Kinder kämpfen um ihren (ganzen) Park

Die Erde bebt. Die Luft ist von dem erfüllt, was oft mit Höllenlärm bezeichnet wird. Wir befinden uns auf einem Spielplatz – in Wien-Währing.
Natürlich kommt der Lärm nicht von spielenden Kindern, so laut können nicht einmal Tausend Mal so viele wie die hier anwesenden rund ein Dutzend Mädchen und Buben sein. Die sich auch nicht so viel bewegen können, dass der Boden zu zittern beginnt. Nein der Lärm kommt von einem Stück Grund, das eigentlich zum Spielplatz gehört. Und das durch eine hohe Holzwand vom verbliebenen Spielplatz abgetrennt wird.
Rufe

Einige Kinder turnen auf das Klettergerüst samt Rutsche. Von hier haben sie einen Ausblick über die Mauer hinweg und sehen, woher der Lärm kommt. Von Baumaschinen, die tiefe Löcher bohren.
Mit einem kleinen Megaphon versuchen einige der Kinder gegen den Lärm anzuschreien. Tara und Lennox wechseln einander ab, wenn sie durch die „Flüstertüte“ rufend bzw. fordern: „Lasst die Bäume stehen!“, „zerstört nicht unseren Spielplatz!“
„Es ist nicht gut, dass der Spielplatz verbaut wird“, ärgert sich die siebenjährige Johanna. Die Genannten sowie Isidora, Anna, Ava, Matilde, Hannah und noch einige andere versuchen gegen den Baulärm anzurufen. Schwer. Nur in unmittelbarer Nähe sind ihre Forderungen zu hören. Ein paar Schritte weiter weg ist nur mehr der Maschinenkrach zu vernehmen. Also verlegen sich die Kinder auf sichtbaren Protest.
Zeichnungen

Die Löcher sind für Fundamente von Häusern. Die werden auf dem zur Semmelweis-Klinik gehörenden Gelände bei der Scheibenbergstraße errichtet. Dazu wurden Bäume gefällt und ein drei Meter breiter Streifen vom Spielplatz in Verlängerung der Hockegasse abgeschnitten. An der genannten Holzwand kleben Eltern lange Papierstreifen auf. Rund ein Dutzend Kinder zeichnet Smilies mit hängend Mundwinkeln, Bäume, die leben sollten, eine Baumaschine, die durchgestrichen wird wie bei einem Verbotszeichen.
Woche für Woche setzten sie sich – nicht zuletzt am Internationalen Tag der Kinderrechte – für ihren Spielplatz ein.
3 Meter kommen zurück

Die drei Meter kommen nach den Bauarbeiten wieder zurück an den Spielplatz und die Holzwand auch, verspricht ein Vertreter der Bezirksvorstehung. Das Bauvorhaben wäre nicht zu verhindern gewesen, es sei rechtlich alles in Ordnung. Anrainerinnen und Anrainer wären informiert worden. Die Holzwand wurde nur zur Sicherheit errichtet, damit keine Steine oder was auch immer auf den – derzeit schmäleren – Spielplatz fliegen und wen verletzen könnten. Wenn die Fundamentierungs-Arbeiten vorbei sind, kommt die Wand weg und der drei Meter breite Streifen wird wieder Teil des Spielplatzes.
Mehr Fotos in den beiden Bilderstrecken!


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