Jugendliche brechen

Das Camp von Andreas Galk, Junge Bühne Rainbach, Kulturinitiative Rainbach

Brechen! Das ist DAS Prinzip der sogenannten (Boot-)Camps, der (Um-) Erziehungslager, wie sie seit einigen Jahren (wieder) beinahe boomen. Schlimme Jugendliche werden von Eltern gegen meist viel Geld hingeschickt, damit sie (wieder) brav werden.

Individualität rauben

Eine der ersten Maßnahmen: Wegnahme der Individualität, hier in „Camp“ von Andreas Galk sogar der Namen. Sie heißen nicht mehr Kathi, Nicole oder Isabel-Marie. Wie in so manchen Krankenhäusern die Patient_innen nicht per Namen, sondern per „der Lungeninfarkt“, „die Brust-OP“, so nennt das Personal dieses Camps die Mädchen nur „ Körperverletzung“, „Drogenverkauf“, „Graffiti“. Im Gegenzug haben die „Jawohl, Frau Hartmann“ usw. zu sagen.

Sklavische Unterordnung

Weiteres wird stark auf die Hierarchie unter den eingesperrten Mädchen gesetzt – erstes Kriterium, wer länger da ist, hat recht.

Und über allem schwebt die Angst. Macht durch Angst.

Mitzittern

Jugendliche brechen

Ob Unterdrückte oder Unterdrückende und selbst wieder von in der Hierarchie Übergeordneten Unterdrückte – die Jugendlichen der „Jungen Bühne Rainbach“ (Ort im Mühlviertel) spielen all ihre Rollen beeindruckend, überzeugend, teilweise zum Mitzittern.

Weniger wäre mehr

Ein bisschen weniger am Schluss wäre jedoch mehr gewesen – es hätte nicht gleich zwei weitere Tote nach der erhängten Tagebuchschreiberin zu Beginn gebraucht, um die Hölle so eines Camps zu demonstrieren. Und vor allem wäre der Zeigefinger-moralisierende Schluss-Monolog ganz entbehrlich. Die Moral der Geschichte ergibt sich schon aus dem starken rund eineinhalbstündigen Spiel der jungen Schauspieler_innen.

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