Du siehst kaum spielende Kinder

Zwei Jungen in Anzügen spielen mit einem Fußball auf einem Platz.
Der in Wien lebende Fotograf Luca Faccio, der schon viele Projekte mit Jugendlichen gemacht hat, fotografierte in Nord- und Südkorea - Ausstellung im Wiener Künstlerhaus.

Links zwei Buben, die irgendwo auf der Straße am Beton Fußball spielen. Rechts zwei Jungs, die auf der Straße stehend in die Kamera lächeln. Beide Fotos wären gar keine so leichten Schnappschüsse gewesen, verrät Luca Faccio dem Kinder-KURIER. Das eine aus Pyongyang, das andere aus Seoul – ersteres die Hauptstadt Nord, zweiteres die von Südkorea. Seit fast einem Jahrzehnt bereist der in Wien lebende aus dem italienischen Genua stammende Fotograf als einer von ganz wenigen Journalist_innen Nordkorea. Das Land interessierte ihn, weil sich sonst fast niemand dafür zu interessieren schien, aber unter US-Präsident Bush als Teil der Achse des Bösen geadelt wurde. Just, als Faccio im Irak (zweites von drei Ländern dieser „Achse“; der Iran zählte noch dazu) unterwegs war.

Ähnliche Motive mal 2

Jungen spielen im Freien Fußball.
Nach mehreren Reisen und auch einer Ausstellung – sowohl in Wien als auch in Pyongyang – besuchte der Fotojournalist auch Südkorea. Mit den Bildern aus dem Norden im Kopf stachen ihm immer wieder auch ähnliche Motive ins fotografische Auge, die er mit der Analog-Mittelformatkamera festhielt. Im mittleren, großen Ausstellungsraum des Künstlerhauses in Wien sind jeweils parallele Fotos beider Koreas neben- oder übereinander zu sehen.

Schwer zu finden

Zwei Jungen stehen auf einer Straße und lächeln.
Zu den beiden Kinderbildern erklärt Faccio, der für die Wiener Jugendzentren immer wieder Kinder und Jugendliche nicht nur portraitiert hat, sondern auch mit jungen Fotografie-Interessierten Workshops durchführte dem Kinder-KURIER: „Für beide hab ich jeweils ungefähr ein Monat gebraucht. In Südkorea siehst du praktisch keine Kinder oder Jugendlichen auf der Straße. Von ganz früh bis ganz spät sind sie in der Schule oder in Nachhilfeeinrichtungen. Und in Nordkorea stehen, gehen oder sitzen sie entweder stramm.“

In den beiden kleineren Räumen getrennt nach den beiden Staaten (aber ein Volk, wie es der ehemalige österreichische, erste Botschafter vor Ort in Pyongyang im Buch zur Ausstellung beschreibt). Von jenem Ort im großen Saal, in dem in beide Räume zu sehen ist, findet sich je ein Soldatenfoto – als Symbol für die militärisch/politische Trennung der beiden Länder – seit nunmehr 61 Jahren.

Jahrzehntelange Familientrennungen

In einem weiteren Raum laufen Videos, die Luca Faccio – auch in beiden Staaten – gedreht hat. Berührend, wie ein alter Mann über Video Grüße an meine Schwester, wenn sie überhaupt noch lebt“ ausrichten möchte. Kein Kontakt, keine Information seit Jahrzehnten.

Abgesehen von einender zum Verwechseln ähnlich sehenden Wolkenkratzer-Landschaften oder riesigen herrschaftlichen Monumenten, stehen immer einzelne oder wenige Menschen im Fokus von Faccios Fotos – nie schnell ab„geschossen“, sondern so, dass sie ausstrahlen – hier gibt’s ein Vertrauensverhältnis zwischen Fotografierten und Fotografen, der ist an ihnen und ihrer Geschichte interessiert und nicht nur an einem cool wirkenden Schnappschuss.

Zwei Fotos zeigen Menschen vor Panzern in einem Museum oder einer Gedenkstätte.
Luca Faccio, Common Ground
Bis 23. Februar
Künstlerhaus
1010, Karlsplatz 5
(01) 587 96 63

Zur Künstlerhaus-Homepage
Mehr über die Ausstellung auf Faccios Homepage

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