Lacht kaputt, was euch kaputt macht!

Fünf Darsteller stehen auf einer Bühne und singen in Mikrofone.
Mitreißende Version von "Bezahlt wird nicht!" von Dario Fo in der Regie von Hubsi Kramar mit einem sehr spielfreudigen Team im Wiener Theater Akzent.

Spielfreude pur. Die da oben auf der Bühne haben ihre Hetz. Und nehmen das Publikum voll die knapp zwei Stunden mit. Das Haus tobt. Lachen aus vollem Hals. Wenngleich es hin und wieder in diesem stecken bleibt. Himmlisch mitreißend temperamentvoll spielt das Quintett die bitterböse Sozialsatire „Bezahlt wird nicht“ des italienischen Literaturnobelpreisträgers Dario Fo. Viele seiner Stücke bzw. jener, die er gemeinsam mit Franca Rame, produziert hat, sind als Volks-Komödien angelegt: Aufgreifen brennender sozialpolitischer Fragen aber nicht auf einem abgehoben pseudo-intellektuellen Niveau, sondern verortet im Alltag normaler, durchschnittlicher Menschen. Ein bisschen oder auch mehr überdreht, Situationskomik, Sprach- und Wortwitz – und herrschende Verhältnisse werden so demaskiert und in Frage gestellt.

Situationskomik, Sprach- und subversiver Wortwitz

Auf einer Bühne tragen zwei Personen eine Frau in einem geblümten Kleid.
Der Plott des vor 4o Jahren geschriebenen Stücks „Bezahlt wird nicht!“: Die Preise steigen, die Arbeitslosigkeit auch. Verzweiflung. Spontane Proteste – und sozusagen Selbsthilfe. Frauen im Supermarkt nehmen sich was sie brauchen – oder auch nicht. Und zahlen nicht. Doch ihr Ehemann Giovanni ist ein sehr korrekter. Lieber verhungern als stehlen. Also muss sie die Sachen verstecken. Ihre Freundin Margherita stopft sich Nudeln, Oliven und anderes widerwillig unter den Rock. Plötzlich „schwanger“. Doch wie das deren Mann Luigi erklären?! Obendrein taucht ein Polizist, pardon Wachtmeister, auf, um alle Wohnungen zu inspizieren... Dazu gesellen sich noch ein paar weitere Komplikationen, u.a., dass Antonia beim Zugreifen Hunde-, Katzen, und Vogelfutter erwischt hat...

Neben vielen spontanen Lachern über lustige, verwickelte Situationen, Antonias Erfindung fantasievoller Ausreden am laufenden Band, Wortspiele oder die genialen Buchstabenverwechslungen des Carabiniere wie etwa „häute deine Zange“ statt „hüte deine Zunge“ kommt grundsätzlichere Kritik an der Ungerechtigkeit, am kapitalistischen System in dieser ironischen Form daher. Wie verhältnismäßig ist die Illegalität von Lebensmittel-Diebstählen im Vergleich zur legalen Ausbeutung etwa? Zum Nachdenken anregen durch Witz und Humor. Sozusagen: Lacht kaputt, was euch kaputt macht!

Zwei neue Lieder

Zwei Männer mit Schnurrbärten und blauen Overalls gestikulieren auf einer Bühne.
Das Team rund um Regisseur Hubsi Kramar, der im zweiten Teil selbst einen kleinen Auftritt hat, traf sich zu Beginn der Arbeit an diesem Stück eine Woche abseits des Trubels der Großstadt, zeigte sich mit zwei Übersetzungen von Fos Stück nicht sonderlich glücklich, baute daraus eine neue zusammen und ließ sich von Eva Schuster zwei aktuell gefärbte Lieder schreiben:„Wer zahlt die Rechnung? Wer rettet den Markt und kriagt scho mit 30 an Herzinfarkt...Was schau ma so bleed? Warum wer ma uns ned? ...“bzw.„Scheißt da nix, passiert da nix, in der Gunst des Augenblicks wird ma sehr erfinderisch und is aa ned wählerisch! Hypo Alpe Adria Heta ratatatataaaaa.“

(Neben-)Rollen

Eine Frau gestikuliert auf der Bühne, während ein Polizist mit Schlagstock zusieht.
Alle fünf spielen lustvoll, beherzt, mitreißend, richtig getimt. Eine Pointe, ein Gag jagt den nächsten. Und waren überwältigt davon, wie das Publikum mitging. Und das vom ersten Moment an, als Aslı Kışlal als temperamentvolle Antonia mit vollen Händen vom Supermarkt nach Hause kommt. Mehr als überzeugend auch Stefano Bernardin in all seinen Rollen – samt dem Sidekick, dass kleine Theater eben aus Geldmangel manche mehrere Rollen spielen lassen müssen (was dem Original entnommen ist ;)).
Vier Schauspieler sitzen auf einer Bühne vor einem gelben Vorhang.
Bezahlt wird nicht!
von Dario Fo

Regie: Hubsi Kramar
Antonia: Aslı Kışlal
Margherita: Gioia Osthoff
Giovanni: Markus Kofler
Luigi: Sascha Tscheik
Wachtmeister/
Carabiniere/
Leichenbestatter/
Giovannis Vater Stefano Bernardin
Lieder, Grafik: Eva Schuster

Bühne: Markus Liszt
Produktionsleitung: Alexandra Reisinger
Lichttechnik: Gerhard Scherer
Tontechnik: Ulrich Treutwein
Bühnentechnik: Manfred Puder

Wann & wo?
19./20. November, 4./ 5. Dezember; 19.30 Uhr
Theater Akzent
1040, Theresianumgasse 18
Telefon ( 01) 501 65-3306
www.akzent.at

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