Ritt zu (Alb-)Trauminseln

Eine Gruppe von Kindern mit Masken steht auf einer Bühne.
Reale Performances und viele virtuelle (bewegte) Bilder

Gemixte“ bewegte Bilder, ineinander übergehende Porträtfotos, schräge Video-Interviews mit Lügen-Geschichten – von einem mysteriösen Mitglied der US-Army-Einheit, die Osama bin Laden tötete über eine Klamottendiebin bis zu einer Drogendealerin... und dazu in Vitrinen Playmobil-Figuren-Landschaften - Kids zweier Schulen (KMS Koppstraße/2b sowie des Gymnasiums Maroltingergasse/3e) gestalteten mit Theaterprofis im Rahmen von Macht Schule Theater nicht nur Performances, sondern auch eine Installation. Die beschriebenen und weitere Stationen sind in gemütlichem Rahmen – samt frisch zubereiteten Popcorn – im Vorraum des Theatersaals zu genießen. Übrigens eine neue Location – die Erweiterung des Dschungel Wien in die frei gewordenen Räumlichkeiten des TV-Senders Puls4.

Eine Gruppe von Jugendlichen steht mit gekreuzten Armen und Masken vor einer Leinwand.

Tänze und Inseln

Im großen neuen Theaterraum bestreiten diese Kids die Premiere mit tänzerischen Elementen, an die Wand geworfenen digitalen Bildern zum Thema Krieg, gegenteiligen handgemalten Bildern auf großen Kartonbögen über eigene Traum- oder Albtrauminseln. Die meisten wurden traumhaft, wenngleich manche die uniforme McDonaldisierung vielleicht auch als gewissen Albtraum begreifen könnten. Eine der Danijelas nannte – von Pippi Langstrumpf inspiriert – ihre Insel Toko tuki, Jelica verankerte auf ihrer Insel ein bunte Luftbrücke, eine zweite Danijela, ihres Zeichens Fußballfan und selber leidenschaftliche Kickern - „aber in keinem Verein, nur so zum Spaß“ - lässt ihre Lieblingsteams Real Madrid und FC Barcelona auf ihrer Insel spielen. Ähnliches spielt sich auf Mateos Chill-Insel ab, allerdings gewinnt dort immer Real Madrid in seinem magischen Stadion. Ob das nicht fad werde? „Man weiß es ja vorher nicht!“

Ein junges Mädchen wird auf einem Bildschirm mit Weltraumhintergrund und Text angezeigt.

Cowboys und Zukunftsvisionen

Nach tänzerischen Vorführungen und einer kleinen Türkischstunde fürs Publikum durch Schüler-Lehrer Ibrahim laden die Kids ein, in zwei weiteren kleinen Räumen, die wohl später Garderoben werden, eine kleine pantomimische Aufführung des Konflikts zweier Cowboys sowie Video-Interviews – diesmal mit wahren Ansichten vor allem über Zukunftsvorstellungen – zu betrachten. Der Bogen spannt sich von Berufswünschen (Ärztin, Verkäuferin, Mechaniker, Installateur, Schlagwerker) über die Frage, was sie auf eine Insel mitnehmen würden (Handy, Messer, Schokolade, ein Schiff, PS3, eine Freundin, die Mutter, einen klugen Menschen...), den Lieblingssong und Ideen für neue Sportarten bis zu „was stört dich?“ bzw. „was würdest du tun, wenn du 1 Million Euro hättest?“

Spannend

Schwarzweißfoto zeigt eine Gruppe Schüler mit Masken in einem Klassenzimmer.

Und da wurde es richtig spannend. Größte Störfaktoren: „Wenn Kinder gehänselt werden“, „Ungerechtigkeit“, „dass viele nichts und einige viel haben“. Dementsprechend würden nur wenige eine Million Euro ausschließlich für sich, eine Villa mit Swimmingpool usw. verwenden. Die meisten nannten „armen Leuten viel spenden“, jedem in der Umgebung ein bissl Geld geben, vielfach genannt wurde, „was für den Umweltschutz tun“...

Digital Cowboys

Künstlerische Gesamtleitung: Yosi Wanunu, Michael Strohmann, Jan MachacekMitwirkende Künstler_innen: Michikazu Matsune, TimTom, Martin Michl, Paul Horn, Cornelia ScheuerDarsteller_innen: SchülerInnen des GRG 16 Maroltingergasse und der Neuen Mittelschule 1 Koppstraße: Hashim Ahmed, Marina Antonic, Umut Araz, Sibel Arifoski, Emre Aydin, Lena Bachmayer, Bianca Blohberger, Danijela Budak, Yusuf Capkin, Mateo Dadic, Johanna Diernhofer, Zeynep Eskin, Elias Fehr, Dina Fric, Barbara Gerdl, Abdulkadir Güngör, Azra Hanic, Severin Hechwartner, Pia Hisberger, Nathalie Huber, Amina Jerlagic, Hannah Josef, Shirin Keske, Mustafa Kocaman, Lorenz Köllbichler, Nicole Lehr, Marie-Therese Mang, Sarah Marschoun, Felix Müller, Jovan Milutinovic, Joan Nwachukwu, Ismail Özer, Adrian Pirvu, Lena Preisl, Lejla Prosicanovic, Jelica Rankovic, Lorenz Rathkolb, Melanie Schwarz, Dusana Sendreiova, Leon Strasser, Adriana Sudar, Danijela Taricic,Mert Tazi, Julius Tesarek, Viktoria Trefalt, Ibrahim Türkmen, Beyza Yalcin, Ayse Yenipinar, Ahsen YilmazJudith Zeller.Assistenz/Theaterpädagogik: Katharina DufekHospitanz: Lea Spiegl, Pepa Kistner

Produktion: Kornelia Kilga

15. April, 9 und 11 Uhr

Dschungel Wien, MuseumsQuartier

Telefon: (01) 522 07 20-20

www.dschungelwien.at

Eine Gruppe von Menschen, einige mit Masken und eine mit einer Atemschutzmaske, hält österreichische Flaggen.

Sie flitzen zwischen virtuellen und realen Welten, jedenfalls an uns „Alten“ vorbei auf dem digitalen Highway, ihre Schreibtische nähern sich denen professioneller Grafikbüros an. Computer, Monitore, Konsolen und Smartphones lassen keinen Platz für schnöde Schreibhefte. Sie spielen ihren Fußball mit KollegInnen aus Japan und Brasilien und in den Firmen raufen sich ManagerInnen ihr Haar ob der technologischen Überlegenheit ihrer jugendlichen Lehrlinge. „Digital Natives“ nennt man sie, Jungs und Mädchen, deren Muttersprache der digitalen Welt entstammt. Ihre Körper verändern sich früher als früher, und YouTube-Copy hat eine ganze Generation aus SchauspielerInnen generiert.

Eine Gruppe Playmobilfiguren steht in einer Reihe, während eine Figur sie zu fotografieren scheint.

In „Digital Cowboys" steht das Leben von Jungs und Mädchen im digitalen Zeitalter im Zentrum. Was denken sie? Welche Wünsche, Forderungen und Sorgen haben die sogenannten „Digital Natives"? Wie ticken Jungs und wie Mädchen? Und wie stellen sie sich die Zukunft vor? Was bedeutet es in verschiedene (digitale) Identitäten zu schlüpfen und Geschichten zu konstruieren? Und welche Story möchte das eigene Ich eigentlich erzählen und vermitteln? Es wird mit digitalen Medien experimentiert und es werden Haltungen, Geschichten, Ereignisse, Vorlieben und Träume (schlechte und schöne) gesammelt. Aus dieser Vielfalt entstehen Videos, Fotos, Songs, Handlungen, Bewegungen, Tänze und mehr über das Leben im Zwischenraum von Kindheit und Jugend. Das Projekt hat eine eigene Website, die den Arbeitsprozess laufend dokumentiert:www.digitalcowboys.at

Die bundesweite Theaterinitiative Macht|schule|theater ist ein Teilprojekt der Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur „Weiße Feder - Gemeinsam für Fairness und gegen Gewalt“ und Leitprojekt der Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für kulturelle Bildung an Schulen „Kunst macht Schule“. Durch die Abhaltung von Dialogveranstaltungen zum Thema „beteiligen und mitgestalten“ ist Macht|schule|theater auch in die „Aktionstage Politische Bildung“ eingebunden. Ziel ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und Gewaltprävention sowohl von Seiten der bei den Produktionen mitwirkenden Schülerinnen und Schüler als auch von Seiten des jugendlichen Publikums. Macht|schule|theater wird vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gemeinsam mit KulturKontakt Austria und DSCHUNGEL WIEN durchgeführt.

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