Leben tauschen? Nein, teilen!

Szenenfoto aus "Krähe und Bär"
"Krähe und Bär oder: Die Sonne scheint für uns alle" - ein genial gespieltes, tolles Stück über Freiheit, teilen und Zäune.

So krass war Bühne von Publikum im Dschungel Wien noch nie getrennt wie beim jüngsten Stück „Krähe und Bär“. Baustellen-Gitter steht fürs das Gefängnis des Bären, sprich Zoo. Schon wie er da sitzt! Am Gitterzaun, Melodica spielend. In sich versunken, abweisend. Viel eingesperrter/sich einsperrender als es irgendein Käfig könnte. Und da kommt eine Krähe daher, quasselt ihn voll, stolpert und fällt in sein Schwimmbecken. Jetzt soll er sie gar retten. Ach! Wie die nervt. Na gut, dann rett‘ ich sie halt. Aber red‘ mich ja nicht an! Das drückt der griesgrämige Bär, vielmehr natürlich sein Darsteller, durch jede seiner Bewegungen aus. Mehr noch als durch die Worte. Da kann sich die Krähe(n-Darstellerin) noch so bemühen.

Annäääääääherung

Leben tauschen? Nein, teilen!
Szenenfoto aus "Krähe und Bär"
Natürlich kommt es wie es kommen muss – anders würd’s ja wahrscheinlich kein Stück geworden sein. Nach laaaaaanger Zeit, viel Bemühen und weil die Krähe irgendwann beweist, dass es ihr nicht nur ums Futter erbetteln geht, sondern wirklich was an dem Bären liegt, beginnt der sich zögerlich zu öffnen. Von Freiheit träumt er ja sowieso. Auch wenn sie ihm das ziemlich aussichtlos erscheint. Die Versuche von Krähe Meer und Himmel an die Mauer zu malen, kontert er mit den realistischen schwarzen Strichen der Gitterstäbe.

Der „Trick“: Ein Mittel der Schlange lässt sozusagen ihre Wesen tauschen: Bär wird krähe und umgekehrt. Krähenbär freut sich, drei Mal täglich einen Kübel voll Futter zu kriegen, Bärenkrähe daran, unbegrenzt fliegen zu können. Doch nun muss er um sein Futter ringen/kämpfen, ist da und dort unerwünscht. Und eine Krähe hackt der anderen offenbar doch ein Auge aus... und Krähenbär droht zu verfetten...

Freiheit

Leben tauschen? Nein, teilen!
Szenenfoto aus "Krähe und Bär"
Krähe und Bär“ – mit dem Untertitel „Oder: Die Sonne scheint für uns alle“ ist aber keine „Oh, wie schön ist Panama“-Geschichte mit dem Schluss: zu Hause ist’s am schönsten. Diese beiden – genial von Viviane Podlich und Sven Kaschte gespielt, haben bei ihrem „Ausflug“ ins jeweils andere Ich ja nicht nur die Nach-, sondern auch die Vorteile kennen gelernt. Und sie haben im Laufe der rund eineinviertel Stunden (ein bissl zu lang, um die Mitte herum wären Kürzungen nicht schlecht gewesen) eine wunderbare Freundschaft gewonnen. Und der schlaue Bär hat vor seiner Rückkehr in den Käfig sicherheitshalber dem Wärter noch den Schlüssel geklaut. So kann er jederzeit wieder in die Freiheit spazieren.

Nicht das Leben tauschen, aber es zu teilen ist – nicht nur – ihr Glück.

Leben tauschen? Nein, teilen!
Szenenfoto aus "Krähe und Bär"
Krähe und Bär oder: Die Sonne scheint für uns alle
Dschungel Wien
Schauspiel, Figurentheater, 70 Minuten, ab 8 J.

Autor: Martin Baltscheit
Regie: Julia Burger
Spiel: Viviane Podlich, Sven Kaschte

Bühne, Kostüm: Nora Pierer
Theatermalerei: Marion Tervoort
Dramaturgie: Marianne Artmann
Licht: Ines Wessely
Regieassistenz: Fidelis Hochstetter
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH, Hamburg

Wann & wo?
Bis 10. April
Dschungel wien, 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20
www.dschungelwien.at

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