Heftiges Stück Jugendlicher um Angst

Heftiges Stück Jugendlicher um Angst
Gewalt im und rund um den Turnsaal, Zwei Dutzend Jugendliche aus sechs Wr. Neustädter Schulen spielen "Die Angst spielt mit" im Rahmen von Macht Schule Theater

Am Beginn steht ein Video: Ein Mädchen wird zu Boden gerissen, einige Jugendliche, vor allem Burschen knien neben und auf ihr, Hände drücken auf ihr Gesicht, tun ihr Gewalt an, wie arge stellt sich erst in der folgenden Stunde heraus. Die Projektionswand wird hochgefahren und macht den Blick auf die Bühne dahinter frei – Garderobe eines Turnsaals, Umkleideräume für die Mädchen. In die schleicht sich ein Bursch ein. Er will mit seinem Smartphone Aufnahmen machen und versteckt sich, als sie kommen in einem Spind, belauscht private, persönliche, intime Gespräche. Wird entdeckt und als Reaktion im Blechkasten einfach eingesperrt.

Heftiges Stück Jugendlicher um Angst
Körperliche und psychische Gewalt in verschiedensten Situationen im Turnsaal (immer als Videos eingespielt) und drum herum – in der Kulisse der Garderobe – spielt sich in verschiedensten Situationen ab, nicht nur zwischen Burschen und Mädchen, sondern beispielsweise auch unter Mädchen, Mobbing, einem Mädchen wird das Tagebuch entwendet und lauthals unter viel Gelächter vorgelesen, auch jene Einträge, wo sie über die Gewalt des Vaters schreibt…

Zusammengewachsen

Rund zwei Dutzend Jugendliche aus sechs Wiener Neustädter Schulen haben – intensiv ab Ostern – mit dem theater.wozek erst, wie sie im Gespräch nach der heftigen Aufführung erzählen, „Szenen improvisiert und dann daran gearbeitet und erst später die einzelnen Szenen zu einem ganzen Stück zusammen gebaut.“ Verschiedenste Gewaltsituationen – darum und um ihre Vorbeugung geht es in den vom Bildungsministerium unterstützten österreichweiten Projekten (siehe Hintergrund) – wurden aufgegriffen. Und sehr arg, sehr überzeugend, sehr bewegend gespielt.

Perspektivenwechsel

Heftiges Stück Jugendlicher um Angst
Am heftigsten die Schluss-Szene, die nochmals zu der eingangs geschilderten Videoszene zurückführt, in der Lena vergewaltigt wird. Einzeln – alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet – nehmen die Beteiligten Stellung. Dem einen Typen ist scheinbar alles wurscht, er scheint sich wohl zu fühlen in der Rolle des coolen Checkers, der über alle herrscht, ein anderer fühlt sich scheiße, mitgemacht zu haben. Andere wollen nur wegschauen, nichts gesehen haben, wieder andere „rechtfertigen sich damit, es hätten ja alle mitgemacht „und was hätt’ ich denn machen sollen?“ Und Lena selbst: Aaaaaangst“ und „ich hab mich geschämt, weil ich es nicht verhindern konnte, jetzt bin ich nur wütend, weil ich mich nicht gewehrt habe, nicht weggerannt bin…“ Fast nicht auszuhalten ist als Zuschauer, dass nach jedem dieser Statements wie sie für verschiedene typische Haltungen stehen, immer wieder ansatzlos Partymusik und Tanz einsetzt.

„Uns hat’s geholfen“, sagen die jungen Schauspieler_innen übereinstimmend, „es ist für usn wie eine Pause, eine Entspannung aus der angespannten Situation“.
Und die Gruppe, die immerhin die Altersspanne von 13 bis 18 umfasst, ist so zusammengewachsen „wie eine richtig gute Familie“ und hat Theaterblut geleckt, „dass wir auf jeden Fall gemeinsam weiter machen wollen!“

Heftiges Stück Jugendlicher um Angst
Die Angst spielt mit
theater.wozek mit Jugendlichen der Wr. Neustädter Schulen
BG Zennergasse
HAK/HaSch
BRG Gröhrmühlgasse
HLM & BaKiP (Städtische Höhere Lehranstalt für Mode und Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik)
LBS (Landesberufsschule für kaufmännische Lehrlinge)
HTL

Ensemble:
Back Michaela, Brandstädter Stephanie, Crespo Cristina, Depisch Erika, Frcena Sonja, Hager Lukas, Hofbauer Melanie, Holzer Lisa, Hönigschnabl Carina, Immler Marlene, Ismajli Linda, Juterschnig Florian, Neumann Elena, Pietsch Jennifer, Reichel Denise, Reisner Paul, Schön Annika, Stadler Stefanie, Stadlmair Ella, Stockreiter Madlen, Swoboda Anna, Trimmel Kathi, Trittinger Andreas, Zeh Christine

Regie und Schreibwerkstatt: Karl Wozek
Schauspielcoach und Assistenz: Charly Vozenilek
Kamera/Schnitt: Stiglitz Valentin (Schüler),

Bis 18. April
SUB, 2700 Wr. Neustadt, Singergasse 6
Karten: tickets@theater-wozek.at
Telefon: 0664/73642502

Die bundesweite Theaterinitiative Macht|schule|theater ist ein Teilprojekt der Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur „Weiße Feder - Gemeinsam für Fairness und gegen Gewalt“ und Leitprojekt der Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für kulturelle Bildung an Schulen „Kunst macht Schule“. Durch die Abhaltung von Dialogveranstaltungen zum Thema „beteiligen und mitgestalten“ ist Macht|schule|theater auch in die „Aktionstage Politische Bildung“ eingebunden.
Ziel ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und Gewaltprävention sowohl von Seiten der bei den Produktionen mitwirkenden Schülerinnen und Schüler als auch von Seiten des jugendlichen Publikums.
Macht|schule|theater wird vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gemeinsam mit KulturKontakt Austria und DSCHUNGEL WIEN durchgeführt.

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