Bunt gegen die schwarz-weiße Uniformiertheit

Drei Darsteller in bunten, cartoonartigen Kostümen stehen vor einer Kulisse.
Witzige, rasante Version von "Max & Moritz" im Wiener Rabenhoftheater

Zugabe! Zugabe! Zugabe!“ riefen spontan Dutzende Kinder nachdem sie die Premiere der rasanten, quergestrickten „Max-& Moritz“-Version im Wiener Rabenhoftheater erlebt hatten. Andere Kinder, die sich vor dem Stück die Wartezeit auf den Beginn mit Grimassenschneiden verkürzt hatten, waren von ihrer begleitenden Pädagogin zum Brav-Sein angehalten worden.

Sei das Ende jeder Vorstellung bis Ende Mai gegönnt, so bleibt allen anderen jungen Theaterbesucherinnen und -besuchern ein solches Vorspiel dazu, worum sich der neu und anders interpretierte Klassiker dreht, hoffentlich erspart.

Bolte & Co

Zwei Schauspieler mit Perücken ziehen Grimassen aus einem Fenster auf einer Theaterbühne.
Schwarz-weiß und uniformiert gegen bunt und unangepasst – das wird in der knapp mehr als einstündigen Inszenierung verhandelt. Wie aus einem Kartonhäuschen werden durch Rausziehen und Reinschieben Teile der Wand zu Bett, Tisch, Sitzbank und was noch gebraucht wird. Alles in weiß gehalten – mit schwarzen Konturlinien. Das sind auch die beiden einzigen „Farben“ der Kostüme von Lehrer Lämpel, Onkel Fritz, Witwe Bolte… sowie dem Erzähler und dem hier neu eingeführten Polizisten. Im Gegensatz dazu die beiden Streich-wütigen Jungs in den klassischen Farben, wie sie aus dem Wilhelm-Busch-Universum bekannt sind – samt gelbem Haarzopf von Moritz.

Wessen Geschichte

Zwei Schauspieler mit bunten Kostümen und extravagantem Haar halten Hähnchenteile in der Hand.
Diese Fassung beginnt mit dem Streit des Erzählers, immer wieder „Buschmann“ genannt, ob es nun seine Geschichte wäre – oder wie Max und Moritz meinen „unsere“. Und so wird – eher aufs Korn genommen – die Sichtweise der pädagogischen und sonstigen Obrigkeiten konterkariert von der beschuldigten, unangepassten Buben.

"Heiliges Huhn"

Eine Frau in einem Kostüm schaut zu einem Hahn, der aus einem Fenster schaut.
Neu ist hier auch ein „heiliges Huhn“, das vom Hintergrund aus im Figurenspiel aus dem Fenster auftaucht. Und anzubeten ist. Außerdem darf niemand ein Huhn haben, was der Polizist bei seinen „Hühnerkontrollen“ überprüft. Und dennoch knabbern alle an Hühnerkeulen, wie Max und Moritz, die sich an Regel Nummer 3 „keine Fragen stellen“ ebenso wenig halten wie an „müssen müssen“ und „nicht wollen sollen“, aufdecken.

Ein witziges Plädoyer für Kinder, ihre Neugier und (nicht nur) ihr Recht auf Unangepasstheit.

Max & Moritz – da ist noch was im Busch
ab 6 Jahren

Buch: Bernhard Studlar
Regie: Roman Freigaßner

Max: Paul König
Moritz: Michael Schusser
Müller, Witwe und
diverse andere Rollen: Bernhard Majcen
Inspektor Hahn: Fathi Sentürk

Ausstattung: Heike Mirbach
Puppenbau: AnaMaria Heigl
Musik, Tontechnik: Josch Russo
Maske: Verena Eichtinger
Lichtgestaltung: Harald Töscher
Produktionsleitung: Abdula Dervisoski
Technische Leitung: Pepe Starman

Wann & wo?
Bis 26. Mai
Rabenhoftheater
1030, Rabengasse 3
Telefon: (01) 712 82 82

www.rabenhoftheater.com

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