Theater selbst auf engstem Raum
Von skurril, witzigen Stücken - auch ohne Worte - bis hin zu brisanten Themen spannt sich der Bogen des nunmehr schon 25. internationalen Theaterfestivals im Waldviertel, Szene Bunte Wähne. Infos zu den rezensierten Stücken, sowie zum Festival insgesamt, siehe Infos.
Auf allerengstem Raum
Nein, es treten zwei Menschen in „So klein“ vom belgischen Theater Laika auf.
Und wie soll das gehen? Wie passen die da rein?
Naja, verrenkt. Und das macht den Reiz dieses fast einstündigen Stücks aus. Auf engstem Raum begegnen sie einander, kochen Tee, hängen einen Kaktus auf - oh, das wird… ja, genau. Mal sind sie unten, mal oben im selben Raum. Da wird umdrehen, sich eine Jacke an- oder ausziehen oder sich hinsetzen schon zur meisterhaft akrobatischen Leistung, an-, über-, aufeinander… Mal sind sie in jede/r in einem anderen der beiden Räume, besuchen einander durch schlängeln durch die kleinen Türchen hintenherum ins obere bzw. untere Stockwerk, oder durch eine Falltür, die beide „Kisten“ miteinander verbindet. Eine herrlich skurrile Beziehungskiste ;)
Erstmals allein
Naja, ein bisschen Angst kommt in dem in seiner Ausstattung an die 60er Jahre erinnernden Zimmer - mit Ausnahme des Schnurlostelefons - dann schon auf, als es an der Gegensprechanlage klingelt. In tiefer Stimme sagt jemand „Mama“ zu sein. Kein Öffnen. Dann in höherer Stimme… - Mary fantasiert das Märchen vom „Wolf und den Geißlein“, später das von Rotkäppchen. Und die Schauspielerin schlüpft nach Mary in die Rolle des Wolfs, später einer Nachbarin, eines Italo-Schlager singenden Handwerkers. Pendelt immer wieder zwischen realer Mary und ihren Fantasiefiguren, gerät in verzwickte, schräge Situationen. Die wohl witzigste Figur, die sie hervorzaubert ist jene der Schulinspektorin, die den pädagogischen Wert dieses Theaterstücks in Frage stellt - leider noch immer so manch reale Schulaufsicht auf die Schaufel nehmend ;)
Schwule Kicker?!
In einer immer wieder auch witzig-schrägen Kombination aus Trickfilmsequenzen wird der Männlichkeit-/Fußballwahn zunächst ironisiert. Später folgen Einblendungen vor allem von sehr körpernahen Jubelszenen aus echten Fußballspielen, nach später Interviews des Schauspielers mit Fans, Trainern… zum Thema selbst. Von totaler Ablehnung bis zu, ja werde es sicher geben, gibt es sicher reichen die Antworten.
Durch die Enge des Raumes kommt den thematisierten Fragen, vor allem jener, wie hältst du’s selbst mit der Frage schwule Fußballer und warum guten sich praktisch keine Aktiven, niemand aus. Mitunter betretenes, verschämtes auf den Boden starren, dem Blick des Schauspielers ausweichend oder den Bilder auf der Leinwand.
25 Jahre szene bunte wähne
Theaterfest
Waldviertel, Horn
Bis 29. September
www.sbw.at
Erzähltheater
Sgaramusch (CH)
Regie: Carol Blanc
Darstellerin: Nora Vonder Mühll
Dramaturgische Beratung: Urs Bräm
Oeil extérieur/Technik: Stefan Colombo
Ausstattung: Renate Wünsch
Musik: Simon Hari
Leitung: Grit Röser
Alter: 6 - 10 Jahre, 50 Minunten
Theater der Sinne
Laika ( Belgien)
Konzept und Spiel: Rutger Remkes, Judith de Joode
Beratung: Peter De Bie, Jo Roets
Leitung: Suze Milius
Alter: 6 - 11 Jahre, 50 Minuten
boat people project ( DE)
Autor: Christopher Weiß
Inszenierung: Reimar de la Chevallerie
Darsteller: Matthias Damberg, Gerd Zinck (im Video)
Dramaturgie: Gerd Zinck
Video: Matthis Albricht
Alter: 12 - 99 Jahre, 50 Minunten
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