„Stille Nacht“ in Punkten

"Stille Nacht" nach "Punkten"
Kunst-Installation an Wiener Kirchenwand: Text der ersten Strophe von „Stille Nacht, heilige Nacht“ in gedruckter Blindenschrift.

Update 21. Dezember 2016, 12.11 Uhr: Ergänzung durch Zitat aus dem eMail des Künstlers.

Oh, was sind denn das für schwarze Punkte auf dem Transparent vor der Kirche Am Schüttel in Wien-Leopoldstadt? Das mögen sich manche Vorbeigehende oder –fahrende denken.

Wer die Braille-Schrift, die Blinde ertasten, auch als Sehende/r lesen kann, kann die großformatigen Buchstaben, Wörter und Zeilen lesen: Es ist der Text der ersten Strophe von „Stille Nacht, heilige Nacht“, der seinen 200. Geburtstag feiert.

„Stille Nacht“ in Punkten
"Stille Nacht" nach "Punkten"
Der Künstler Horst Ganitzer, gebürtiger Salzburger wie Joseph Moor (der das berühmte, erst später vertonte, Gedicht textete) lehrt an der Uni für Angewandte Kunst Wien sowie am Bundes-Blindeninstitut. Sein Gedanke zu der Aktion: Die Blindenschrift wurde bei „Stille Nacht in Punkten“ als Medium gewählt, weil sie nur für eine bestimmte Menschengruppe wichtig ist, um Bildung zu erlangen. Die Teilverhüllung der Fassade der Pfarre am Schüttel mit der überdimensionalen Darstellung des Textes in Brailleschrift konfrontiert die meisten Betrachter damit, den Text nicht lesen zu können. „Eine Umkehrung der Barrieren, die es in Wirklichkeit nicht gibt, sondern es fehlen oft die Möglichkeiten und Mittel, um bestimmte Ziele zu erreichen.“

Allerdings können Blinde diese Zeilen auf der Fassaden-Verhüllung nicht lesen, es gibt bei der erklärenden Infotafel zu ebener Erd‘ auch weder den Text noch die Erklärung in echter Braille-Schrift, also zum Ertasten ;(

Am Mittwoch, 21. Dezember sandte der Künstler eine eMail, in der er schrieb: "Es gibt für Blinde einen umfangreichen Text in Brailleschrift, der in der Pfarre aufliegt. Eine Tafel anzubringen auf der jeder liest, ist aus hygienischen nicht möglich."

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