Mitreißend berichtet vor allem Kevin Dubou. Jene, die diese Sendung hören (unten Link), können sich leibhaftig vorstellen, was sich da in und rund um das Wasserbecken abspielt. Besonders lebendig sind seine Schilderungen von den Aktionen auf dem 1-Meter-Sprungbrett. Animiert richtig zum Eintauchen ins erfrischende Nass.
Die 20 Minuten sind aber nicht nur mit Reportageteilen gefüllt. Der junge Reporter interviewt Kolleginnen und Kollegen und andere am Rande des Schwimmbeckens, beispielsweise auch den Trainer dieser Schulschwimmstunde über den Sport selbst. Welche Schwimmstile am einfachsten zu erlernen und welche am besten für den Körper sind. Und was zu tun sei, wenn man mitten im Wasser ermüdet. „Keinesfalls Panik, auf den Rücken legen und Beinbewegungen“, ist dessen Rat.
Zwischendurch wird aber auch der junge Sportreporter von Mitschüler_innen interviewt, die natürlich auch zur Gestaltung dieser Sendung noch weitere wichtige Beiträge leisteten.
Mit diesem Beitrag gewannen die Schüler_innen der NMS Haydnstraße (nun Teil des Campus Mirabellplatz) Salzburg-Stadt den ersten Platz beim aktuellen SchülerInnen-Radiopreis. Mitte April fand die Preisverleihung im Radiokultur-Café in der Wiener
Argentinier Straße statt. Der Pokal ist eine ausgebrannte alte Radio-Röhre (Vorstufe zu den späteren Transistoren) vom bekannten Sender Bisamberg (NÖ). Zurecht stolz präsentierte der besagte Kevin Dubou mit seinen Mitschüler_innen
Amina Kopić,
Dilara Köse,
Johann Murauer sowie Radio- und Turnlehrer
Ernst Weber die Trophäe für die wirklich sehr gelungene Sendung, wie Profi Rainer
Rosenberg vom ORF-Radio anerkannte.
Der Lehrer plauderte sozusagen aus dem Nähkästchen, als er verriet, wie er auf die Idee zu dieser Sendung gekommen war. „Ich hab den Kevin einmal beim einem Fußballmatch beobachtet, wie er am Rande stand und im Stile der
Reportage von einem Champions-League-Match über dieses Spiel seiner Kollegen berichtete.“ Auf die Frage des Radioreporters in der Livesendung zum SchülerInnen-Radiopreis, ob er sich da Vorbilder angeschaut oder angehört hätte, meinte der Jungreporter nur cool „nein, das hab ich einfach so gemacht“. Wie fast alle, die das zu einem der ersten Male erleben, zuckte Kevin Dubou nur zusammen als er seine Stimme aus dem Radio hörte. Seine Kollegin
Amina Kopić fand anfangs „ein bisschen komisch mit einem Mikro in der Hand mit anderen Menschen zu sprechen. Normal hast du ja nichts in der Hand, wenn du mit wem redest.“
Ihre Radioerfahrung in der Schule konnte sie auch schon für Live-Moderationen im bosnischen Čaršija (in Cazin) nutzen, wie sie dem Kinder-KURIER nach der Preisverleihung anvertraut: „In den Ferien hab ich meine Tante besucht, die ist Radiomoderatorin. Eine Kollegin von ihr ist ausgefallen und sie haben mich gleich gefragt, ob ich das machen will, nachdem sie sich Sendungen von unserem Radio Igel angehört haben.“
Für ein brisantes Gesellschaftsthema, das sie in einer ihrer Sendungen verarbeiteten, bekamen die Schüler_innen vom Polyradio einen von zwei Anerkennungspreisen. Besonders redegewandt erläuterte Marina Papić ihr „feministisches Anliegen, dass in vielen Ländern der Welt noch immer Frauen nicht so frei sind, nicht dieselben Rechte haben wie bei uns“. Dazu begab sich die Radiogruppe unter anderem zur Beratungseinrichtung „Orient-Express“. Dort werden vor allem Frauen aus dem arabischen und türkischen Raum, die von Gewalt oder Zwangsverheiratung betroffen sind, beraten und unterstützt.
Die jungen Radiomacher_innen – „wir haben auch Buben in der Gruppe“, so Papić - interviewten auch Asylwerber aus
Afghanistan,
Armenien,
Nigeria,
Tschetschenien... Ein junger Afghane etwa meinte: „In größeren Städten wie
Kabul haben es Frauen sicher besser als auf dem Dorf, wo sie oft nicht einmal draußen arbeiten dürfen, oder ihnen vorgeschrieben wird, wen sie heiraten müssen.“
Die Auszeichnung nahm sie gemeinsam mit ihren Kolleg_innen Biljana Jovanović und Bilai Altıntaş sowie Lehrerin Gabriela Pranieß, die sich darüber freut, „dass wir in der Schule sogar ein eigenes Radiostudio haben“ entgegen.
Ebenfalls ein Anerkennungspreis ging nach
Graz, konkret an Precious Nnebedum, nunmehr im BORG Dreischützengasse, vormals in der MittelSchule Webling. Sie hatte den englischsprachigen Beitrag „TOUCH – Streetwise – Antworten auf Straßengewalt“ gestaltete, in dem sie eine Tagung in
Graz nutzte, bei der Streetworker_innen aus verschiedenen Ländern sich mit diesem Thema beschäftigten und sie einige Teilnehmer_innen interviewte.
Sie war mit einigen anderen Kids verschiedener Schulen, die Beiträge für Radio Igel gestalten, zur Preisverleihung nach
Wien gekommen:
Sarah Verderber,
Max Kollreider,
Lukas Rupp und
Alexander Czar sowie ihrer Lehrerin
Daniela Hodschar aus der „
KlEx“, einer Expositur der Klusemannschule, die aber freier und offener arbeitet – ohne 50-Minuten-Einheiten, themen- und projektorientiert. Radio ist hier möglicher Teil des Unterrichts – aller Fächer. „Wir können zum Beispiel Aufgaben lösen, indem wir dazu eine Radiosendung gestalten“, erklärt
Alexander Czar dem KiKu, und nennt als ein Beispiel englischsprachige Dialoge. Als Wahlfach wird es in den ersten beiden Jahren auch angeboten – neben Klettern, Theater, gesunde Jause...
Mit mehreren Kulturen und Sprachen
Die Grazer Urkunden-Gewinnerin hat für Radio Igel unter anderem auch mit ihrer Schwester Jessica, Schülerin der 4. Klasse der HTL Ortweinplatz im Zweig Holzbau, gemeinsam eine Sendung „Living als an Afro-European“ gestaltet, „für die wir eben Leute interviewt haben, die mit mehreren Kulturen und Sprachen aufwachsen – so wie wir mit Englisch, Igbo und Deutsch.“
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