In
Ottakring, fast am Rande der Stadt auf dem Weg zum Wilhelminenberg hinauf, ein bisschen versteckt zwischen Bäumen steht die mehr als 100 Jahre alte (renovierte) Kuffner-Sternwarte. Zwei Ziegelstein-Gebäude mit je einer Kuppel oben. Beide Kuppeldächer können geöffnet werden - aber nur ein schmales Fenster, das aber dafür dann bis ganz nach oben bis zur Mitte der Kuppel. Damit man trotzdem den ganzen Himmel durch das schmale Fenster beobachten kann, lässt sich das gesamte Dach auf einer Schiene einmal um sich selber herum drehen.
In einer Kuppel steht ein "ganz normales" Teleskop, mit dem du in den Himmel schauen, tagsüber zum Beispiel die Sonne und ihre „Flecken“ beobachten kannst, beispielsweise im Rahmen des Wiener Ferienspiels – wieder in der ersten Augustwoche. In der zweiten Kuppel steht ein historisches Heliometer, das einst zur Messung der Entfernung von Sternen verwendet wurde, und heute praktisch „nur“ mehr ein tolles und sogar funktionstüchtiges, Museumsstück ist.
Die
Ferienspielaktion bietet aber mehr als den Blick durchs gut dreieinhalb Meter lange Teleskop. (Das muss übrigens leider entfallen, wenn es regnet oder auch nur zu feucht ist – dann darf einfach das Dach nicht geöffnet werden.)
Galaxien-Crash heißt das diesjährige Ferienprogramm auf der (so wie das Planetarium und die Urania-Sternwarte zu den Wiener Volkshochschulen gehörenden) Kuffner-Sternwarte. Und der einleitende Vortrag beginnt bereits mit einer Überraschung: Meistens werden Galaxien gezeigt, die wie eine Art Spirale mit Millionen Sternen aussehen. Unsere Heimatgalaxie wird Milchstraße genannt. Eigentlich müssten alle so heißen, denn Gala ist das griechische Wort für Milch. Tun sie dann aber doch nicht. Die nächste Galaxie nennt die Astronomie, die Wissenschaft, die sich mit den Sternen befasst, Andromeda-Galaxie, weil sie sich in unserem Sternbild Andromeda befindet. Die ist noch einigermaßen von der Erde aus zu sehen. So eine Galaxie ist im Durchschnitt so groß, dass das Licht von einem Ende bis zum anderen ungefähr 100.000 Jahre brauchen würde. Und immerhin rast Licht mit ca. 300.000 km pro Sekunde durch die Gegend, braucht also von der Erde bis zum Mond nur EINE Sekunde (!), aber von der Sonne zu uns schon 8 Minuten.
Galaxien kommen aber nicht nur als „Zimtschnecke“, sondern in ganz unterschiedlichen Formen vor – auch solchen, die an die Buchstaben unseres Alphabets erinnern – einer „Schrift“, die dann mehrfach beim Vortrag verwendet wird: Hier kannst du Text in Galaxien-Bilder "übersetzen" ;)
... bestreu's vorsichtig mit buntem Sand (den du auch billig in Krims-Krams-Geschäften kriegst), ...
Und weil die Formen von Galaxien so unterschiedlich sind, kannst du in einer der drei Stationen deine eigene erschaffen. Vielleicht gibt’s ja irgendwo in den unendlichen Weiten des Weltalls eine solche dann auch wirklich. Lena, aus einer Gruppe ungarischer Kinder, die derzeit zwei Wochen Ferien in
Wien verbringen, „damit wir besser Deutsch lernen“, wie Arpi dem Kinder-KURIER anvertraut, verwirft ihre erste Galaxie: Aus Klebstoff zeichnet sie auf ein anderes schwarzes Blatt Naturpapier eine neue, die sie wie alle anderen ihre mit buntem Sand sichtbar macht: Wien leuchtet nun aus ihrem dunklen Himmel.
Die für uns wichtigste Kraft, die auftritt sobald Masse existiert (und Masse hat auch schon so etwas leichtes wie ein Staubkorn oder eine Seifenblase) ist die „Gravitation“, die Anziehungskraft. Sie hält (unsichtbar) alles zusammen – die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne und den Mond auf seiner Bahn um die Erde.
In einem der „Turmzimmer“ zeigt dir Ulrike, eine der Mitarbeiter_innen der
Sternwarte, Experimente dazu. Manche kannst du auch selber zu Hause oder wo auch immer ausprobieren. Lass zwei unterschiedlich schwer gefüllte Flaschen aus gleicher Höhe auf den Boden fallen. Glaubst du, kommt eine früher unten an? Nimm zwei Blatt gleich leichtes Papier, zerknüll eines – und lass nun beide aus der selben Höhe fallen - beobachte was diese Mal passiert....
Experiment Seifenblasen, die nach oben fliegen - Helium steckt hinter dem Geheimnis
Ein wirklich tolles Experiment kannst du leider nicht zu Hause ausprobieren: Aus einer langen Glasröhre wird zunächst (fast) die ganze Luft (abgesaugt) evakuiert - also quasi rausgesaugt - so dass drinnen ein Vakuum entsteht. Dann lässt Ulrike von einer Seite zur anderen eine Cent-Münze und eine Feder fallen die ungefähr gleich groß sind. Und umgedreht, und umgedreht. Immer wieder. Beide kommen praktisch gleichzeitig an. Mit Luft würde die Feder (schweben) – wie das – nicht zerknüllte - Blatt Papier. Doch im Vakuum hat sie keinen Luftwiderstand…
Ach ja, am verblüffendsten ist vielleicht jenes Experiment, wo die Seifenblasen nicht runter fallen sondern aufsteigen – der Trick dahinter ist zu hören: Ulrikes Stimme klingt Mickey-Maus-artig. Sie hat zuvor Helium eingeatmet, ein Gas, das leichter ist als Luft.
Achja, zurück zum Titel der Aktion: Galaxien-Crash. Zu dem wird es zwischen Andromeda und unserer Milchstraße sicher kommen, ergeben Berechnungen. Und trotzdem wird, auch so die Prognose, weder eine Sonne noch ein Planet einen anderen treffen, obwohl sich in jeder Galaxie Millionen Sterne befinden. Aber noch mehr „nichts“ - rund 97 Prozent der Galaxien bestehen aus den Zwischenräumen. Der Crash wird also keinen Schaden anrichten. Wenn die Vorhersage nicht stimmen sollte – das Ganze passiert in geschätzten fünf Milliarden Jahren – liegt also so weit vor uns wie die Erde alt ist.
Wann & wo?
Den Galaxien-Crash gibt’s wieder Von 4. bis 8. August, 10 bis 12 Uhr Kuffner Sternwarte1160, Johann Staud-Straße 10 Telefon: (01) 89 174 150 000Zur Online-Info samt Anmeldung
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