(Eis-)kalte Suche nach Sinn

Zwei Männer sitzen auf Stühlen, einer mit Unterhemd und Flasche, der andere mit Jackett.
Rund um eine tiefgefrorene, langsam auftauende Gans spielt ein Bühnentrio fast existenzialistisch.

Eine noch eingefrorene Gans mitten auf der Bühne. Ein Nachttopf mit Getreidekörnern, ein Blechkübel, ein gläserner Aschenbecher, eine Glasflasche, ein Sessel, eine E-Gitarre – an den Rändern verteilt. Also eher leer. So leer wie sich die Hauptfigur Thazar fühlt, der mit seinem Auftritt den Tod der Gans betrauert: „Ich wollte dich nicht töten!“ Mit dem Einfrieren aber werde, so verspricht er ihr, werde alles wieder gut, die Verhältnisse würden sich stabilisieren. Die Anfangsszene steht für seine gesamte Suche, sein Sehnen – nach Stabilität, nach Halt in seinem Dasein und dem Leben, das ziel- und planlos ist. Im Wohlstand, in der langen Zeit des Friedens, fühlt sich der junge Mann verloren. Eine Anspielung an die EU?

Ein Mann bedroht einen anderen Mann mit einem Messer.
Sein älterer Kumpel, genannt Kater, scheint zufrieden zu sein: Gänse so weit das Auge reicht. Nur zu dürr seien sie. Sollten mehr fressen – immer wieder schleudert er Körner ins Publikum. Alles sei erreichbar trägt er seinem nach Sinn suchenden Freund an. Und offenbart unfreiwillig, selbst doch nicht so zufrieden zu sein, wie er vorgibt. Ein Krieg würde helfen, Struktur geben, meint dieser „Kater“.

Abwechslung ins ewige – vom System her gleich bleibende – Hin und her zwischen Sinnsuche und angeblicher Halt gebender Position bringt eine mehrmals kurz auftretende Frau namens Hilaria. Insbesondere in der phasenweise skurril bis fast garstig verlaufenden nahen Begegnung mit Thazar schwingen zum einzigen Mal echt wirkende Gefühle in der kalten Szenerie des Stücks mit.

Ein lachender Mann mit Unterhemd raucht eine Zigarette; im Hintergrund hängt ein Stück Fleisch.
X Jahre Kriegsfreiheit
Siegerprojekt des Nachwuchs-Theater-Wettbewerbes 2013
Koproduktion mit dem Theater Drachengasse

Text: Leon Engler
Regie: Michael Schlecht
Regieassistenz: Moritz Maliers
Schauspiel: Wojo van Brouwer, Steve Schmidt, Mira Tscherne
Live-Musik: Leon Engler

Wann & wo?
Bis 17. Mai, 20 Uhr
Theater Drachengasse, BAR&CO
1010, Fleischmarkt 22
Infos: (01) 513 14 44
drachengasse.at

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