Solidarität geht durch den Magen

Eine Gruppe junger Leute sitzt an einem langen, gelben Tisch und isst gemeinsam zu Mittag.
Gemeinsames Kochen bei einem ACES-Projekt einer Wiener und Budapester Schule zum Thema Flucht.

Ein Projekt, das sozusagen zu Tränen rührt – im wahrsten Sinn des Wortes. Massenweise schneiden die Jugendlichen Zwiebel ;)
Aber nicht nur, auch Erdäpfel, Kürbis, Paprika, Knoblauch und Putenwürstel. Ilde, Anna Maria, Fazel, Marla, Lara, Reka, Oli, Fazela, Biushi, Janka, Krisztina, Ali und noch weitere Jugendliche aus Wien und Budapest legen sich ins Zeug. Erst Schüsseln und dann Töpfe werden mit den geschälten und geschnittenen Stücken gefüllt. Sabur Azis und Wasaq schneiden an einem weiteren Tisch jede Menge Fladenbrot in Streifen und anschließend diese in kleinere Stückeln.

Wien - Budapest - international

Eine Gruppe junger Leute schält und verarbeitet Kartoffeln an einem gelben Tisch.
Die Zutaten werden geschnitten
Jugendliche des Moduls „Go International“ aus der AHS Rahlgasse und der zehnten Klasse des bilingualen Gymnasiums Hunfalvy János mit technischem und Wirtschaftsschwerpunkt in der ungarischen Hauptstadt betätigen sich hier gemeinsam mit Jugendlichen des Vereins PROSA (Projekt Schule für Alle) am gemeinsamen kochen – und später natürlich essen.
Mimi und Julie stehen am Herd und kochen das Gemisch auf, rühren, schmecken ab, befinden es noch ziemlich langweilig und würzen daher kräftig – vor allem mit Paprikapulver.

Erdäpfel/Kartoffel - Krumpli - Aloo

Zwei Personen schreiben auf ein Whiteboard mit Herzen und positiven Botschaften.
Plakate an den Wänden werden von den Jugendlichen mehrsprachig beschrieben
Währenddessen stehen bzw. sitzen abwechselnd Jugendliche und Lehrer_innen an einem süßen Crepes Maker mit seinen sechs Vertiefungen für kleine Palatschinken – die später mit Marmelade oder Schokocreme bestrichen werden. Übrigens: Diese Speise heißt auf Ungarisch Palacsinta, klingt doch vertraut. Auch krumpli – für Erdäpfel erinnert an das Krumbirn, das in manchen Gegenden Österreichs für Kartoffel verwendet wird. „Und für Würste sagen wir wirschli“, überraschen die Gäste aus Budapest ihre Projektpartner_innen in Wien. Doch einigermaßen anders die Bezeichnungen dafür in Pashto, einer der großen Sprachen in Afghanistan. „Aloo, sagen wir zu Erdäpfel oder Kartoffel“, sagt Fazel „und Paprika heißt Marchake, Knoblauch ist Wuga und Zwiebel heißt Fers“.

ACES

Die beiden erstgenannten Schulen haben über ACES zueinander gefunden. Academy of Central European Schools ist ein Netzwerk von Schulen aus zentral- und Süd-/Ost-Europa. Seit 2006 werken in einem Zyklus, der stets ein Schuljahr umfasst, jeweils zwei oder drei Schulen aus zwei oder drei dieser Länder gemeinsam an konkreten Projekten – unter einem gemeinsamen Motto. Diesmal lautet die große Überschrift Solidarität. Die Wiener und Budapester Schule arbeiten zum Thema Flüchtlinge – und bezogen in Wien daher PROSA ein, wo Jugendliche vor allem aus Afghanistan, aber auch anderen Ländern Deutsch lernen und Schulbildungen abschließen können.

Unsichtbar

Eine Gruppe von Menschen bereitet gemeinsam Essen zu, während einer ein Smartphone benutzt.
Die Zutaten werden geschnitten
Die Jugendlichen aus Wien kennen einige der PROSA-Jugendlichen schon vom Sehen, weil die einen Teil ihrer Kurse am Nachmittag in Räumen der AHS Rahlgasse absolvieren, im Rahmen dieses Projektes aber erfolgt wirkliche Begegnung. Und Fazel, der vor vier Jahren aus Afghanistan flüchten musste und vier Monate unterwegs war, erzählt am Vormittag vor dem Kochen den ACES-Projekt-Kids davon. „Für uns ist die Begegnung mit Flüchtlingen ganz neu, in Ungarn sieht man fast keine“, meint Krisztina aus der Budapester Schule. „Dabei sind das genauso Menschen wie wir!“

„Ja, für den Gegenbesuch in Budapest im Jänner tun wir uns noch schwer, Flüchtlinge zu finden, die die in Ungarn sind, sind alle weggesperrt“, meinte eine der Lehrerinnen aus Budapest zum KiKu, aber über Organisationen der Zivilgesellschaft werden wir schon in Kontakt kommen. „Vielleicht laden wir auch noch wen ein, wer 1956 aus Ungarn flüchten musste und nach 1989 zurückgekommen ist.“ Da wurde ja der Grenzzaun, genannt „Eiserner Vorhang“ der West- und Osteuropa bis dahin trennte, zerschnitten.

http://project-solidarty.webnode.hu/

http://www.aces.or.at/project-detail?projid=888

Kommentare