Mach nicht immer, was die Eltern sagen!

Fünf Schauspieler stehen auf einer Bühne vor einem schwarzen Hintergrund.
Auch das kann eine Lehre aus "Romeo und Julia" sein ;) Vergnügliche Version junger Schauspieler_innen im Wiener Theater Akzent.

Romeo und Julia – die Grundgeschichte ist den meisten der Besucher_innen ab 12 Jahren bekannt. Liebe zwei Jugendlicher, deren Elternhäuser verfeindet sind. Und doch bietet diese Version des jungen Ensembles Imp:Art (die Schauspieler_innen sind zwischen 21 und knapp über 30) im Theater Akzent Überraschendes. Dass manche mehrere Rollen spielen und damit jemand auch zwei Mal „sterben“ kann, war sicher auch schon andernorts zu sehen. Hier pendeln das knapp mehr als eineinhalb Stunden dauernde Stück immer wieder zwischen der Welt außerhalb des Stücks und der Shakespear’schen Tragödie. In – mitunter witziger Weise – tauchen die Bühnenakteur_innen von einer Sekunde auf die andere in die jeweiligen Rollen, samt theatralischen, manchmal rhythmischen, fast tänzerischen Umkleideaktionen. Julia scheint überhaupt fast alle paar Minuten was anderes an zu haben.

Alt und neu

Eine Frau macht einen Handstand auf einem Tisch vor einem schwarzen Vorhang.

Außer ihr spielen nur sechs Männer, die hin und wieder in Frauenrollen schlüpfen – und dies bei einem der ersten male auch erklären – dass in früheren Jahrhunderten ausschließlich Männer Theater spielen durften. Warum das dann heute – mit Ausnahme der Julia-Darstellerin – auch so sein muss?Das ist ebenso eine kleine Ungereimtheit wie ein Widerspruch, der sich aus der zwanglosen Erwähnung moderner Kommunikationsmittel – von Handy, SMS und Internet – und dem die Tragödie auslösenden Moment ergibt, dass Romeo nicht von der List des Geistlichen informiert wird. Und so ja erst die Tragödie ihren Lauf nehmen kann, indem er die tiefst schlafende Julia für tot hält...

Putz die Zähne, den/die bringst mir nicht ins Haus...

Eine Frau mit einem Eimer und ein Mann sitzen auf einem Tisch vor einem schwarzen Vorhang.

Spannend hingegen die zunächst ein wenig unvermittelt, ja fast verstörend wirkende „Zugabe“ nach dem Ende mit wohl allen Kindern und Jugendlichen bekannten „Erziehungs“maßregeln von „kämm dir die Haare, räum auf, putz die Zähne bis zu die7der kommt mir nicht ins Haus...“ Damit wird eine vielleicht ungewöhnliche Anregung gegeben, so manch monotone, stereotype elterliche Regel möglicherweise auch mal in Frage zu stellen. In Verona hatte das „nicht die/nicht den“ der Capulets und Montagues immerhin sogar die bekannten tödlichen Folgen.

Eine Gruppe von sechs Personen steht mit erhobenen Händen vor einer schwarzen Wand.

Die ganz vorzügliche und höchst beklagenswerte Tragödie von Romeo & Juliavon William Shakespeare

Bearbeitung, Inszenierung: Michaela Obertscheider und Ensemble Imp:Art Julia: Viktoria Hillisch Romeo: Klemens Dellacher Erzähler, Graf Montague, Graf Capulet, Amme: Martin Purth Prinz Escalus, Pater Lorenzo: JulianSark Tybalt, Gräfin Montague, Diener der Capulets, Balthasar: Tobias Reinthaller Gräfin Capulet, Graf Paris, Mercutio: Florian Werkgartner Benvolio: Daniel Karanitsch Bühnenbild: Katrin Gross Assistenz: Katharina Gerlich

21. Februar, 10.30 Uhr Theater Akzent 1040, Theresianumgasse 18 Telefon: (01) 501 65/3306

Zur Akzent-Website zu Romeo & Julia

Sobald die Vorstellung begann, wurde ich in den Bann des Erzählers gezogen, in dem Augenblick, als seine Stimme ertönte. Mir ist sofort aufgefallen, dass alle barfuß auf der Bühne standen. Das hat mir wirklich imponiert. Der Mix aus alten und modernen Texten, die vor allem junges Publikum ansprachen, zog sich durch das ganze Stück. Mir persönlich hat es sehr gut gefallen, ich bin jedoch der Meinung, dass die alte Sprache nicht von allen verstanden wurde. Ich war beeindruckt von den Liedern, welche die Schauspieler ab und an im Hintergrund sangen. Zugeben muss ich jedoch, dass ich mich dadurch mehr auf den Gesang konzentrierte.Ich war zuerst perplex, als sich die Darsteller bis auf die Unterhose auszogen um in ein anderes Gewand zu schlüpfen, doch dann war ich sehr erstaunt über die Lässigkeit und das geringe Schamgefühl, mit dem sie an die Sache rangingen. Das Ende fand ich zu kurz, denn es hätte dramatischer und deutlich länger sein sollen. Aber ich denke auch dies ist Geschmackssache. Ich hatte immer etwas zu lachen, aber auch zum Nachdenken. Mit berührenden Sätzen wie: „ Mach deine Hausaufgaben.“, „Sei nett.“, „Ich hab dich auch lieb“, beendeten die Darsteller das Stück. Mich haben diese kleinen Sätze sehr berührt, da man oft vergisst, mit welchen kleinen Dingen man seine Mitmenschen Freude bereiten kann.Jennifer Dötzl, 1. FGCFS für wirtschaftliche Berufe 1120, Dörfelstraße

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