Zwischen Spiel und bitterem Ernst

Zwei junge Frauen stehen auf einer Bühne vor einer Projektion.
Krieg und Frieden in und aus Shakespear-Stücken - drei Produktionen des Konservatoriums im Dschungel Wien.

Beklemmend. Dieses Wort trifft wohl am besten das rund einstündige Tanzstück „War Game“. Es ist eine von drei Shakespear-Produktionen von Studierenden des Konservatoriums Wien zum Thema Krieg und Frieden, die in Zusammenarbeit mit dem Dschungel Wien erarbeitet wurden und nun ihre Premieren feierten.

War Game

Zwei Frauen stehen auf einer Bühne vor einer Projektion eines Hubschraubers.

Die vier Tänzerinnen und der eine Tänzer marschieren und bewegen sich meist robotermäßig militant synchron – armeemäßig, nachdem sie nacheinander die Bühne betreten. Zuvor stehen und liegen nur Tische hier – mit Zitaten aus Shakespear-Stücken wie Macbeth, Der Sturm oder Julius Cäsar: „Ich will fechten bis mir das Fleisch gehackt ist von den Knochen“, „Die Hölle ist leer, alle Teufel sind hier“, „Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln“ oder „Noch immer riecht es hier nach Blut“. Die Tische dienen im Verlauf des Stücks immer wieder auch als „Instrumente“, um damit stampfende, bedrohliche Geräusche zu erzeugen, Barrikaden zu bauen...

Medienkriege

Eine Frau wird von einem Kamerateam gefilmt, während im Hintergrund ein Porträt projiziert wird.

Per vorauf bzw. live aufgenommenen Videos werden TV-Ausschnitte oder Zeitungs-Schlagzeilen mehr oder minder aktueller kriegerischer Konflikte eingespielt – manchmal abgewechselt mit Ausschnitten aus einschlägigen Computerspielen.

Hin und wieder werden Zitate Jugendlicher zum Thema Krieg und Frieden eingespielt. Mehr davon, die die fünf Mitwirkenden im Zuge der Arbeit am Stück von Schülerinnen und Schülern eingesammelt haben, sind ausgedruckt im Foyer dieses dritten Dschungel-Theaterraumes zu lesen.

Liebe und Krieg

Fünf Darsteller in Camouflage-Kleidung stehen mit erhobenen Händen auf einer Bühne mit Nebel und Scheinwerfern.

In einer Mischung aus soldatischen und sportlichen Kampfmonturen marschieren die fünf Darsteller_innen von „Liebe und Krieg“ auf der Bühne vor Graffiti-Wänden, einem metallenen mobilen Hochstand und einem Bett ein. Trojanischer Krieg, schon seit Jahren. Kann hier auch die zarte Pflanze einer Liebe gedeihen? Das ist die Frage, die Shakespear in „ Troilus und Cressida“ verhandelt.

Schüchtern, zaghaft, doch irgendwie. Dann meinen die beiden Könige Priamos und Agamemnon einen Austausch Gefangener vornehmen zu wollen. Cressida muss zu den Griechen. Troilus will noch und noch und noch einen Treueschwur. Gegeben. Gebrochen. Und noch mehr Kampf.

Battle

Solcher wird in verschiedensten Formen zelebriert. In einer Passage als Art Battle von tänzerischen Bewegungen über Jonglage bis zu BeatBox. Und dabei auch ein wenig ins Lächerliche gezogen. Nicht die einzige Szene, die trotz des Ernstes des Themas auch für hin und wieder entspannendes Lachen sorgt. In einer anderen Szene werden stampfend Begriffe wie Tapferkeit, Ehre, Stolz, in einer anderen um ergänzt um Eifersucht skandiert, um zu „erklären“, weshalb wahre Liebe keine Chance habe.

Eine Theaterszene mit Schauspielern und Requisiten aus Zeitungspapier auf einer Bühne.

Zwei halbe Burgen aus Tetris-artigen Puzzlesteinen im Pappmaschee-Design, eine genauso gestaltete Treppe sowie ein hohe Holzleiter.

Dieses Bühnenbild empfängt die jungen Zuschauer_innen von des rund einstündigen Stücks „Heinrich, der Fünfte“. Fünf Leute finden sich mit dem Beginn auf der Treppe ein und beginnen bald mit ihren Mündern Schießgeräusche von sich zu geben, zu Papierwaffen zu greifen und aufeinander spielerisch zu ballern. Was schon, bevor sie noch in lustiges Spiel umschwenken, beim Publikum Gelächter hervorruft.

Kriegsspiel?

Ein Mann in einem Kostüm steht vor einer Kulisse mit britischer Flagge und roten Ballons.

Heinrich, nun zum König von England gekrönt, entdeckt, dass die Staatskasse leer ist. Jene von Frankreich hingegen voll zu sein scheint. Da will er sich bedienen – entweder durch Heirat der französischen Thronfolgerin oder durch Krieg. Bis am Ende so ziemlich alles kaputt ist. Da und dort. Samt vieler zerplatzter roter und blauer Luftballons, die für die Soldaten Englands und Frankreichs stehen.

Vom Streit am Spielplatz zum Krieg – strukturelle Gleichheit soll hier vermittelt werden. Irgendwie wohl doch verharmlosend.

Und ein wenig nur zu lustig. Zwar scheinen hin und wieder Momente des Innehaltens angedacht. So richtig ausgespielt werden sie nicht. Und so bleibt Krieg ein Spiel, schlimmstenfalls ein Streit zwischen Kindern mit Zerstörung ihrer Spielzeugburgen.

Eine Theaterszene mit mehreren Darstellern und Requisiten aus Zeitungspapier auf einer blauen Bühne.
Szene aus "Heinrich, der Fünfte"
Zwei junge Frauen stehen auf einer Bühne vor einer Projektion eines Hubschraubers.
Szene aus "War Game"

Heinrich der Fünfte

Drei Schauspielerinnen auf einer Bühne mit einer roten Leiter und einer französischen Flagge.
Und schließlich sieben Szenenfotos aus "Heinricht, der Fünfte"

Konservatorium Wien PrivatuniversitätSchauspiel mit Tanzeinlagen, rund eine Stunde

Autor: Ignace Cornelissen Regie: Frank Panhans Darsteller_nnen: König Heinrich V: Anatol Käbisch Alter Mann/entfernter Cousin: Florian Appelius Katharina 1/ Erzählerin 3: Naemi Latzer Erzählerin 1/ Katherina 2/ Soldat : Anna Woll Erzählerin 2/ Katherina 3/ Soldat: Maresi Riegner

Ausstattung: Vanessa Achilles-Broutin Regieassistenz: Elisabeth Niklas Ausstattungsassistenz: Stefania Compagni

Aufführungsrechte: Theaterstückverlag, Korn-Wimmer, München

Wann? 8./9. Mai; 29. Mai bis 1. Juni; 20. Juni

War Game

Zwei Frauen stehen auf einer Bühne vor einer Projektion eines Hubschraubers.

Konservatorium Wien PrivatuniversitätTanz, 50 Minuten

Choreografie, Tanz: Dorothea Altenburger, Monika Demmer, Clarissa Friedrichkeit, Lena Pirklhuber, Martin Wax Künstlerische Gesamtleitung: Nikolaus Selimov Dramaturgische Mitarbeit: Manfred Aichinger

Wann? 20./21. April; 19./20. Juni

Liebe und Krieg

Fünf Darsteller in Camouflage-Kleidung stehen mit erhobenen Händen auf einer Bühne mit Nebel und Scheinwerfern.

Eine Liebesgeschichte in den Wirren des Krieges nach William ShakespearsTroilus und Cressida"Konservatorium Wien Privatuniversität

Autor: Dietrich Trapp Regie: Markus Emil Felkel

Darsteller_innen: Troilus, Agamemnon: Valentin Postlmayr Cressida: Katharina Farnleitner Aeneas, Calchas, Thersites: Deniz Baser Pandarus: Katharina Stadtmann Diomedes, Hector: Noah Saavedra

Ausstattung: Vanessa Achilles-Broutin Kampfcoach: Mel Stein Dramaturgie: Clemens Pötsch Ausstattungsassistenz: Stefania Compagni Hospitanz: Severin Mauchle Aufführungsrechte: Theaterstückverlag, Korn-Wimmer, München

Wann? 22./23. Mai; 19./20. Juni

Wo? Dschungel Wien 1070, MuseumsQuartier Telefon: (01) 522 07 20-20www.dschungelwien.at

Mehrere Zettel mit Aussagen von Schülern zum Thema Krieg hängen an einer Wand.

Krieg-Frieden, Shakespeare
Auf einer Wand hängen Zettel mit Aussagen von Schülern zum Thema Krieg und Frieden.

Krieg-Frieden, Shakespeare
Mehrere Zettel mit Aussagen von Schülern zum Thema Krieg hängen an einer Wand.

Krieg-Frieden, Shakespeare
Drei Zettel mit Aussagen von Schülerinnen zum Thema Krieg hängen an einer Wand.

Krieg-Frieden, Shakespeare
Zwei Frauen stehen auf einer Bühne vor einer Projektion eines Hubschraubers.

Ware Games
Eine junge Frau steht vor einer Leinwand, auf die eine Szene projiziert wird.

Ware Games
Eine Frau wird von einem Kamerateam gefilmt, während im Hintergrund ein Porträt projiziert wird.

Ware Games
Drei Personen sitzen auf Hockern in einem hellen Raum.

Ware Games
Auf einer Bühne bedroht ein Mann in Tarnkleidung einen Mann im goldenen Anzug mit einer Pistole.

Liebe und Krieger
Ein Mann mit Hut und Handschuhen steht im Scheinwerferlicht.

Liebe und Krieger
Eine Person in Bühnenkostüm hockt und betrachtet eine rote Blume.

Liebe und Krieger
Zwei Schauspieler stehen auf einer Bühne in Kostümen.

Liebe und Krieger
Zwei Männer in Football-Ausrüstung stehen auf einer Bühne.

Liebe und Krieger
Zwei Schauspieler stehen auf Rollwagen unter grünem Licht und Nebel auf einer Bühne.

Liebe und Krieger
Eine Person rennt durch roten Rauch vor einer Wand mit Graffiti.

Liebe und Krieger
Drei Schauspielerinnen auf einer Bühne mit einer roten Leiter und einer französischen Flagge.

Heinrich V
Drei Schauspieler auf einer Bühne mit einer roten Leiter und einem König.

Heinrich V
Eine Frau in einem weißen Gewand steht vor einer Burgkulisse mit einer französischen Flagge im Hintergrund.

Heinrich V
Ein Mann in einem Kostüm steht vor einer Kulisse mit britischer Flagge und roten Ballons.

Heinrich V
Ein junger Mann in einem blauen Kostüm und einer Krone steht hinter einer Burg aus Zeitungspapier mit einer französischen Flagge.

Heinrich V
Ein Mann mit einer Krone aus Zeitungspapier gestikuliert auf einer Theaterbühne.

Heinrich V

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