Wenn du im Theater weinen und lachen musst

Eine Gruppe von Schauspielern auf einer Bühne vor einem roten Bühnenbild.
"Fremdenzimmer" im Dschungel Wien: Spiel, Tänze, Musik rund um Flucht - mit einigen unfreiwillig Gereisten

Verwirrung. Einmal ist die eine vorn, ein anderer hinten, wieder andere zwischen Zuschauerinnen und Zuschauern, die teilweise auf Teppichen am Boden sitzen dürfen/müssen. Samt Wechselbad der Gefühle, die von den sieben Akteur_innen auf, ja wo? Bühne gibt’s ja nicht wirklich, ausgehen und auch dadurch, dass sie teils ja mitten im Publikum erzählt und gespielt werden, auf dieses überspringen. An manchen Stellen ist dir zum Heulen, an anderen musst du zwangsläufig herzhaft (mit)lachen – am Ende wirst du zum Mitfeiern eingeladen.

Ein Mann mit Schal und Strickjacke steht vor einem türkisfarbenen Sofa.
Mit Verwunderung der Darsteller_innen über Weihnachten, „was Wein 8 ung?“, startet das knapp mehr als einstündige äußerst dichte Geschehen. Was da eigentlich gefeiert werde, ob das Fest überhaupt noch was mit dem ursprünglichen Gedanken zu tun habe und Fest in anderen Kulturkreisen, zum Beispiel auch das persische (und kurdische) Neujahrsfest zu Frühlingsbeginn wird erzählt. Und über speisen, die bei diesen und anderen Anlässen gekocht und gegessen werden sowie über die Tänze…

Mit reisen/flüchten

Die unterschiedliche geographische, kulturelle und sprachliche Herkunft der Darsteller_innen fließt immer wieder mit ein. Und dass mindestens zwei auch gar nicht freiwillig nach Österreich kamen, flüchten mussten. Gründe für Flucht, Verlust oder Ungewissheit über das Schicksal engster Angehöriger und nicht zuletzt die „Aufnahme“ hier werden live anschaulich gespielt, nachvollziehbar – zum echten Mitfühlen. „Zettel, Zettel, Zettel, was helfen mir eure vielen Zettel, ich brauche Hilfe!“

Vom Schmunzeln bis zum Lachen

Vier Schauspieler stehen auf einer dunklen Bühne.
Die eine oder andere Sequenz – nicht nur jene über Feste – führt zu Schmunzeln, ja Lachen, wenn absurde Auswirkungen vieler Bestimmungen durch ihre Benennung fast satirisch erscheinen, beispielsweise, dass Flüchtlinge, die ja unfreiwillig weit gereist sind, nicht verreisen dürfen.

Bei den Schlagzeilen der fiktiven Zeitungen „Das Blatt“, „Der Tag“ und „Planet“: „An allem sind die Fremden schuld“ singen die Darsteller_innen dazu: „Und glaubst du’s nicht, dann sind die Fremden schuld“. Da bleibt dann angesichts der gar nicht so starken Übertreibung, wenn reale Medien betrachtet werden, das Lachen eher im Hals stecken.

Zwei Männer sitzen auf einer Bühne, einer liegt, der andere hockt.
Fremdenzimmer
werk89
Ein Theaterstück von jungen Flüchtlingen gemeinsam mit Schauspieler_innen, Tänzer_innen und Musiker_innen. Über Geschichten von Menschen, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen mussten.

Idee, Konzept, Regie: Michael Alexander Pöllmann
Dramaturgie, Schreibwerkstatt: Flo Staffelmayr
Es spielen: Alireza Daryanavard, Hamayun Mohammed Eisa, Mahsa Ghafari, Ana Grigalashvili, Gintas Jocius, Salaheddine Najah
Musik: Theda Schifferdecker
Künstlerische Assistenz: Christine Beinl
Theaterpädagogik: Christina Rauchbauer
Ausstattung, Grafik: Amelie Loy
Dokumentation, Foto: Marija Jociute
Produktionsleitung, Kommunikation: Simon Hajós
Produktionsassistenz: Julia Hutter

Schirmherrschaft: österreichische UNESCO-Kommission.
In Zusammenarbeit mit Ute Bock/Bock auf Kultur, PROSA - Projekt Schule für Alle, der Brunnenpassage und dem Dschungel Wien.

Zwei Männer mit besorgten Gesichtsausdrücken schauen in die Ferne.
Wann & wo?
Bis 24. November
Dschungel Wien, 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01)522 07 20
www.dschungelwien.at

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