Ein wuchtiges Teil, das an eine Art Mittelding aus Baukran und Schaukel erinnert dominiert die Bühne. Rundum weißes Pulver auf dem Tanzboden. An einer Seite des Bühnenrandes stehen kleine, schwer wirkende Gewichte ein bisschen in der Form von Kuhglocken. Schon dieses Ambiente beim Betreten der „Probebühne“ im Dschungel Wien weckt Neugier. Und das passt zu den folgenden 50 Minuten dokumentarischen Theaters.
Die Story, die die drei Schauspielerinnen und Tänzerinnen mit wenigen Worten, einigen projizierten privaten Fotos und vielen Bewegungen erzählen, ist die der
Maria Ebel, einer Wissenschafterin der Technischen Physik, Expertin für Photoelektronenspektroskopie und einer der ersten und in ihrer Zeit ganz wenigen Studentinnen und danach noch weniger Forscherinnen dieses Fachgebietes. Nach einem USA-Aufenthalt brachte sie das erste Photoelektronenspektrometer nach
Europa. Das Stück fokussiert vor allem auf die persönlichen wichtigen Jahreszahlen des Lebens der vormaligen Universitätsprofessorin. Die werden dann tänzerisch, teils verspielt, mit der einen oder anderen mathematischen Formel oder physikalischen Erkenntnis verknüpft. So wird etwa der alte Kamerakran (um einen solchen handelt es sich bei dem eingangs beschriebenen Ding) in Drehung versetzt und eine der Akteurinnen zieht beim Formulieren der Formel für den Kreisumfang (2π mal Radius) an einem Ende sitzend Kreise in den Gips (das weiße Pulver). Beim Montieren von einigen der Gewichte am anderen Ende des Kamerakrans werden physikalische Grundsätze von der Erhaltung der Masse, vom Verhältnis zwischen Masse und Energie bis hin zu gegenseitigen Anziehungskräften und dem Urknall so nebenbei erklärt.
Um letztlich aber trotz der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse eine darüber hinausgehende festzuhalten: All die Zahlen, Daten und Fakten können nicht alles i leben erklären, beispielsweise, weshalb sich zwei Menschen lieben. Wenngleich die „Oma“ (Regisseurin
Sara Ostertag ist
Maria Ebels Enkelin) nach ihrem Leben befragt meinte, ihre Heirat sei einfach eine Vernunftsache gewesen. Der Opa zählte übrigens bei der Frage nach seiner ersten Verliebtheit
Fahrräder und danach Mopeds auf.
Gegen Ende kommt auch vor, dass sich die Oma an vieles nicht mehr so genau erinnern kann, manches durcheinander bringt und bei Fotos nicht einmal mehr sicher ist, ob es sich um sie selbst oder doch nicht handelt. Wurden anfangs die Fotos auf die Körper der Darstellerinnen projiziert, gegen Ende verdunkeln die Darstellerinnen die an die Wand „geworfenen“ Bilder, verdunkeln sozusagen auch optisch die Erinnerungen.
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