Leider nicht alle stolz auf Mehrsprachigkeit

Alessandra Di Biasi, italienische Austauschschülerin in Oberösterreich.
Eine der letzten Regionalrunden des mehrsprachigen Redebewerbs Jugendlicher.

Viele, die Rumänisch können sind leider gar nicht stolz darauf“, bedauerte die Tourismusschülerin Olivia Negrea in einer Pause in der Europäischen Mittelschule Neustiftgasse in Wien.

Leider nicht alle stolz auf Mehrsprachigkeit
Olivia Negrea fotografiert eine Kollegin
Hier fand die vorvorletzte Regionalrunde des sechsten mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“ statt. Jugendliche aus Oberösterreich, dem Burgenland, Niederösterreich, Wien und Salzburg traten an, um ihre Gedanken rund um gleich und anders auf Deutsch und (einer ihrer) Erstsprachen bzw. in einer (in diesem Schuljahr neu) erlernten Fremdsprache zu sagen. In der Neustiftgasse war übrigens eine Premiere zu erleben: MitAlessandra Di Biasetrat erstmals eine Ausstauschschülerin an. Die Jugendliche aus demitalienischen Sardinien besucht seit September eine oberösterreichische Schule. Und lernt erst seither Deutsch.(Mehr von beiden und anderen Redner dieser Regionalrunde in der Bilderstrecke!)

Lehrlinge aus dem Burgenland: Von Albanisch bis Urdu

Leider nicht alle stolz auf Mehrsprachigkeit
Eisenstädter Berufsschüler_innen: Sundas Tahir, Xheneta/Dzeneta Dervisi, Claudia Tamas und Gaspar Botond Veress
„Wir sind alle gleich und doch so verschieden!“, schloss Claudia Tamasihren Beitrag zum Thema „anders, was ist schon normal“. Sie tat dies auf Deutsch und Rumänisch– in der Regionalrunde des Redebewerbs „SAG’S MULTI!“. Zum sechsten Mal veranstaltet der Verein Wirtschaft für Integration diesen, um Mehrsprachigkeit zu fördern und Sprachkenntnissen Jugendlicher, die oft im Verborgenen blühen, eine Bühne zu bieten. Unter den 537 Jugendlichen, die bei der sechsten Auflage in diesem Schuljahr antraten/antreten, sind auch einige aus der Berufsschule Eisenstadt. Die eingangs genannte Rednerin, die sich auch stark dafür aussprach, „mehr mit dem Herzen zu denken“, wenn es um Flüchtlinge oder Asylsuchende geht, arbeitet in einer Schule. Sie macht die Lehre als Verwaltungsassistentin, ihr Ausbildungsplatz ist die HBLA Oberwart.
Leider nicht alle stolz auf Mehrsprachigkeit
Sundas Tahir und Xheneta/Dzeneta Dervisi
Mit zwölf Jahren flüchteteSundas Tahirmit ihrer Familie aus Pakistan. Das schilderte die angehende Einzelhandelskauffrau, die ihre praktische Ausbildung bei Zielpunkt in Weppersdorf absolviert in ihrer Rede aufUrdu – und natürlich Deutsch. „Das hab' ich mir am Anfang ganz allein beigebracht, ohne Deutschkurs. Am meisten hab ich beim Reden mit Freundinnen in der Schule gelernt.“

Auch Gaspar Botond Veress lernt Einzelhändler (bei Billa in Rechnitz). Er setzte sich auf Ungarisch und Deutsch kritisch mit jenen Medien auseinander, die Angst vor „Ausländern“ schüren und gegen andere Religionen hetzen.

Besonders berührend war der Auftritt von Xheneta/Dzeneta Dervisi. Bei der Schilderung, dass sie, auch wenn sie hier geboren ist, ihre Verwandten vor allem die Großeltern in Mazedonien, die sie nur einmal im Jahr sehe, vermisst, kamen ihr die Tränen. Sie verließ kurzfristig das Mikro. Die angehende Bürokauffrau (beim ÖAMTC) begann ein zweites Mal auf Deutsch und Albanisch – sehr von den Zuhörerinnen und Zuhörern für diesen Mut bewundert. Aus einer Familie der albanischen Minderheit in Mazedonien „kann ich aber auch Bosnisch/Kroatisch/Serbisch“.

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