Lernen mit allen Sinnen

Ein Junge schaut von einem Schiff auf das Meer und die Küstenlinie.
„Mare nostrum - Ein Konzert. Eine Reise“ - Kids einer Schweizer Schule reisten nach Marokko. KiKu-Interview mit einer Schülerin und einem Schüler.

Eine traumhafte Reise übers Mittelmeer – real und musikalisch praktisch rund um dieses Gewässer, das drei Erdteile verbindet, bietet der rund einstündige Film „Mare nostrum - Ein Konzert. Eine Reise“. „Mare nostrum“ (Lateinisch für unser Meer) ist eine der vielen Bezeichnungen für das Mittelmeer von Gibraltar bis Latakia, von Triest bis Tobruq, von Istanbul bis Barcelona.

Traumhaft

Eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen steht auf einer Bühne vor einem Kreuz.
Konzert und Vorbereitungen
 
Ein Konzert mit berühmten Musikerinnen und Musikern, eine Reise mit Bussen und Schiff vom schweizerischen Buchs ins marokkanische Tal Ait Bouguemez – einen beeindruckenden „Hauch“ dessen, was die Kids erlebt haben, vermittelt dieser Film. An ihm haben die Kinder und Jugendlichen der Scuola Vivante im schweizerischen Buchs großen Anteil – nicht nur, weil es um ihre Teilnahme am Konzert und die Reise nach Marokko ging, sondern weil sie (mit-)gedreht und (mit-)geschnitten haben.

Der Film bringt aber nicht nur musikalische Stimmungen von Spanien über Italien, Griechenland, die Türkei, Israel bis nach Marokko rüber. Aus dem letztgenannten Land zeigt er auch die Begegnung von Kindern einer Schule mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz. Letztere haben sogar einen Gutteil des professionellen Films mit(gedreht).

Zwei Schüler_innen - Lia Secli und Quirin Novotny - schildern in einem Telefoninterview mit dem Kinder-KURIER mehr über die Reise, die Begegnungen, das Konzert und das Filmen - siehe weiter unten: Interview!

Treiben lassen

Eine Frau blickt aus dem Fenster eines fahrenden Autos auf eine grüne Landschaft mit Bergen im Hintergrund.
„Wir lassen uns treiben - vom Weg, der Landschaft, unseren Gedanken. Die Schönheit um uns herum, die muss man erleben, dafür gibt es keine Worte. Wir fahren stundenlang durch karge, staubige Landschaft und doch fühlt es sich an, wie eine Fahrt durch einen Moment. Irgendwann heute Abend kommen wir im Tal Ait Bouguemez, im Berberdorf der école vivante an“, heißt es in einem der Tagebucheinträge einer Schülerin der Scuola Vivante im schweizerischen Buchs, den sie auch im Film während einer Busfahrt sagt.

Ganzheitliches Lernen

Drei Personen sitzen an einem runden Tisch in einem hellen Raum und arbeiten.
So wohnlich wirkt die Schule in Buchs
Diese besondere Schule im Schweizerischen Buchs verzichtet auf Fächer, gearbeitet wird ohne Schubladen für Mathe, Deutsch und was sonst noch alles erlernt werden soll. Lernen erfolgt fächer- und grenz-überschreitend, vernetzt und vieles eben auch praktisch – beispielsweise einen Film zu drehen und zu schneiden, zu musizieren und mit allen Beteiligten in der Partnerschule in Marokko trotz Sprachbarrieren zu kommunizieren. Das Lernen ist so komplex, vielschichtig und vernetzt wie das Leben. Gut, es handelt sich dabei um eine Privatschule mit nicht unerheblichem Schulgeld (12.000 bis 18.000 Franken/Jahr – ca. 11.000 bis 16.500 Euro), aber es gibt ein Stipendiensystem, damit auch Kinder aus weniger begüterten Familien in den Genuss dieser ganzheitlichen Schulbildung kommen können.

Fotos von der Reise, dem Konzert sowie dem Filmen - siehe die beiden Bilderstrecken!

Mehr zum Film

Zur Homepage der Scuola Vivante

Zwei Schüler_innen aus Buchs, Lia Secli und Quirin Novotny, schildern dem Kinder-KURIER in einem Telefoninterview über ihre (bleibenden) Eindrücke.

„Die Reise selbst wird mir immer in Erinnerung bleiben, die Gefühle davon wird ich sicher nie mehr verlieren“, beginnt Lia Secli aus der 9. Schulstufe.
„Natürlich ist es von vornherein schon nichts Alltägliches, mit der halben Schule nach Marokko zu fahren“, ergänzt Quirin Novotny die Ausgangslage.
„Es war aber nicht nur die Reise, sondern auch das Verarbeiten danach, das Schneiden des Films, die das nochmals verstärkt hat“, so seine Kollegin.
„Co-Regisseurin und Cutterin Michelle Brun haben die 240 Stunden Material in einem extra Raum in der Schule geschnitten. Die Schüler_innen konnten die Verarbeitung mitverfolgen und waren bei einigen Arbeiten wie zum Beispiel dem Transkribieren der vielen Texte einbezogen“, ergänzt Schulleiter Jürg Mäder.

Diese Offenheit!!!

Auf die Frage nach den größten Unterschieden zwischen Buchs und Ait Bouguemez meinen die beiden Jugendlichen: „Die Menschen leben zwar in ärmlicheren Verhältnissen als bei uns in der Schweiz, aber sie sind viel offener. So wie die uns begegnet sind! Im Vergleich dazu sind wir ziemlich verschlossen. Diese Offenheit, diese Nähe war sehr speziell und sehr schön. Das hat uns auch sicher überrascht.“

Sie hätten zwar davon schon gehört – von einer anderen Gruppe aus ihrer Schule, die schon einmal in Marokko war. „Aber es ist eine Sache, davon erzählt zu kriegen und ganz was spezielles, das dann wirklich zu erleben!“

Mit Händen und Füßen

Eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen versammelt sich in einem Dorf in Marokko.
Die Verständigung erfolgte „auf Französisch und vor allem viel mit Händen und Füßen“, so die beiden Interviewpartner_innen – und natürlich über Lächeln und Gesichtsausdruck, „jedenfalls haben wir uns alle von Anfang an sehr gut verstanden“.

„Und ein paar Brocken Arabisch haben wir auch gelernt“, so Lia Secli. „Die Kinder aus Marokko haben uns zur Vorbereitung ein kleines Wörterheft zusammengestellt“, so Quirin Novotny. „Hängen geblieben ist aber nur mehr Shukran für danke und Salam bei der Begrüßung“, erinnern sich beide. „Und dass man sich zur Begrüßung auch auf die Wangen küsst und die ganz schön lang dauern kann, weil dann immer gefragt wird, wie’s der ganzen Familie geht und so.“

In der Musikwelt

Ein Ensemble spielt auf der Bühne vor Publikum mit Zithern und anderen Instrumenten.
Kids filmen
 
Neben der Reise nach Marokko und der Begegnung mit Schüler_innen und Lehrer_innen der école vivante, die nach ähnlichen Grundsätzen funktioniert wie die Schule in Buchs, macht das Konzert mit den vielen Top-Musiker_innen, namentlich Jordi Savall aus Katalonien, einen Gutteil des Films aus. Die Vorbereitungen und ein Konzert selbst, bei dem Schüler_innen mitspielten, „waren ein fantastisches Gefühl“, so Lia Secli und Quirin Novotny zum KiKu. „ Nicht nur der große Applaus am Ende des Konzerts – der war natürlich umwerfend, aber schon das gemeinsame proben und Spielen waren ein Vergnügen“, so die beiden am Telefon.

Übrigens, „das Filmen hat dabei gar nicht gestört, wir waren so ins unserer Musikwelt, dass wir das gar nicht mehr wahrgenommen haben. Außerdem wurde ja die ganze Zeit gefilmt. Das war schon ganz ein Teil des Geschehens.“

Hauptsächlich haben vier Jugendliche aus der Schule mit den Profis gefilmt, „aber wir haben alle eine kleine Einschulung bekommen und abwechselnd hat fast jede und jeder auch gedreht“, verraten die beiden dem KiKu.

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