Gute Räuber, böse Heimleiterin

Fünf Personen mit Hüten posieren mit hölzernen Requisiten für ein Foto.
Kinderbuchklassiker, Animationsfilm, nun Theaterstück: "Tomi" Ungerers "Die drei Räuber" im Wiener Niedermair

Vielleicht angeregt von einem seiner zahlreichen Engagements in sozialen Projekten – unter anderem für jugendliche Straftäter – schrieb der französische Grafiker, Illustrator und Autor (nicht nur) von Kinderbüchern Jean-Thomas, genannt Tomi, Ungerer schon vor rund 50 Jahren „Die drei Räuber“.

Alles anders

Eine Gruppe von vier Personen in Kostümen posiert mit Holzrequisiten und einer gehäkelten Puppe.
Das Trio – wie sich am Ende herausstellt – ehemalige Kinder eines Waisenhauses, das von einer auf komische Alte spielenden Tyrannin geleitet wird – überfallen eine Kutsche. In der sitzt das junge Mädchen Tiffany. Sie soll in genau dieses Heim gebracht werden, weil ihre Eltern gestorben sind. Irgendwie spürt sie von Anfang an eine Zuneigung zum Räubertrio – und nicht nur eine abenteuerliche Abwechslung. Allerdings erkauft sich die Dauer-Fantasiegeschichten-Erfinderin deren Wohlwollen durch die Story vom reichen indischen Maharadscha, der ihr Vater sein soll, um ihnen anzubieten, sie gegen Gold einzutauschen.

Kinder an die Macht

Natürlich fliegt der Schwindel auf, und doch vermissen die Räuber nun das Mädchen, das sich daher auf den weiteren Weg zum Waisenhaus macht. Aus dem fast gleichzeitig Gregory und Nicholas abhauen, weil ihnen das Sklavendasein reicht. Klar, die drei treffen unterwegs aufeinander. Und wollen ins Heim, um es für sich und die anderen Kinder zu erobern und die Schreckschraube davon zu jagen…

Anlaufschwierigkeiten

Leider kommt das Stück – zumindest beim Lokalaugenschein des Kinder-KURIER - eher nur zäh in die Gänge. Erst relativ spät erreicht es sein (junges) Publikum, finden die Gags Anklang und Lacher. Dann aber reißt es die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer mit. Bei dieser Vorstellung allerdings gelang es nicht ganz, die Kinder zu Verbündeten der Ausreißer aus dem Heim zu machen. Die Autorität der süß-sauer lächelnden Kinderheim-Tyrannin reichte aus, um ihr die Opfer zu verraten.

Die drei Räuber nach Tomi Ungerer

Basierend auf dem Kinderbuch „Die drei Räuber“ von Jean-Thomas „Tomi“ Ungerer, Copyright © 1963 Diogenes Verlag AG Zürich und dem Drehbuch von Hayo Freitag zum gleichnamigen Film der Animation X Gesellschaft zur Produktion von Animationsfilmen (2007).

Regie: Michaela Obertscheider
Tiffany, das Waisenmädchen: Viktoria Hillisch
Die drei Räuber/ zwei Waisenknaben Gregory und Nicholas, ein Polizist: Martin Purth, Florian Werkgartner, Philip Wacker
Waisenhaustyrannin, „Tante“ : Michaela Obertscheider

Assistenz: Daniel Karanitsch, Katharina Gerlich
Musik: Wolfgang Peidelstein
Bühne und Kostüm: Katrin Gross

Wann & wo?

Bis 22. Dezember, freie Plätze erst ab 16. November
Jeweils Samstag und Sonntag, 16.30 Uhr
Niedermair, 1080, Lenaugasse 1a
Telefon: (01) 408 44 92
www.niedermair.at

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