Acht große Kaufhaus-Kleiderständer auf Rollen voller Gewand. Nach und nach tauchen insgesamt sechs tänzelnde Frauen auf, schauen, suchen, gustieren und probieren – jedoch nur in Gedanken – bzw. in tanzenden Bewegungen. Nach dieser Eingangsphase von „Eine
Jacke ist eine
Jacke ist eine Jacke ist eine Jacke ..." folgt ein Tanz „ums goldene Kalb“, das in diesem Fall aus einem halben Dutzend Papiersäcken mit modischen Teilen besteht. Reingreifen, anziehen, ausziehen, anderes anziehen… Rasant erfolgt das ständige Umziehen – samt bekannten, klassischen Kommentaren – „das schaut voll prolo aus“, „schwarz – cool, das ist voll black“, „voll der trash-Style….“ Gegenseitige Auf- und Abwertungen, Druck sich dem eigenen Style anzuschließen, unterzuordnen.
Aus dem Gewandhaufen in der Mitte raffen fünf der sechs Tänzerinnen zusammen, was die Hände fassen konnten. Gegenseitiges Abluchsen – mit List oder direkt entrissen… Fetzen fliegen durch die Luft. Die sechste tanzt mit Megaphon herein, verlangt rufend: „Fair! Ökologisch! Nachhaltig!“ und verteilt Flugzettel von „Clean Clothes“, die zeigen, dass die Näherin eines 20-Euro-T-Shirts ganze 20 Cent verdient.
Lust- und kraftvoll spielen, hetzen, tanzen
Waltraud Brauner,
Raffaela Gras,
Christina Huber, Eva Kreuzer, Stefanie Sternig und Ning Teng ca. 1 ¼ Stunden durch unter über „Fetzen“ – ob schick oder cool, in oder „das ist ja nicht einmal 2013, das ist ja 2012“ als wär das uruururalt. Viele Gesichtspunkte von Mode werden – meist mit mindestens einem Schuss Witz – aufs Korn genommen – vom Diktat über den
Konkurrenzkampf, die (ein wenig zu lang geratenen) Laufsteg-Shows, Raffgier, vor allem aber die ständig überhöhte Bedeutung, die dem äußeren Erscheinungsbild, der Darstellung, Präsentation derzeit zukommt.
Gegenüber der ersten Version vor vier Jahren hat sich nicht nur das Team vergrößert, manches geriet kürzer, anderes kam hinzu. Zwei Szenen hingegen seien noch kurz angerissen, die auch in der neuen Fassung zu erleben sind: Das Ineinander-schlüpfen von Kleidungsstücken der Mittänzerinnen, das dabei von der einen aus- und der anderen angezogen wird. Highlight aber sicher der Tanz in die Jeans. Die sechs Hosen liegen flach auf dem Boden, die Tänzerinnen tanzen – aufrecht – in die Beinkleider, ohne auch nur ein einziges Mal Hände zu helfen zu nehmen oder sich anderer Hilfsmittel zu bedienen!
Eine
Jacke ist eine
Jacke ist eine
Jacke ist eine
Jacke … kunststoff Tanztheater, 75 Minuten
Konzept:
Waltraud Brauner,
Christina Huber, Stefanie Sternig Choreografie, Performance: Waltraud Brauner, Raffaela Gras, Christina Huber, Eva Kreuzer, Stefanie Sternig, Ning Teng Sound: Peter Plos Licht: Silvia Auer
Bis 14. Februar Dschungel
Wien 1070,
MuseumsQuartier Telefon: (01) 522 07 20-20 www.dschungelwien.at
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