Erstmals Nützliches hergestellt

Aus den Einzelteilen sollen Futterhäuschen für Vögel werden
Im Wiener Landesfinale stellten angehende Tischlerinnen und Tischler Vogel-Futterhäuschen bzw. -Nistkästen her.

Ein bisschen flucht Alexander Puletz vor sich hin „... ist das verpickt“, greift zur Bohrmaschine, führt den Bohrer in die Öffnung der Flasche mit dem Leim und versucht so vielleicht ein wenig unkonventionell den Kleber wieder zum Rausrinnen zu bewegen. Er ist einer von eineinhalb Dutzend angehenden Tischler_innen. Die jeweils sechs besten der drei Lehrjahre haben sich für den Landesbewerb qualifiziert – von insgesamt rund 300 Tischler-Lehrlingen in ganz Wien. Hier bauen sie Futterhäuschen (1. Und 2. Lehrjahr) bzw. Nistkästen (3. Lehrjahr) für Vögel. Und zwar echte.

„Erstmals werden Dinge gebaut, die wirklich verwendet werden und nicht Schatullen oder andere Werkstücke, die irgendwo herumstehen und vielleicht verstauben“, freuen sich die teilnehmenden Lehrlinge und mit ihnen der Innungsmeister (Johann Burgstaller) und sein für die Lehrlingsbetreuung zuständiger Stellvertreter (Martin Pöll).

Brauchbares

Erstmals Nützliches hergestellt
... Rundungen
Futterhäuschen und Nistkästen werden der Vogelschutzorganisation Bird Life zur Verfügung gestellt. „Auch in den kommenden Jahren wollen wir“, so die beiden Vertreter der Tischlerinnung zum Kinder-KURIER, „dass die Lehrlinge immer nützliche Gegenstände herstellen, die auch wirklich gebraucht und eingesetzt werden – für Organisationen oder soziale Einrichtungen, Kindersessel oder –tische zum Beispiel.“

Der eingangs genannte Tischlerlehrling im ersten Jahr (seit August des Vorjahres) hatte in seiner Freizeit die beiden Vorbilder-Modelle gebaut – „bei einem hab ich sieben, beim andern fünfeinhalb Stunden gebraucht. Bei meinem allerersten Futterhäuschen war’s aber schon ein ganzer Tag, so ungefähr zehn bis zwölf Stunden.“

Holz-Verbindungen

Erstmals Nützliches hergestellt
... im Landesfinale.
Beim Bewerb lautet die Vorgabe sechs Stunden, für jede Minute weniger gibt’s Plus-, für jede Minute mehr Minuspunkte. Die Häuschen sind nicht nur aus Holz, sondern auch – in Abstimmung mit der Vogelschutzorganisation – designt und ökologisch bzw. biologisch. Die Seitenteile werden nicht aneinander genagelt oder geschraubt, sondern mit sogenannten Schwalbenschwanz-Verbindungen ineinander verkeilt. Lediglich das Schanier für den aufklappbaren Deckel besteht aus einer Metallleiste und wird angeschraubt.

Stolz ist die Innung auch darauf, dass es zwei Mädchen ins Landesfinale geschafft haben. Denise Kaufmann findet, dass es auch „überhaupt kein Problem ist, dass wir so wenige Mädchen unter so vielen Burschen sind“. Sie selbst „wollte irgendwas Handwerkliches machen und lernen, auch etwas das praktisch ist und Tischlerin hat mir sehr gefallen.“ Ihre Kollegin Karina Bartl erzählt eine Anekdote: „Meine Mutter hat mir gesagt, schon bevor ich gehen hab können bin ich schon beim Papa auf der Leiter gestanden. Ich weiß zwar auch nicht, wie das gegangen sein soll, aber ja... Jedenfalls hab ich mich schon von ganz klein auf für Handwerkliches interessiert.“

Erstmals Nützliches hergestellt
Die Lehrlinge des dritten Jahres  wie Philip Zinkl
Philip Zinkl und Dominik Brandmayr sind schon in ihrem jeweils dritten Lehrjahr und werken daher an den Nistkästen, die so konstruiert sind, dass tierische Räuber, wenn sie durch die Öffnung greifen nicht die Vogeljungen erwischen, weil die in einer tiefer gelegenen Nische hocken. Zinkl hat es in seinen ersten beiden Jahren jeweils als Landesbester ins Bundesfinale geschafft. „Da sind aber Jugendliche vom Land oft im Vorteil, weil die viel mehr im Alltag tischlern, aber es ist schon ein Erfolg, ins Bundesfinale zu kommen.“

Besuch von Schulklassen

Erstmals Nützliches hergestellt
Während des Wiener Tischler-Lehrlingsbewerbs kiamen auch Schulklassen, um zuzuschauen...
In diesem Jahr stellen die Jugendlichen nicht nur erstmals Produkte her, die auch wirklich verwendet werden. Die Innung will die Attraktivität des Berufs anderen Jugendlichen vor Augen führen. Und so besuchten den ganzen Dienstagvormittag Schulklassen die Werkstatt in der Berufsschule Hütteldorfer Straße, um den angehenden Tischlerinnen und Tischlern auf die Finger zu schauen.

Neben den Innungsvertretern führte auch Yasemin Işık, Berufsschülerin und Tischlerlehrling, Alterskolleginnen und -kollegen durch. „Eigentlich hätte ich in eine HTL oder HAK gehen wollen, daraus wurde dann nichts. Ich wollte aber jedenfalls etwas Handwerkliches machen und bin dann auf Tischlerin gestoßen. Ich mach die Lehre mit Matura und will danach am ehesten Architektur studieren.“

Mehr Fotos in der Bilderstrecke!

Kommentare