorstellung beginnt diesmal mit einem Umweg. Nach dem Einlass geht’s nicht direkt in den Saal, sondern erst durch einen schmalen Gang. An einer der Seiten ein schwarzer Vorhang mit wenigen kleinen Löchern. Was sich da wohl dahinter verbirgt? Einfach reinschauen!

Vielleicht auch noch ein bisschen der Stimme aus dem Laptop-Lautsprecher lauschen, auch wenn vielleicht das Bild – wie eine alte Fernsehbildstörung – irritiert. Der Ton ist einwandfrei.

Nun geht’s um die Ecke in den Saal 1, den größeren der beiden im Theaterhaus für Kinder und Jugendliche im Wiener MuseumsQuartier. Aber halt, du befindest dich hinter dem zentralen „Kulissen“-Teil, sozusagen hinter der Bühne. Auf einem riesigen Gerüst, das ein wenig an eine Fassadenbaustelle erinnert, laufen Werbungen – für Autos, diverse andere Konsumgüter genauso wie für politische Parteien. Und eine fürs Wiener Mistfest.

Auf dem Gerüst sitzen gemütlich zwei junge Männer.

Auf wackeliger Basis

Zwei Männer auf einer Bühne, einer sitzend, der andere sich an einem Seil festhaltend.

Nach Umrundung des Gerüsts, auf dem etliche Slacklines gespannt sind, und dem Platznehmen, tauchen die beiden Männer vor der Transparentwand mit den Werbungen auf. Von den Werbungen sind nun übrigens die Rückseiten zu sehen. Und ein Haufen Plastiksackerln auf dem Boden, einige auch an einem Fahrrad ohne Räder.

Die beiden, Thales Weilinger, Petr Ochvat, turnen tanzend auf dem wackeligen Untergrund der eben genau sow wie ziemlich schräg gespannten Gurte. Perfekt akrobatisch gekonnt und obendrein in (teilweise sehr) ruhiger Manier – durchaus ungewohnt für eine Produktion von Ákos Hargitay. Meist hurteln die akrobatisch tanzenden Künstler_innen seiner Stücke rasant durch die Szenerie. Gerade hier in Monkey busines (einem Begriff der Unfug bedeutet), das sich – wie es im Programmheft heißt – kritisch mit dem herrschenden Wirtschaftssystem auseinandersetzen will, hätte man vielleicht große Hektik, Getrieben-Sein usw. erwartet.

Innehalten

Zwei Männer auf einer Bühne mit Plastiktüten um den Hals schauen auf eine Banane in der Luft.

Mit Ausnahme einer kurzen Szene im letzten Drittel geht’s aber eher sehr ruhig zu – was dazu einladet , sich nicht vom erwarteten rasend schnellen Bewegungsablauf mitreißen zu lassen, sondern doch immer wieder inne zu halten, die total sicheren Schritte, Rollen, Vor-, Rück, Auf- und Abwärts-Bewegungen auf dem wackeligen Untergrund zu bestaunen, die immer wieder durchscheinenden Werbungen zu sehen und über die erzwungene Flexibilität und Beweglichkeit nicht zuletzt jener im Schatten des Konsumismus sich bewegenden Menschen zu sinnieren. Die schließlich Bananen entdecken und nach deren Auffuttern in Bananenform auf den Slacklines liegen und von einer riesigen Banane träumen.

Zwei Männer performen an einem Gerüst mit gespannten Bändern vor einem blauen Hintergrund.

Monkey BusinessÁkos Hargitay/Company Two In One

Zwei Tänzer auf Slacklines hinter einer Reklametafel: ein fragiler Mikrokosmos, der auch zum Nachdenken über ein neues ökonomisches Modell anregt

Konzept, Choreografie: Ákos Hargitay Tanz, Co-Choreografie: Thales Weilinger, Petr Ochvat Musik: Gammon Bühne: Andreas Pamperl Lichtdesign: Alexander Suchy (Dschungel Wien) Video: Nóra Ruzsics

Bis 26. September Dschungel Wien 1070 MuseumsQuartier Telefon: (01) 522 07 20

www.dschungelwien.at

Kommentare